Das Start-up des ehemaligen Tesla-Deutschlandchefs hat nun insgesamt innerhalb weniger Monate 300 Millionen Euro eingesammelt. Auch Porsche legt noch einmal nach.
Philipp Schröder
Der Unternehmer will die Energiewende beschleunigen.
Bild: 1Komma5
Stuttgart, Düsseldorf Das Hamburger Start-up 1Komma5 Grad hat neue prominente Investoren gewonnen und erhöht seine Prognose. Die Plattform, die es jedem Menschen ermöglichen will, klimaneutral zu leben, hat jetzt zusätzlich mehr als 200 Millionen Euro bei Investoren eingesammelt, wie Gründer Philipp Schröder, früher Deutschlandchef von Tesla, dem Handelsblatt sagte. Damit erhöht sich der Investitionsrahmen des vor neun Monaten gegründeten Unternehmens auf 300 Millionen Euro.
Das Venture-Capital-Konsortium besteht aus eCapital, BTOV Ventures, Porsche Ventures, der französischen Eurazeo, Blue Elephant Ventures sowie jetzt auch den Familien Haniel und Schürfeld. „Wir werden die Mittel für weitere Zukäufe, Investitionen in die Digitalisierung und die Entwicklung unserer Energie-IOT-Plattform nutzen“, sagte Schröder. Das Start-up sieht den Engpass bei der Energiewende in der Umsetzung vor Ort und in der Digitalisierung.
1Komma5 will Photovoltaikanlagen, Stromspeicher, Ladeinfrastruktur für Elektroautos und auch Wärmepumpen vom Produkt über die Installation bis hin zum grünen Stromvertrag aus einer Hand anbieten. Wichtigstes technisches Projekt ist ein IoT-Modul zur Steuerung und Vernetzung der verschiedenen Komponenten. Es soll am 28. April in Berlin vorgestellt werden.
Und damit macht Schröder genau das, was Investoren und auch Kunden zurzeit immer mehr fordern. Anbieter von Solaranlagen, Speichern und Wärmepumpen berichten von einem regelrechten „Run“ auf erneuerbare Energien. Der Photovoltaikanbieter Zolar hatte schon Ende vergangenen Jahres ein Wachstum von 300 Prozent verzeichnet. „Jetzt sehen wir, wenn man nur Februar und März mit dem Vorjahr vergleicht, noch mal eine Verzehnfachung“, berichtet Zolar-Gründer Alex Melzer.
Mit einer eigenen Solaranlage in Kombination mit einem Speicher können Hauseigentümer dagegen einen Teil ihrer Energie selbst deutlich günstiger produzieren. Bei Solaranlagen, Speichern und Wärmepumpen rechnen Branchenvertreter das zweite Jahr in Folge mit zweistelligen Wachstumszahlen.
Photovoltaik
Immer mehr Menschen wollen erneuerbare Energien selbst nutzen.
Bild: obs
Schröder will mit seinem Unternehmen nun die komplexen Vorgänge für Kunden einfacher gestalten, um so insgesamt die Energiewende zu beschleunigen. Diese Mission steckt schon im Firmennamen: Der steht für das globale Ziel, den Temperaturanstieg der Erde unter 1,5 Grad zu halten.
Um Beratung und Service aufzubauen, kauft sich 1Komma5 Grad mehrheitlich bei größeren Handwerksunternehmen ein. Diese opfern zwar ihre Eigenständigkeit, bekommen dafür aber Anteile an dem Start-up und den Serviceeinnahmen sowie Zugang zu Vernetzung sowie Soft- und Hardware. Acht größere Betriebe wurden schon übernommen. In diesem Jahr sollen zehn weitere hinzukommen.
Im Jahr 2030 will Schröder 80 Handwerksbetriebe akquiriert haben. Bis dahin sollen in Europa 1,5 Millionen Gebäude durch die Plattform mit CO2-neutraler Technologie für Strom, Wärme und Mobilität versorgt und vernetzt werden. Ziel ist die Marktführerschaft. Bislang hat das Unternehmen rund 35.000 CO2-neutrale Energiesysteme verkauft und installiert.
Im zweiten Halbjahr 2021, den ersten Monaten des Bestehens, hatte das Unternehmen 23 Millionen Euro Umsatz erzielt. Das Umsatzziel für dieses Jahr setzte Schröder jetzt deutlich nach oben. Statt bislang 150 Millionen Euro erwartet er jetzt 200 Millionen Euro Umsatz. Damit wächst 1Komma5 schneller als Konkurrenten wie Enpal, das schon länger als fünf Jahre am Markt ist. Enpal gilt mit einer Investorenbewertung von mehr als einer Milliarde Dollar als erstes grünes Einhorn in Deutschland.
Aber auch an der Erneuerbaren-Branche gehen die Verwerfungen in der Weltwirtschaft nicht spurlos vorbei. So rechnen viele Unternehmen trotz der hohen Nachfrage im Laufe des Jahres mit spürbaren Einschnitten durch Lieferkettenprobleme und steigende Rohstoffpreise. Die Preise steigen auch bei den grünen Unternehmen um die zehn Prozent. Auch der Fachkräftemangel ist ein Thema, was die Beschleunigung des Ausbaus bremst.
Schroeder ist trotzdem optimistisch, dass es für 1Komma5 in dem Tempo weitergeht. Er verlässt sich bei seinem aktuellen Projekt immer mehr auf ein Netzwerk alter Weggefährten: eCapital war bereits der erste Investor bei der Sonnen GmbH, wo neben Philipp Schröder auch COO Jannik Schall und Sascha Koppe führende Manager waren. Im Zuge der jüngsten Finanzierungsrunde wurde mit Christoph Ostermann nun auch der Gründer und ehemalige CEO von Sonnen als Mitglied des Aufsichtsrats berufen.
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×