Die schwarzen Quartalszahlen bei Tesla lassen den Aktienkurs Jubelsprünge machen. Und Musk erklärt, was er unter einem selbstfahrenden Auto versteht.
Tesla
Der US-Elektropionier schreibt schwarze Zahlen: Anleger jubeln.
Bild: AP
San Francisco „2019 war ein Wendepunkt für Tesla“, beginnt die Investorenpräsentation und es ist genau die Botschaft, die der Elektroautobauer aus dem Silicon Valley mit seinen Quartalszahlen senden will. Der Umsatz steigt nun verlässlich. Gewinne soll es nicht nur in einzelnen Quartalen geben, sondern in praktisch jedem Quartal. Und die Ziele, die der Chef und Großaktionär Elon Musk setzt, sollen nicht mehr gerissen, sondern übertroffen werden.
Konkret heißt das: Im vierten Quartal 2019 stieg der Umsatz des Unternehmens auf 7,4 Milliarden Dollar, leicht über die Analystenerwartungen, allerdings nur zwei Prozent über den Wert ein Jahr zuvor.
Rund 6,4 Milliarden davon stammen aus dem Autogeschäft, jeweils eine weitere halbe Milliarde aus dem Verkauf von Stromspeichern und Solarzellen sowie dem Service für Tesla-Fahrzeuge.
Wie schon im dritten Quartal bleibt Tesla mit einer operativen Marge von 4,9 Prozent (Vorjahresquartal: 5,7 Prozent) und einem operativen Gewinn von rund 360 Millionen Dollar in den schwarzen Zahlen. Für das Gesamtjahr, das Tesla mit hohen Verlusten begann, bleibt aber ein operativer Verlust von 69 Millionen Dollar.
In der Telefonkonferenz mit Analysten betonte Musk naturgemäß eine andere Zahl: „Wir haben dieses Jahr 20 Milliarden Dollar Umsatz gemacht ohne einen Dollar für Werbung auszugeben.“
Statt nur steigender Umsätze verspricht Musk aber künftig auch verlässliche Gewinne. Man erwarte in jedem Quartal positive Ergebnisse und Cash Flow, außer wenn neue Produkte eingeführt werden. „Wir glauben weiterhin daran, dass unser Unternehmen den Punkt erreicht hat, an dem es sich selbst trägt“, schreibt Tesla in seiner Präsentation.
Nur die Meinung der Anleger ist allerdings ziemlich eindeutig: Die Aktie, deren Wert sich seit 2017 bereits fast verdreifacht hat, sprang im nachbörslichen Handel noch einmal um elf Prozent nach oben. An der Börse ist der Elektropionier mittlerweile 105 Milliarden Dollar wert. Damit sind die Kalifornier nicht nur der wertvollste Autohersteller der USA, sondern auch an VW vorbeigezogen.
Das könnte sich auch für Musk persönlich auszahlen: Das Gehalt des Tesla-Chefs ist an die Entwicklung des Aktienkurses gekoppelt. Gelingt es, den Börsenwert über 30 Tage über 100 Milliarden Dollar zu halten, wird Musk mit 1,69 Millionen Aktienoptionen bedacht, die er zum Vorzugspreis von 350 Dollar erwerben könnte. Beim aktuellen Aktienkurs hätten diese Optionen daher einen Gegenwert von 389 Millionen Dollar. Damit wäre Musk der bestbezahlte Automanager der Welt.
Dass sich der Kurs der Aktie zuletzt so gut entwickelte, liegt auch daran, dass Tesla seine Produktion in den Griff bekommen hat: Die Produktion des elektrischen SUV Model Y sei bereits in diesem Monat angelaufen, früher als geplant. „Für ein Unternehmen, das seine Versprechen immer zu spät eingelöst hat, ist das eine große Verbesserung“, lobt Craig Irwin von Roth Capital Partners.
