Der Chef von Thyssen-Krupp Steel Europe sieht die Branche vor großen Herausforderungen. Die Stahlunternehmen müssen ihre Prozesse komplett umbauen.
Bernhard Osburg
Der Chef von Thyssen-Krupp Steel Europe sagte: „2023 muss das Jahr der Umsetzung werden.“
Bild: IMAGO/Rupert Oberhäuser
Berlin Bernhard Osburg, Vorstandschef der Thyssen-Krupp Steel Europe AG, übernimmt am Donnerstag beim Neujahrsempfang der Stahlindustrie in Berlin den Staffelstab von Hans Jürgen Kerkhoff als Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Die Branche stehe „vor immensen Herausforderungen, um die Transformation zur Klimaneutralität zu bewältigen“, sagte Osburg dem Handelsblatt. „Wir sind bereit, diese Herausforderungen anzunehmen. Dabei geht es um massive Investitionen in neue Produktionsprozesse.“
Die Stahlunternehmen müssen ihre Prozesse komplett umbauen. An die Stelle der Hochöfen treten in der Primärstahlroute Direktreduktionsanlagen, die mit Wasserstoff betrieben werden können. Die Sekundärstahlroute, also das Einschmelzen von Stahlschrott in Elektrostahlöfen, muss künftig komplett mit Strom aus erneuerbaren Quellen betrieben werden. In beiden Fällen steht damit klimaneutraler Stahl am Ende der Produktionsprozesse.
Die Umstellung erfordert Milliardeninvestitionen. Unternehmen wie Thyssen-Krupp, Salzgitter oder Arcelor-Mittal haben die entsprechenden Investitionen bereits beschlossen und zum Teil mit der Umsetzung begonnen. Doch sie brauchen die Unterstützung der Politik, da der klimaneutrale Stahl zunächst auf dem Weltmarkt nicht wettbewerbsfähig sein wird.
Osburg sagte, die Unternehmen begrüßten die Bereitschaft der Politik in Brüssel, im Bund und in den Ländern, die Stahlbranche bei der Bewältigung des Transformationsprozesses zu unterstützen. „Wichtig ist aber, dass nun auch rasch die noch ausstehenden Entscheidungen getroffen werden. 2023 muss das Jahr der Umsetzung werden“, sagte er. Für die Unternehmen kommt es darauf an, dass aus Zusagen und einzelnen Zahlungen, etwa für Pilotprojekte, ein verlässlicher Mittelzufluss wird.
Dabei steht insbesondere die Bundesregierung im Wort. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat der Stahlbranche zweistellige Milliardenbeträge in Aussicht gestellt. Instrument der Wahl sind Klimaschutzverträge mit einer Laufzeit von 15 Jahren. Sie sollen die Mehrkosten der Unternehmen im Vergleich zu konventionellen Produktionsmethoden ausgleichen. In diesem Jahr sollen die ersten Verträge geschlossen werden.
Osburg arbeitet seit 2000 bei Thyssen-Krupp, seit 2021 ist der studierte Maschinenbauer Vorsitzender des Vorstands von Thyssen-Krupp Steel Europe. Hans-Jürgen Kerkhoff war 14 Jahre lang Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl und geht nun in den Ruhestand.
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×