ABB-Chef Björn Rosengren will weitere Geschäftsfelder abspalten und hat das Margenziel des Konzerns angehoben. An der Börse kommen die Pläne gut an.
ABB-Ladesäulen
Eine neue Schnellladestation soll der Konzerntochter zu neuem Wachstum verhelfen.
Bild: via REUTERS
Zürich Der Industriekonzern ABB will sein Geschäft mit Ladesäulen für Elektroautos im ersten Halbjahr 2022 in der Schweiz an die Börse bringen. Das kündigte ABB-Chef Björn Rosengren am Dienstag auf dem Kapitalmarkttag des Unternehmens an.
Bis zum ersten Quartal kommenden Jahres sei die rechtliche Abspaltung der E-Mobility-Tochter abgeschlossen. Gute Marktbedingungen vorausgesetzt, könnte einer der Marktführer für Stromtankstellen noch im Sommer als eigenständiges Unternehmen an die Börse gehen, ergänzte Rosengren.
Die E-Mobility-Sparte soll mit dem frischen Geld der Investoren den Wachstumskurs beschleunigen. ABB will jedoch die Mehrheit an dem Unternehmen behalten. Zur möglichen Bewertung hat sich der CEO bislang nicht geäußert. Sie könnte bei rund drei Milliarden Dollar liegen, wie Reuters unter Berufung auf Insider meldete.
Zudem setzt Rosengren den Konzernumbau fort: Wie er am Dienstag bekannt gab, steht auch das Geschäft mit Konvertern und Stromwandlern zur Disposition. Die elektrotechnischen Bauteile kommen immer dort zum Einsatz, wo Gleichstrom in Wechselstrom umgewandelt werden muss, etwa in Stromnetzen.
ABB hat zum Beispiel Konverter für die Windkraftindustrie oder Eisenbahnen produziert. Die Division war Teil des Geschäftsbereichs Elektrifizieren – der einzige Bereich, in dem die Marge zuletzt leicht gesunken war.
Zuvor hatte ABB bereits das Turbolader-Geschäft zum Verkauf gestellt, weil es mit seinem Fokus auf Dieselaggregate keinen Platz mehr in der auf grüne Mobilität ausgerichteten Strategie von Rosengren hatte. Im November hatte ABB zudem das Geschäft mit mechanischen Antrieben verkauft.
Rosengren will durch den Umbau Wachstum und Profitabilität steigern und den Industriekonzern auf die Zukunftsthemen grüne Mobilität, Elektrifizierung, Automation und Robotik ausrichten. Daher hat der ABB-Chef ambitioniertere Ziele ausgelobt: Mittelfristig will das Unternehmen den Umsatz um vier bis sieben Prozent pro Jahr steigern. Bisher hatte das Unternehmen als Zielmarke drei bis fünf Prozent jährlich ausgelobt.
Auch bei der Profitabilität setzt Rosengren höher an: Er will eine Marge von mindestens 15 Prozent erreichen – das ist am oberen Ende des bisher ausgegebenen Zielkorridors von 13 bis 16 Prozent Umsatzmarge.
„Die Auftragssituation ist weiterhin robust, und wir erwarten eine positive Marktdynamik im Geschäftsjahr 2022“, sagte Rosengren. Er stellte die Aktionäre jedoch auch auf Dämpfer beim Wachstum ein: „Wir müssen weiterhin die Störungen in der Lieferkette bewältigen.“ Dies werde das Geschäft im vierten Quartal und auch Anfang kommenden Jahres noch beeinflussen.
Unter Rosengren hat die ABB-Aktie zuletzt einen deutlichen Höhenflug verzeichnet. Seit seinem Amtsantritt im März 2020 hat die ABB-Aktie um fast 80 Prozent von etwa 18 Schweizer Franken auf 33 Franken zugelegt. Vor dem Ausbruch der Coronakrise notierte die Aktie des Industriekonzerns bei rund 22 Franken.
Die Börse konnte Rosengren mit seiner Strategie bereits überzeugen – und auch bei den Analysten kommt die Neuausrichtung des Schweizer Traditionskonzerns gut an. Mark Diethelm, Analyst bei Vontobel, hält das angehobene Margenziel noch immer für konservativ. Zudem sieht er Spielraum für höhere Dividenden. Als Zwölf-Monats-Preisziel hat er daher 40 Franken ausgelobt, das entspricht einem Aufwärtspotenzial von 20 Prozent.
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