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27.02.2023

17:10

Rüstungsindustrie

Panzergetriebehersteller Renk plant Börsengang

Von: Arno Schütze, Martin Murphy

PremiumInvestor Triton könnte den Hersteller von Panzergetrieben zurück an die Börse bringen. Denn seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs wächst das Geschäft rasant.

Noch vor wenigen Jahren hatte Renk geplant, das Rüstungsgeschäft zurückzufahren. AP

Leopard-2-Panzer der Bundeswehr

Noch vor wenigen Jahren hatte Renk geplant, das Rüstungsgeschäft zurückzufahren.

Frankfurt, Berlin Der Panzergetriebehersteller Renk soll an die Börse gehen. Finanzinvestor Triton, der vor drei Jahren eingestiegen war, treibt erste Vorbereitungen für einen Börsengang oder einen Verkauf der Firma voran. Die Private-Equity-Gesellschaft habe sich für die drei Banken Citi, Deutsche Bank und JP Morgan als Organisatoren eines möglichen Deals entschieden, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen. Renk könnte bei der Transaktion mit 2,5 bis drei Milliarden Euro bewertet werden.

Für Renk wäre es eine Rückkehr an den Aktienmarkt. Die Firma war jahrelang an der Börse notiert, bis Triton Renk 2020 für gut 700 Millionen Euro gekauft und aus dem Handel genommen hatte.

Renk teilte am Montag mit, das Unternehmen und sein Eigentümer prüften aktuell verschiedene strategische Alternativen, um die weitere positive Entwicklung und das Wachstum des Unternehmens zu unterstützen. „Ein Börsengang gehört zu den möglichen Optionen“, so das Unternehmen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt seien jedoch noch keine Entscheidungen getroffen worden. Triton und die Banken lehnten Stellungnahmen zu einem möglichen Börsengang oder Verkauf ab.

Die Zeit scheint aber günstig: Mit dem Krieg in der Ukraine ist das Interesse am Rüstungssektor massiv gewachsen. Ein schneller Gang aufs Parkett oder Verkauf sei trotzdem nicht zu erwarten, hieß es. Frühestens gegen Ende des Jahres könne es für den Komponentenfertiger für Fahrzeuge und Kampfpanzer aus Augsburg so weit sein, heißt es aus informierten Kreisen. Denn der Investor hofft darauf, dass auch das allgemeine Börsenumfeld sich bessert.

Beim bisher einzigen Börsengang des Jahres, dem des Internetdienstleisters Ionos, notieren die Aktien weiterhin unter Ausgabekurs. 2022 gab es keine nennenswerten Neuemissionen – mit Ausnahme von Porsche. Allerdings gilt der IPO des Sportwagenbauers als Sonderfall, da für dessen Eigentümer der Emissionspreis kaum eine Rolle spielte. Im derzeitigen Umfeld tun sich Neuemittenten schwer, Anleger von ihren Aktien zu überzeugen, und Investoren verlangen hohe Abschläge.

Renk gehörte lange zu MAN und später zum Volkswagen-Konzern. Noch vor wenigen Jahren hatte das Unternehmen geplant, das Rüstungsgeschäft zurückzufahren. Denn Geldgeber richten sich bei ihren Investitionen stärker nach den sogenannten ESG-Kriterien. ESG steht für die Aspekte Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und gute Unternehmensführung. Rüstungskonzerne waren nach diesen Maßstäben bei professionellen Anlegern darum nicht sonderlich gefragt.

Renk-Getriebe finden sich in vielen Kampfpanzern

Doch mit dem Ausbruch des Ukrainekriegs hat sich die Lage massiv verändert. Das Geschäft mit Panzerherstellern steht wieder im Mittelpunkt. Die Getriebe von Renk werden in allen westlichen Kampfpanzern verbaut, etwa den Modellen Leopard, Challenger, Abrams oder Israels Merkava. Renk-Getriebe finden sich auch in den Schiffen von Seestreitkräften.

Renk profitiert ähnlich wie andere Rüstungshersteller von einer deutlich gestiegenen Nachfrage. Während das Geschäft von Renk über die vergangenen zehn Jahre eher stagnierte, sprang der Umsatz zuletzt in die Höhe. Nach Unternehmensangaben erwartet die Renk GmbH, die derzeit 3400 Mitarbeiter beschäftigt, für 2022 Erlöse von 850 Millionen Euro. Renk hatte zuletzt einige kleinere Wettbewerber aufgekauft, darunter den kanadischen Hersteller von Federn für Militärfahrzeuge, General Kinetics, und den Bereich Combat Propulsion Systems von L3Harris Technologies.

Die gesamte Rüstungsindustrie, die jahrelang vor allem vom stark kontrollierten Exportgeschäft abhängig war, erwartet Großaufträge aus Deutschland und europäischen Ländern. Dabei geht es nicht nur um den kurzfristigen Bedarf an Rüstungsgütern in der Ukraine. Experten gehen davon aus, dass die Rüstungsindustrie über Jahre hochgefahren werden muss, um die Ukraine und ihre Verbündeten auch nach einem Kriegsende dauerhaft wehrfähig zu halten.

Vor wenigen Tagen hatte der Bundestag der Bundeswehr Rüstungsprojekte im zweistelligen Milliardenvolumen genehmigt, unter anderem die Beschaffung von F-35-Kampfflugzeugen aus den USA.

Doch die Unternehmen in dem hart regulierten Geschäft pochen auf Sicherheiten. Einerseits dürfen sie ohne Aufträge gar keine Waffen und Munition auf Vorrat produzieren. Andererseits heißt es in Hintergrundgesprächen, dass ein rasches Kriegsende den politischen Rückhalt für die Industrie und die erhofften Etatsteigerungen schnell wieder auflösen könnte. SPD-Chef Lars Klingbeil hatte in diesem Zusammenhang einen „Pakt mit der Rüstungsindustrie“ gefordert. Derzeit laufen Gespräche über langfristige Rahmenverträge.
Mitarbeit: Larissa Holzki

Erstpublikation: 23.02.23, 14:39 Uhr. Erweitert um Renk-Stellungnahme am 27.02.2023

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