Der Autobauer und die IG Metall haben sich auf einen neuen Haustarif geeinigt. Dieser beschert 125.000 VW-Beschäftigten einen kräftigen Lohnaufschlag.
Hamburg Die 125.000 Beschäftigten bei Volkswagen in Westdeutschland erhalten angesichts der hohen Teuerung einen kräftigen Lohnaufschlag. Man habe sich am frühen Mittwochmorgen nach einem mehr als zwölfstündigen Verhandlungsmarathon auf einen neuen Haustarifvertrag geeinigt, teilte die IG Metall mit.
Dieser sieht Einkommenserhöhungen in zwei Stufen um insgesamt 8,5 Prozent sowie eine Einmalzahlung von 3000 Euro netto bei einer Laufzeit von 24 Monaten vors ,Damit orientiert sich der Haustarif an dem in Baden-Württemberg für die Metall- und Elektroindustrie erzielten Pilotabschluss.
VW bestätigte die Einigung. Verhandlungsführer Arne Meiswinkel erklärte: „Wir haben innerhalb der Friedenspflicht in einer gesamtwirtschaftlich außergewöhnlichen Situation einen Abschluss erzielt, mit dem wir sowohl bei Beschäftigten als auch Unternehmen für nachhaltige Planungssicherheit und Stabilität sorgen.“ Der Tarifvertrag dürfe jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass VW seine Kosten weiter strikt im Griff behalten müsse.
Vereinbart wurde eine Erhöhung der Tarifgehälter um 5,2 Prozent ab Juni 2023 und um weitere 3,3 Prozent ab Mai 2024. Hinzu komme eine steuer- und abgabenfreie Pauschale zum Inflationsausgleich von 3000 Euro, die laut IG Metall in zwei Tranchen im Februar 2023 (2000 Euro) und bis Januar 2024 (1000 Euro) gestückelt wird. Auszubildende und Dual-Studierende erhalten jeweils die Hälfte. VW erklärte, die Zahlungen flössen jeweils im März.
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Die bei VW geltende Altersteilzeitregelung sei bis Ende 2027 verlängert worden. Damit verfügen die Wolfsburger weiter über ein Instrument, um beim fortschreitenden Umbau zu einem E-Autobauer Personal abzubauen.
Außerdem vereinbarten die Tarifparteien eine Verbesserung der Freistellungszeiten. Die Beschäftigten können wählen, ob sie die tarifliche Zusatzvergütung kassieren, oder in freie Tage wandeln.
Volkswagen hob hervor, dass ein neues Stipendienprogramm aufgelegt werde, mit dem das Unternehmen um Studierende mit einem Bachelor-Abschluss wirbt. Mit dem „Volkswagen-Master“ will der Autobauer hoch qualifizierten Nachwuchs für die Zukunftsfelder Digitalisierung, Software und Batterie gewinnen.
Statt bisher drei Tage können nach Gewerkschaftsangaben fortan alle Beschäftigten durch Umwandlung bis zu sechs freie Tage in Anspruch nehmen. Die tariflich vereinbarte Zahl von 1400 Ausbildungsplätzen pro Jahr sei nicht angetastet worden. Diese schon länger geltende Zusage habe VW aufweichen wollen, erklärte die IG Metall.
Die IG Metall hatte acht Prozent höhere Löhne bei einer Laufzeit von zwölf Monaten gefordert. IG-Metall-Bezirkschef Thorsten Gröger sagte, trotz historisch schwieriger Zeiten sei eine Einigung erzielt worden, die den Bedürfnissen der Mitarbeiter gerecht werde.
Der Druck der Belegschaft habe am Ende dazu geführt, dass das Management eingelenkt habe. Anfang November hatten am Rande der zweiten Verhandlungsrunde mehr als 4000 Beschäftigte für ihre Forderungen demonstriert.
Betriebsratschefin Daniela Cavallo sagte, die lange Laufzeit sei Ergebnis eines Kompromisses. „Wir sehen natürlich auch, in welcher Situation wir uns befinden.“ Die Gewerkschaft wollte ursprünglich nur zwölf Monate.
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