Gegen Timothy Litzenburg werden schwere Vorwürfe erhoben: Der US-Anwalt soll 200 Millionen Dollar als Schweigegeld von einem Pflanzenschutz-Zulieferer verlangt haben.
Düsseldorf In den USA ist am Dienstag einer der bekanntesten Klägeranwälte der Glyphosat-Prozesse wegen des Verdachts auf Erpressung festgenommen worden. Es handelt sich um den 37-jährigen Timothy Litzenburg von der Kanzlei Kincheloe Litzenburg & Pendleton. Er war einer der Anwälte, die dem Kläger im ersten aufsehenerregenden Prozess gegen Monsanto/Bayer im August 2018 zu hohem Schadenersatz verholfen hatte.
Bayer war in diesem sogenannten Johnson-Verfahren von einer Jury zu einer Zahlung von 289 Millionen Dollar verurteilt worden. Später wurde die Summe vom Gericht auf 78 Millionen Dollar gesenkt. Die Jury sah es als erwiesen an, dass der heute zu Bayer gehörende Agrarchemiekonzern Monsanto eine angebliche Krebsgefahr durch den Unkrautvernichter bewusst verschwiegen hat.
Für Litzenburg war es eigenen Angaben zufolge einer der größten Erfolge vor Gericht. Seither wirbt er verstärkt neue Klagen von Gyphosat-Anwendern in den USA ein. Mittlerweile sind mehr als 40.000 solcher Klagen gegen Bayer in den USA anhängig.
Doch gegen Litzenburg, der sich gern als Anwalt der kleinen Leute sieht, werden in den USA nun selbst schwere Vorwürfe erhoben: Er soll 200 Millionen Dollar von einem namentlich nicht genannten Chemiekonzern erpresst haben. In der Anklageschrift heißt es, Litzenburg habe dem Unternehmen damit gedroht, es tief in die Welle der Glyphosat-Verfahren zu ziehen.
Dabei handelt es sich nicht um die Bayer AG, sondern um einen Hersteller von Inhaltsstoffen für Glyphosat. Die Firma gehört zu einem börsennotierten US-Konzern. Litzenburg soll den Angaben zufolge gedroht haben, er könne mit öffentlichen Statements gegen die Firma für ein „PR-Desaster“ und einen „Kurssturz von 40 Prozent“ beim Mutterkonzern sorgen. Die Firma trage als Zulieferer eine Mitschuld an der Krebsgefahr des Mittels und könne somit ebenfalls verklagt werden, so lautete sein Druckmittel.
Der junge Anwalt bot dem Chemieunternehmen im September dieses Jahres an, gegen eine Zahlung von 200 Millionen Dollar von all dem abzusehen. Das Geld sollte über einen Beratervertrag mit ihm an eine eigens gegründete Firma gezahlt werden. Litzenburg betrachtete diese Summe als Entschädigung für den Verzicht auf die Klagen und öffentlich geäußerten Vorwürfe gegen die Firma.
Was der skrupellose Anwalt nicht wusste: Das Chemieunternehmen hatte zwar Gespräche mit ihm aufgenommen, aber zugleich die Staatsanwaltschaft informiert. Die hörte umgehend Litzenburg Telefon ab und zeichnete den Erpressungsversuch mit.
Am Dienstagmorgen nahmen die Ermittler Litzenburg fest, er kam aber gegen Zahlung einer Kaution wieder auf freien Fuß. Er hat sich bisher noch nicht zu den Vorwürfen geäußert.
Mehr: Bayer muss dringend den Ballast der Verfahren um den Unkrautvernichter abwerfen, meint Handelsblatt-Reporter Bert-Friedrich Fröndhoff. Erst dann könne Bayer an der Börse wieder glänzen.
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