Der Autobauer zieht Konsequenzen aus dem Krieg in der Ukraine und stellt die Fertigung in seinen russischen Werken ein. Auch der Export nach Russland wird gestoppt – ebenso wie bei Porsche.
Volkswagen-Konzernzentrale
Schon zu Wochenbeginn hatte der VW-Konzern den Verkauf von Autos in Russland ausgesetzt.
Bild: dpa
Düsseldorf Nach BMW und Mercedes zieht nun auch der Volkswagen-Konzern die Konsequenzen aus den aktuellen Entwicklungen in Russland und in der Ukraine. Wie der Wolfsburger Autohersteller am Donnerstag mitteilte, wird das Russlandgeschäft mit sofortiger Wirkung auf Eis gelegt. Das schließe die lokale russische Produktion und den Verkauf von Fahrzeugen gleichermaßen ein.
„Vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die Ukraine und den daraus resultierenden Folgen hat der Konzernvorstand von Volkswagen entschieden, die Produktion von Fahrzeugen in Russland bis auf Weiteres einzustellen“, hieß es in der Mitteilung von Volkswagen. Diese Entscheidung gelte für die russischen Produktionsstandorte Kaluga und Nischni Nowgorod. Mit sofortiger Wirkung werde auch der Fahrzeugexport nach Russland gestoppt.
Die weitgehende Unterbrechung der Geschäftstätigkeit in Russland sei die Folge „der von starker Unsicherheit und den aktuellen Verwerfungen geprägten Gesamtsituation“, hieß es ergänzend von Volkswagen-Seite. Schon zu Wochenbeginn hatte der VW-Konzern den Verkauf von Autos in Russland ausgesetzt. Auch die Konzerntochter Porsche stoppte am Donnerstag die Auslieferung von Fahrzeugen mit sofortiger Wirkung.
Volkswagen hat mehr als eine Milliarde Euro in ein eigenes Werk in Kaluga, 160 Kilometer südwestlich von Moskau, investiert. Dort produziert der Wolfsburger Konzern Modelle wie den Polo, den Tiguan und den Skoda Rapid.
Zudem fertigt der russische Autohersteller GAZ für Volkswagen in Nischni Nowgorod, 400 Kilometer östlich der Hauptstadt, die Skoda-Modelle Octavia, Kodiaq und Karoq. Audi- und Porsche-Fahrzeuge werden aus Deutschland importiert.
Nach dem Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine ist es für Volkswagen immer schwieriger geworden, die Fertigung unter normalen Bedingungen aufrechtzuerhalten. In Kaluga beträgt der lokale russische Wertschöpfungsanteil nach Unternehmensangaben gut 60 Prozent.
Die restlichen 40 Prozent sind Zulieferteile, die aus anderen europäischen Ländern nach Russland geliefert werden müssen. Dieser Teilefluss sei während der vergangenen Tage immer stärker gestört worden, sodass die Fertigung jetzt nicht mehr fortgesetzt werden könne.
Im VW-eigenen Werk in Kaluga sind etwa 4000 Menschen beschäftigt. Sie bleiben vorerst auf der Gehaltsliste von Volkswagen. „Der Konzernvorstand nimmt seine Verantwortung für die betroffenen Mitarbeiter der Volkswagen Group RUS sehr ernst“, ergänzte ein Unternehmenssprecher. Die betroffenen Beschäftigten in Russland erhielten „eine angemessene Lohnfortzahlung“, die von Volkswagen getragen werde.
Nach den harten Wirtschaftssanktionen des Westens gegen Russland wird auch der Verkauf von Autos immer schwieriger. Die russische Bevölkerung habe im Moment andere Probleme, als über den Kauf eines neuen Wagens nachzudenken, hieß es dazu aus Wolfsburg.
Nach den Wechselkursturbulenzen der vergangenen Tage und der damit verbundenen starken Abwertung des Rubels ist auch das gewohnte Preisgefüge durcheinandergeraten. Alle Autohersteller haben Probleme damit, in der aktuellen Situation neue Preise für ihre Fahrzeuge festzulegen.
Volkswagen stellt sich darauf ein, dass die Unsicherheit in der Region länger anhalten wird. Ein endgültiger Rückzug aus Russland sei die vorläufige Einstellung der Geschäfte nicht, hieß es ergänzend im Konzern. VW hoffe auf eine baldige Einstellung der Kämpfe und eine Beruhigung der Lage. Wie es auf längere Sicht in Russland weitergehen werde, könne derzeit niemand im Konzern vorhersagen.
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Das Russlandgeschäft des VW-Konzerns ist vergleichsweise klein. Im vergangenen Jahr haben alle Marken der Gruppe fast 220.000 Autos auf dem russischen Markt verkauft. Gut die Hälfte stammte davon aus der lokalen Produktion. Weltweit hatte der VW-Konzern 2021 knapp neun Millionen Fahrzeuge abgesetzt – ein Komplettausfall des Russlandgeschäfts dürfte daher für Volkswagen verkraftbar sein. In der Ukraine hatte der Konzern im vergangenen Jahr nur 15.000 Autos verkauft.
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