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03.08.2022

10:21

Technologie

Arbeitnehmer: „Siemens darf kein reiner Software-Konzern werden“

Von: Axel Höpner

IG Metall und Betriebsrat fordern, dass der Dax-Konzern wieder verstärkt in Hardware investieren soll. Zudem dürfe es keine großen Abspaltungen mehr geben.

„Es gibt kein Unternehmen, dass so ein großes Branchen-Knowhow hat wie Siemens“, so Kerner. IMAGO/BeckerBredel

Jürgen Kerner

„Es gibt kein Unternehmen, dass so ein großes Branchen-Knowhow hat wie Siemens“, so Kerner.

München Der Technologiekonzern Siemens darf nach dem Willen der Arbeitnehmervertreter kein reiner Softwarekonzern werden. Das Alleinstellungsmerkmal von Siemens sei die Verknüpfung von Hard- und Software, sagte Siemens-Aufsichtsrat und IG-Metall-Hauptkassierer Jürgen Kerner im Club Wirtschaftspresse München. „Es gibt kein Unternehmen, das so ein großes Branchen-Knowhow hat wie Siemens.“

Auch CEO Roland Busch hatte betont, dass er auf die Kombination von Software und Hardware setze. In der Theorie seien sich bei Siemens alle über diese Strategie einig, sagte Kerner. Doch müsse diese auch mit Leben gefüllt werden. „Für uns ist wichtig, dass wir auch ein Signal an die Beschäftigten bekommen, dass wir in Hardware investieren.“ Siemens müsse neue Produkte entwickeln, sich aber auch nach Akquisitionen umsehen. „Das eine oder andere schöne Hardware-Unternehmen in Deutschland und Europa würde gut zu uns passen.“

Es sei ein „strategisches Risiko“ für Siemens, dass neue Branchen entstehen könnten, in denen Siemens kein Hardware-Knowhow habe, sagte Kerner. Dies könne die Chance für neue Konkurrenten sein. „Die reinen Software-Unternehmen wollen auch in den Maschinenraum der Industrie. Da steht bislang Siemens.“

Siemens entwickelt sich unter dem neuen Vorstandschef Roland Busch immer stärker in Richtung eines IT-Unternehmens. Das Geschäft mit Software und digitalen Lösungen soll in den nächsten Jahren im Schnitt jährlich prozentual zweistellig wachsen.

Auch bei Übernahmen fokussierte sich der Konzern in den vergangenen Jahren oft auf den Softwarebereich. So übernahm der Konzern zuletzt für 1,6 Milliarden Dollar das US-Unternehmen Brightly, das auf Software für Betrieb und Wartung zum Beispiel von Gebäuden und Energieanlagen spezialisiert ist.

Grundsätzlich sehen die Arbeitnehmer Siemens auf dem richtigen Kurs. „Wir teilen die Strategie“, sagte die Gesamtbetriebsratsvorsitzende Birgit Steinborn. Nach der Verunsicherung durch die vielen Umbauten in den vergangenen Jahren sei die Stimmung im Unternehmen gut. Es sei gut, dass mit Busch ein Technikstratege an der Spitze stehe.

Radikaler Umbau unter Kaeser

Vorgänger Joe Kaeser hatte den Konzern radikal umgebaut. Er brachte die Medizintechnik als Healthineers an die Börse und spaltete die Energietechnik als Siemens Energy ab.

Die Zeit der großen Abspaltungen müsse nun aber vorbei sein, sagte Kerner. Die großen Geschäftseinheiten – die Digitalen Industrien, die Intelligente Infrastruktur, die Bahntechnik Mobility und die Mehrheitsbeteiligung an den Siemens Healthineers – müssten „unveräußerlich“ sein.

Siemens dürfe bei der Medizintechnik nicht unter 50 Prozent rutschen, das sei für ihn eine „rote Linie“. Aktuell hält der Mutterkonzern 72 Prozent der Anteile. Es gibt aber immer wieder Investoren, die fordern, die Beteiligung weiter zu reduzieren.

In den vergangenen Jahren war zudem immer wieder spekuliert worden, dass sich Siemens von der Zugsparte Mobility trennen könnte. Kaeser wollte sie in ein Gemeinschaftsunternehmen mit Alstom einbringen, scheiterte aber an den Kartellbehörden.

Mobility sei das beste Beispiel für die Fähigkeit von Siemens, die digitale und die reale Welt zu verbinden, sagte Kerner. IMAGO/Rüdiger Wölk

Neue S-Bahn Züge von Siemens Mobility in Berlin

Mobility sei das beste Beispiel für die Fähigkeit von Siemens, die digitale und die reale Welt zu verbinden, sagte Kerner.

Mobility sei das beste Beispiel für die Fähigkeit von Siemens, die digitale und die reale Welt zu verbinden, sagte Kerner. Die Münchener bauen zum Beispiel Züge, haben Software für die vorausschauende Wartung und liefern Signaltechnik. So sei es gelungen, den profitabelsten Bahntechnik-Anbieter der westlichen Welt zu formen.

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