Verschiedene Software-Versionen sorgen für Verzögerungen in der Fahrzeugentwicklung. Audi und Porsche sind besonders betroffen.
Cariad und Volkswagen – ein schwieriges Verhältnis
Ein ID.3 von Volkswagen mit Cariad-Aufschrift: Die neue Software-Einheit des Autokonzerns kommt mit der Arbeit nicht schnell genug voran.
Bild: dpa
Düsseldorf Derzeit laufen die meisten Autos von VW mit der Softwareversion E1.1. Tausende von Entwicklern arbeiten seit 2020 an der Version E2.0, die bis 2025 das automatisierte Fahren erlauben soll. Viele Programmierer wurden von den Konzerntöchtern Audi und Porsche ausgeliehen, um möglichst viel Wucht in das Projekt zu bringen.
Doch fünf Jahre sind eine lange Zeit in einem Konzern, der im Wettbewerb mit dem dauerinnovativen US-Hersteller Tesla steht. Der elektrische Porsche Macan rollt ab 2023 vom Band, der Audi A6 e-tron wurde Kunden für spätestens 2024 versprochen. Beide warten auf neue Software von Cariad.
Audi-Chef Markus Duesmann und Porsche-Primus Oliver Blume, so heißt es im Konzern, waren mit dem Zeitplan nicht zufrieden. Sie hielten die aktuelle Software E1.1 für nicht wettbewerbsfähig zu Tesla, bis 2025 mochten sie sich aber auch nicht gedulden. Blume und Duesmann beharrten deshalb auf einer Zwischenstufe, genannt E1.2. Sie sollte bis Ende 2021 fertig werden, wurde sie aber nicht.
Stattdessen begann ein Rangeln um Ressourcen. Cariad-Entwickler, die an E2.0 arbeiteten, wurden für die Version E1.2 abgezogen. Bei Audi und Porsche hofft man nun, dass die Zwischenversion 2024 fertig wird – drei Jahre hinter Plan. Der Haken: So fehlen Entwickler für die Softwareversion E2.0.
Insider berichten, dies sei erst der Anfang der Probleme. Nicht nur, dass Audi, Porsche und VW sich gegenseitig die Programmierer streitig machten. Zwischen den beiden Softwareversionen gibt es nicht einmal Synergien. Zehntausende von Arbeitsstunden, die in die eine Version fließen, sind für die andere verloren. Ein Cariad-Sprecher bestätigte dem Handelsblatt: „Die Versionen E1.2 und E2.0 werden dauerhaft getrennt voneinander laufen.“
Die Software E2.0 basiert auf einer Architektur mit wenigen Rechnern und Computerchips von Qualcomm. E1.2 verwendet mehr Steuergeräte mit verschiedenen Chips. Ein Update von E1.2 auf E2.0 ist unmöglich.
Insider berichten, dass die Version E1.2 für die Edelmarken Audi und Porsche zwar früher fertig werde, der Version E2.0 für die VW-Kunden aber unterlegen sei. So ist etwa komplett automatisiertes Fahren auf der Autobahn mit E1.2 nicht möglich. Auch die Infotainmentfunktionen sind gegenüber der Version E2.0 eingeschränkt.
Ob sich die Käufer eines Porsche Macan oder Audi e-tron damit abfinden, eine mindere Softwarequalität zu erhalten als die Fahrer eines künftigen VW-Massenmodells? Viele im Konzern schlagen ob der auf Jahre ausgelegten Misere schon jetzt die Hände über den Köpfen zusammen
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×