Der weltgrößte Lkw-Hersteller kappt zusehends seine Verbindungen zu dem russischen Konzern. Zuvor wurde die gemeinsame Produktion mit Kamaz gestoppt.
Kamaz-Produktion
Neben der Herstellung von zivilen Nutzfahrzeugen beliefert der Konzern das russische Militär seit Jahren auch mit Panzerwagen.
Bild: Bloomberg
München Daimler Truck distanziert sich infolge des Ukrainekriegs mit einem weiteren Schritt von seinem langjährigen russischen Partner Kamaz. Konkret zieht der weltgrößte Lastwagenbauer seine beiden Vertreter im zwölfköpfigen Verwaltungsrat des Fahrzeugherstellers bis auf Weiteres ab.
Jan Krönig, Strategiechef von Daimler Truck, und Wolfram Schmid, Head of Product Platforms, werden ihre Mandate bei Kamaz ab sofort ruhend stellen, bestätigte ein Konzernsprecher dem Handelsblatt am Dienstag. Die beiden Manager werden folglich an keinen Sitzungen des Kamaz-Verwaltungsrats mehr teilnehmen.
Am Montag hatte Daimler Truck bereits die gemeinsame Produktion von Lastwagen und Fahrerkabinen mit den Russen gestoppt.
Die Konzerne haben zuvor fast zwölf Jahre lang zusammen schwere Mercedes-Sattelschlepper in einem Werk in der Region Tartastan gebaut. Doch nun stehen die Zeichen auf Trennung: Daimler Truck prüft einen kompletten Rückzug aus Russland, verlautet aus Konzernkreisen. Nicht zuletzt, weil das Bündnis mit Kamaz zuletzt stark in die Kritik geraten ist.
Zwar hat Daimler Truck stets nur bei zivilen Nutzfahrzeugen mit den Russen zusammengearbeitet. Aber Kamaz beliefert das russische Militär separat seit Jahren auch mit Panzerwagen wie dem „Typhoon-K“, einem 20-Tonner, der selbst Minen und Sprengfallen standhält. Über seinen einstigen Mutterkonzern Mercedes-Benz ist Daimler Truck mit 15 Prozent de facto am gesamten Kamaz-Konzern beteiligt.
Aus Sicht von Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, ist das unverantwortlich. Ein Engagement bei einer Firma, die Kriegsgerät herstelle, verbiete sich, hatte Tüngler dem Handelsblatt gesagt. Längst prüfen Mercedes und Daimler Truck daher, wie sich die Konzerne von dem Anteil an Kamaz trennen können.
Michael Brecht, Betriebsratschef und Vize-Aufsichtsratsvorsitzender von Daimler Truck, drängt öffentlich auf einen Ausstieg. „Dies wäre ein wichtiges politisches Signal.“ Ruslan Furtas von der ukrainischen Private-Equity-Gesellschaft Horizon Capital appelliert zudem an die Unternehmen, von allen Positionen bei Kamaz zurückzutreten und jegliche Exporte nach Russland einzustellen, solange in der Ukraine Krieg herrscht.
Sicher ist: Der Einmarsch russischer Streitkräfte in die Ukraine hat die Manager von Daimler Truck schockiert. „Wir sind bestürzt über die militärische Gewalt in der Ukraine, das Leid der Bevölkerung und sind sehr besorgt um den Frieden in Europa“, schrieb Konzernchef Martin Daum am Montag an seine 100.000 Mitarbeiter weltweit. Wenige Zeilen später kündigte er an, dass Daimler Truck alle geschäftlichen Aktivitäten in Russland vorerst stoppt. Es könnte eine lange Auszeit werden.
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