Continental verliert bei der Gesamterholung der Automobilbranche im dritten Quartal den Anschluss an die Konkurrenz. Die Kennzahlen schlagen aber die Markterwartungen.
Continental-Zentrale in Hannover
Der Autozulieferer hat sich einen tiefgreifenden Sparkurs verordnet.
Bild: dpa
Düsseldorf Der Autozulieferer Continental hat in den vergangenen Monaten kaum für positive Schlagzeilen gesorgt. So ist die Verschärfung des Sparprogramms massiv kritisiert worden, unter anderem von Politikern wie NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). Die vorläufigen Zahlen für das dritte Quartal, die der Konzern per Pflichtmitteilung an diesem Mittwoch nach Börsenschluss veröffentlicht hat, lassen allerdings positive Tendenzen erkennen.
Demnach erreichte der Dax-Konzern im dritten Quartal einen Konzernumsatz von 10,3 Milliarden Euro. Damit liegt der Umsatz zwar rund 800 Millionen Euro unter dem Vorjahreswert. Dafür stieg die bereinigte operative Ergebnismarge von 5,6 auf 8,1 Prozent, was angesichts der aktuellen Herausforderungen in der Zuliefererindustrie ein guter Wert ist. Nach eigenen Angaben liegt Conti dort und bei den übrigen wesentlichen Kennzahlen über den Analystenschätzungen.
Nicht zahlungswirksame Wertminderungen und Restrukturierungsaufwendungen sorgen beim berichteten Ebit für einen hohen Verlust in Höhe von 1,3 Milliarden Euro. So musste Conti im Geschäftsfeld Vehicle Networking and Information eine Wertminderung des Goodwills in Höhe von 649 Millionen Euro vornehmen.
„Der wesentliche Teil der jetzt zu mindernden Wertansätze geht auf Akquisitionen vor dem Geschäftsjahr 2008 zurück“, heißt es in der Mitteilung des Konzerns, was darauf schließen lässt, dass Bereiche aus der Übernahme von Siemens VDO aus dem Jahr 2007 von der Wertminderung betroffen sind. Verantwortlich für die Korrektur ist die pessimistischere Prognose zur Entwicklung der weltweiten Pkw-Produktion. Für die Restrukturierung wiederum fielen Kosten in Höhe von 687 Millionen Euro an.
Erfreulich für das Unternehmen ist hingegen die Entwicklung in der arg gebeutelten Antriebssparte Vitesco Technologies. Hier fiel das Ergebnis im zweiten Quartal um mehr als 350 Prozent. In den vergangenen drei Monaten stabilisierte sich das Geschäft. Bei etwa gleichbleibendem Umsatz in Höhe von 1,9 Milliarden Euro betrug die bereinigte Ebit-Marge 5,8 Prozent.
Das Kerngeschäft mit Autokomponenten und Software bereitet dem Konzern allerdings Kummer. Im Automotive-Bereich brach der Umsatz um über 500 Millionen Euro auf 4,1 Milliarden Euro ein. Die bereinigte Ebit-Marge halbierte sich im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 2,4 Prozent.
Auffällig ist, dass Contis Erholung im dritten Quartal weniger stark ausfällt als die der Autobauer. Sowohl Daimler als auch BMW haben bereits vorläufige Zahlen veröffentlicht. Dabei übertrafen sie ihre operativen Ergebnisse aus dem Vorjahresquartal, Conti liegt derweil darunter.
Wie in den vergangenen Quartalen verdankt Conti die vergleichsweise hohe Ebit-Marge von über acht Prozent dem starken Reifengeschäft, wo die Marge im dritten Quartal 15 Prozent erreichte. Für die Arbeiter im Reifenwerk in Aachen dürften die Zahlen einen bitteren Beigeschmack haben. Denn im Zuge der Coronakrise, die die Autoindustrie mitten im Strukturwandel traf, hatte das Management um Konzernchef Elmar Degenhart das eigene Sparprogramm massiv verschärft.
Daher will das Management ab 2023 die jährliche Sparsumme von 500 Millionen auf eine Milliarde Euro erhöhen. Um das zu erreichen, wird unter anderem auch ein eigentlich profitables Reifenwerk in Aachen geschlossen. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet sprach von „kaltem Kapitalismus“, dem Conti folge.
„In den vergangenen Monaten haben wir Milliarden Euro an Cash verbrannt“, erklärte Degenhart nach der Aufsichtsratssitzung Ende September, auf der die Sparpläne genehmigt wurden. Demnach sind nicht wie ursprünglich geplant 7000 Stellen in Deutschland gefährdet, sondern 13.000. Weltweit stehen statt 20.000 Arbeitsplätzen inzwischen 30.000 zur Disposition.
Nach der Aufsichtsratssitzung erklärte Degenhart, dass der Vorstand für den Konzernumbau etwa 1,8 Milliarden Euro an Restrukturierungskosten einplane. 660 Millionen Euro wurden davon im vergangenen Jahr verbucht. Die knapp 1,2 Milliarden Euro fallen dieses Jahr an und belasten das Ergebnis.
Der Free Cashflow stieg im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr von 343 Millionen auf 1,8 Milliarden Euro. Conti prüft derzeit weitere Maßnahmen, die direkt auf den Cashflow einzahlen und keiner Genehmigung des Aufsichtsrats bedürfen. Unter anderem ist der Verkauf von Einheiten des Automotive-Geschäfts geplant, einschließlich von Teilen der Antriebssparte Vitesco. Auch in der Industriesparte werden Verkäufe geprüft.
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