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31.01.2023

17:41

Pharmakonzern

Pfizers Covid-Umsatz schrumpft stark, bleibt aber ein Milliardengeschäft

Von: Siegfried Hofmann

Der Branchenführer der Pharmaindustrie verspricht nach der Delle im laufenden Jahr eine langfristige Wachstumsphase. Auch Biontech könnte damit auf weitere Milliardenerträge aus dem Covidgeschäft hoffen.

Der US-Pharmakonzern machte 2022 einen Branchen-Rekordumsatz von 100,3 Milliarden Dollar. Bloomberg via Getty Images

Pfizer

Der US-Pharmakonzern machte 2022 einen Branchen-Rekordumsatz von 100,3 Milliarden Dollar.

Frankfurt Nach einem Rekordjahr 2022 mit dem branchenweiten Rekordumsatz von 100,3 Milliarden Dollar erwartet der US-Pharmakonzern Pfizer im laufenden Jahr einen deutlichen Umsatz- und Gewinnrückgang. Das werde laut Mitteilung des Unternehmens vor allem am schrumpfenden Geschäft mit Covidmedikamenten liegen.

Für das Jahr 2023 rechnet Pfizer entsprechend mit einem um etwa ein Drittel sinkenden Gesamterlös von 67 bis 71 Milliarden Dollar. Der Pharmakonzern erwartet zudem mit 3,25 bis 3,45 Dollar nur noch halb so viel Gewinn je Aktie wie im Vorjahr.

Das restliche Pharmageschäft werde zwar voraussichtlich mit sieben bis neun Prozent solide organisch wachsen. Doch die Coronawirkstoffe trugen 2022 zusammen fast 57 Milliarden Dollar zum Umsatz bei.
Bei dem Covidmedikament Paxlovid erwartet der Konzern 2023 nun einen Umsatzrückgang um 43 Prozent auf acht Milliarden Dollar, bei dem gemeinsam mit Biontech entwickelten Impfstoff Comirnaty sogar einen Rückgang um etwa zwei Drittel auf 13,5 Milliarden Dollar.

Damit zeichnet sich auch für den deutschen Kooperationspartner Biontech ein entsprechend starker Rückgang der Erlöse auf schätzungsweise fünf bis sechs Milliarden Euro im laufenden Jahr ab. Für 2022 rechnete Biontech noch mit einem Umsatz von 16 bis 17 Milliarden Euro, die genauen Zahlen legt das Mainzer Biotech-Unternehmen erst Ende März vor.

Kombinierter Covid-Grippe-Impfstoff in Planung

Der größte Teil der Biontech-Erlöse besteht aus Ertragsanteilen, die dem Unternehmen aus der Partnerschaft mit Pfizer zustehen. Investoren reagierten am Dienstag leicht enttäuscht auf die Guidance des US-Konzerns. Die meisten Analysten hatten bisher sowohl für das Covidgeschäft als auch für den Gesamtkonzern einen höheren Umsatz im Jahr 2023 erwartet.

Im Schnitt lagen die Umsatzschätzungen der Experten zuletzt bei rund 76 Milliarden Dollar. Die Pfizer-Aktie gab am Dienstag im frühen Handel leicht nach, während Biontech nahezu unverändert notierte.

Grafik

Pfizer-Chef Albert Bourla erwartet, dass das Covidgeschäft trotz des Einbruchs im laufenden Jahr längerfristig eine milliardenschwere Einnahmequelle bleiben wird. 2023 werde aus seiner Sicht wohl bereits der Tiefpunkt des Geschäfts erreicht sein, in den nächsten Jahren seien wieder höhere Erlöse zu erwarten.

Bourla stützt seine Prognose auf die Annahme, dass die staatlichen Vorratsbestände an Impfstoffen 2023 aufgebraucht sein werden und sich die Covid-Impfquote in der US-Bevölkerung von 24 Prozent in diesem Jahr nach und nach wieder auf Werte von etwa 50 Prozent erhöht. Zu einer wieder steigenden Impfquote soll ein kombinierter Covid-Grippe-Impfstoff beitragen, an dem Pfizer und Biontech bereits arbeiten.

Biontech könnte die Forschung dauerhaft aus dem Geschäft finanzieren

Bestätigen sich die Erwartungen des US-Konzerns, würde das Covidgeschäft dem Partner Biontech dauerhaft mehrere Milliarden Euro Ertrag und Cashflow im Jahr einbringen. Das Biotech-Unternehmen könnte damit seine aufwendigen Projekte in der Krebsforschung ganz oder überwiegend aus dem laufenden Geschäft finanzieren, ohne die Cash-Reserven von aktuell knapp 21 Milliarden Euro zu verwenden. Im vergangenen Jahr gab Biontech etwa 1,5 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung aus.

Auch Pfizer erhält durch die Coviderträge aus dem Jahr 2022 Rückhalt für den Ausbau des übrigen Pharmageschäfts. Der ausgewiesene Nettogewinn stieg um 43 Prozent auf gut 31 Milliarden Dollar, der um Sonderfaktoren bereinigte Gewinn erhöhte sich laut Pfizer sogar um fast zwei Drittel auf 37,7 Milliarden Dollar.

Der US-Konzern erzielte damit 2022 den bisher höchsten Umsatz und Gewinn in der Geschichte der Pharmaindustrie. Bourla will die Finanzstärke nutzen, um den Branchenführer nach der Delle 2023 wieder auf einen langfristigen Wachstumskurs zu führen. „Die Kombination der bevorstehenden Produkteinführungen und die erwarteten Beiträge aus Akquisitionen und Allianzen haben das Potenzial, die Firma auf einen robusten Wachstumspfad für den Rest des Jahrzehnts und darüber hinaus zu bringen“, erklärte er.

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