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16.10.2018

13:15

VW-Tochter Audi zahlt im Dieselskandal 800 Millionen Euro Bußgeld dpa

Audi

Der Autobauer akzeptiert den Bescheid der Staatsanwaltschaft München II.

VW-Tochter

Audi zahlt im Dieselskandal 800 Millionen Euro Bußgeld

Von: Tobias Döring, Franz Hubik, Jürgen Röder

Die VW-Tochter muss im Dieselskandal ein Bußgeld in Höhe von 800 Millionen Euro zahlen. Der Autobauer akzeptiert den Bescheid der Staatsanwaltschaft.

Düsseldorf Audi zahlt im Dieselskandal ein Bußgeld in Höhe von 800 Millionen Euro. Der Autobauer akzeptiere den Bescheid der Staatsanwaltschaft München II und will keine Rechtsmittel einlegen, teilte Audi am Dienstag mit. Die Staatsanwaltschaft stellt im Gegenzug das im August 2017 eröffnete Ordnungswidrigkeitenverfahren gegen die VW-Tochter ein.

Dieselmotoren des Typs V6 und V8 haben nach Ansicht der Staatsanwälte vom Jahr 2004 bis 2018 „nicht den regulatorischen Vorgaben“ entsprochen. Die Staatsanwälte hatten Audi daher Aufsichtspflichtverletzungen in der „Organisationseinheit Abgas Service / Zulassung Aggregate“ vorgeworfen.

Die Audi AG bekenne sich „zu ihrer Verantwortung für die vorgefallenen Aufsichtspflichtverletzungen“, teilte das Unternehmen mit. Die Strafe besteht aus einer Geldbuße in der Höhe von fünf Millionen Euro für „fahrlässige Ordnungswidrigkeiten“ sowie einer „Abschöpfung wirtschaftlicher Vorteil“ im Umfang von 795 Millionen Euro.

Die Folgen für den Konzern sind gravierend. Audi muss seine Jahresprognose kassieren. Wesentliche finanzielle Kennzahlen aus der Prognose für das Geschäftsjahr 2018 werde der Konzern „deutlich unterschreiten“. Auch der Mutterkonzern Volkswagen ist von der Ergebnisanpassung betroffen. Die Buße dezimiere „unmittelbar“ das Konzernergebnis, wie die Audi-Mutter mitteilte.

Die VW-Eigentümergesellschaft Porsche SE warnte die Anleger vor den „negativen Sondereinflüssen“ in Höhe von 800 Millionen Euro, die das Konzernergebnis reduzieren würden. Sie rechnet für 2018 aber immer noch mit einem Nettogewinn von 2,5 bis 3,5 Milliarden Euro. In der Holding Porsche SE haben die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch ihre Anteile an der Volkswagen AG gebündelt. Sie halten 52 Prozent der Stimmrechte des Wolfsburger Autoherstellers.

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Im Dieselskandal hatte die Staatsanwaltschaft Braunschweig im Juni gegen Volkswagen ein Bußgeld in Höhe von einer Milliarde Euro verhängt. Es handelt sich um eine der höchsten Geldbußen, die jemals in der Bundesrepublik Deutschland einem Unternehmen auferlegt worden ist.

„Volkswagen bekennt sich damit zu seiner Verantwortung für die Dieselkrise und sieht darin einen weiteren wesentlichen Schritt zu ihrer Bewältigung“, sagte damals VW-Chef Herbert Diess. „Wir arbeiten mit Nachdruck an der Aufarbeitung unserer Vergangenheit.“

Die aktuelle Audi-Strafe für VW komme „zum jetzigen Zeitpunkt überraschend und fällt größer aus als die meisten wohl erwartet hätten“, sagt Jürgen Pieper. „Die deutschen Staatsanwälte und Richter werden härter – auch das hat VW geschafft“, erklärte der Analyst vom Bankhaus Metzler. Das Londoner Investmenthaus Evercore ISI sieht die Strafe für Audi als „handhabbar“ an. Positiv sei, dass durch das Ende der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen für die Anleger ein Unsicherheitsfaktor wegfalle.

Die Aktien der Porsche SE und von VW reagierten zunächst mit einem kurzfristigen Kurseinbruch auf den Bußgeldbescheid, um anschließend ihre Tagesrally fortzusetzen. Die Titel der Eigentümer-Holding rutschten um kurz nach 10.30 Uhr von 56,30 Euro auf 53,86. Danach setzten sofort Anschlusskäufe ein, die das Papier auf 56,88 Euro trieben. Derzeit notiert der Titel mit einem Plus von mehr als zwei Prozent bei rund 56 Euro.

Das gleiche Bild zeigt der Kursverlauf der VW-Aktie: Einbruch von knapp 148 auf 145 Euro zur gleichen Zeit, anschließend trieben neue Investoren den Kurs auf 149 Euro. Aktuell wird für das Papier 147,74 Euro gezahlt – ein Plus von 2,3 Prozent.

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Frank Schwope, Analyst bei der Nord LB, weist aber darauf hin, dass noch Dutzende weitere Unsicherheitsfaktoren bestehen bleiben. Schließlich drohen auch in anderen Ländern noch erhebliche Bußgelder. „Auf den Volkswagen-Konzern könnten noch weitere Strafzahlungen im Umfang von 10 bis 20 Milliarden Euro zukommen“, erklärt Schwope.

Trotz des verhängten Bußgelds gegen Audi läuft auch das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft München gegen den Autohersteller weiter. Nach wie vor werde gegen 20 Beschuldigte ermittelt, sagte ein Sprecher der Behörde am Dienstag. Mit dem Bußgeld sei lediglich ein anhängiges Ordnungswidrigkeitsverfahren abgeschlossen worden.

Bei den Ermittlungen gegen den früheren Audi-Chef Rupert Stadler und weitere Beschuldigte geht es um den Verdacht des illegalen Verkaufs von Fahrzeugen mit gefälschten Abgaswerten. Stadler sitzt in Untersuchungshaft. Eine Haftbeschwerde sei am Oberlandesgericht München anhängig, sagte der Sprecher. Die Staatsanwaltschaft habe eine Stellungnahme hierzu eingereicht.

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