Das Produktionsziel von 500.000 Autos im Jahr 2020 werde man „locker übertreffen“, auch weil die neu eröffnete Fabrik in Shanghai in diesem Jahr bereits 150.000 Autos produzieren soll, vor allem den Mittelklassewagen Model 3, in kleineren Stückzahlen auch die elektrische Sattelzugmaschine „Semi“. Die deutsche Gigafactory nahe Berlin soll dann 2021 die ersten Autos ausliefern.
Teslas Produktionswachstum ist bemerkenswert – immerhin war dem Unternehmen eine Massenproduktion lange nicht zugetraut worden. Allerdings wird sie ausschließlich von dem günstigeren Model 3 gezogen, dessen Produktion um fast die Hälfte auf 926.00 Autos stieg. Die Produktion der älteren, luxuriöseren Tesla-Modelle S und X fiel gegenüber dem Vorjahr sogar deutlich, um 29 Prozent auf unter 18.000. Die wachsende Bedeutung des Volumensegments drückt Teslas Marge: Die Bruttomarge seines Automobilgeschäfts sank im Jahresvergleich von 24,3 auf 22,5 Prozent.
Teslas Umsatz und Gewinn sind nach einem extrem schwachen Start ins Jahr 2019 am Ende etwa wieder dort, wo sie das Jahr 2018 beendet hatte. Dass das Jahr mit tiefroten Zahlen begann, lag auch einem Einmaleffekt an der Halbierung der Elektroauto-Prämie in den USA, Teslas wichtigstem Markt, von 7.500 auf 3.750 Dollar.
Genau genommen ist der Einmaleffekt aber ein Zweimaleffekt, der sich gerade wiederholt hat. Das vierte Quartal 2019 dürfte ebenso von vorgezogenen Käufen geprägt sein wie das im Jahr zuvor. Anfang 2020 hat die Regierung von US-Präsident Donald Trump die Prämie für alle Autohersteller abgeschafft, die in einem Jahr bereits mehr als 200.000 Elektroautos in den USA verkauften – das sind nur Tesla und General Motors.
Alle anderen Hersteller wie VW, Daimler oder BMW erhalten die Prämie weiterhin, gerade weil sie im US-Markt mit ihren Elektromodellen bisher keinen Stich gemacht haben. Trump, der die deutschen Autohersteller schon mit Zöllen belegen wollte, hat ihnen also ein Geschenk gemacht – auf Kosten seiner heimischen Unternehmen.
Wie stark der Effekt das Tesla-Ergebnis beeinträchtigt, hängt davon ab, ob andere Märkte wie China oder Europa oder das mit einer höheren Marge geplante „Model Y“ in die Bresche springen können. Das Unternehmen jedenfalls scheint zuversichtlich, dass der Effekt der gekürzten US-Elektroprämie es nicht mehr in die roten Zahlen drücken wird.
Musk denkt ohnehin weiter in die Zukunft: „Es ist schwer, sich ein Unternehmen vorzustellen, dass eine spannendere Roadmap vor sich hat als wir“, sagt er. Er nennt den kürzlich vorgestellten, futuristischen Cybertruck, der designt sei, „jedem Pickup-Truck in den Arsch zu treten.“ Oder den Autopilot, Teslas Fahrassistenzsystem, der in wenigen Monaten für autonome Fahrten „vollentwickelt“ sein soll.
Das hatte Musk bereits für Ende 2019 versprochen und in der Autoindustrie, wo der Hype für wirklich autonome Fahrzeuge abgenommen hat, gilt schon dieses Ziel als wahnsinnig. In der Konferenz erklärte Musk nun genauer, was „vollentwickelt“ für den Autopiloten heißt: „Es besteht die Chance, dass er den Fahrer von seinem Haus zur Arbeit bringt, ohne dass er ein einziges Mal eingreifen muss. Eine Chance, die größer als Null ist.“
Mehr: Tesla hat Staatshilfen für sein geplantes Werk in Brandenburg beantragt. „Ein klassisches Eigentor“ für Altmaier, meint FDP-Fraktionsvize Theurer.
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