Die Brennstoffzelle soll künftig nicht nur Lkws, sondern auch Transporter antreiben. Bosch sieht einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem Elektrotransporter.
Brennstoffzellen-Transporter von Bosch
Der Transporter soll mit zehn Kilo Wasserstoff auf eine Reichweite von 500 Kilometern kommen.
Stuttgart Der weltgrößte Automobilzulieferer Bosch will die Brennstoffzelle als Alternative zur Batterie bei Transportfahrzeugen positionieren. Die Schwaben haben kurzerhand zwei Elektrotransporter gekauft, die großen Batterien ausgebaut und im gleichen Bauraum eine Brennstoffzelle samt Peripherie untergebracht. Die Fahrzeuge wollen sie auf der kommenden Woche in Hannover startenden IAA Nutzfahrzeuge vorstellen.
Die Transporter haben Straßenzulassung. Partner im Projekt ist die ABT e-Line GmbH, die zusammen mit Bosch Engineering den Umbau der Fahrzeuge mit Bosch-Komponenten konzipiert und gebaut hat.
Mit dem Versuch reagiert Bosch auf das von der Branche avisierte Ziel, den Warenverkehr emissionsfrei zu machen. Aktuell scheint die Antwort auf dieses Problem der batteriebetriebene Transporter zu sein. Erst vor wenigen Tagen hatte Mercedes angekündigt, mit dem US-Partner Rivian gemeinsam ab 2025 Transporter zu bauen. Allein auf der IAA Nutzfahrzeuge wollen die Hersteller zahlreiche elektrische Neuheiten präsentieren. Es lockt ein Milliardenmarkt.
Doch Elektrotransporter haben laut Bosch eine entscheidende Schwachstelle: Sie sind schwer und haben wegen ihrer Höhe einen hohen Luftwiderstand. Batterien, die in Fahrzeugen wie dem mehr als sechs Meter langen und 2,7 Meter hohen Mercedes E-Sprinter zum Einsatz kommen, sind um ein Vielfaches größer und schwerer als jene, die in herkömmlichen Autos genutzt werden. Die derzeit verfügbaren Batterien lassen bei vielen Herstellern je nach Bedingungen meist nur Reichweiten von weniger als 200 Kilometern zu.
Bosch glaubt, mit der Brennstoffzelle eine gute Alternative im Angebot zu haben. Die jetzt umgebauten Transporter sollen weit mehr als nur ein Blickfang für die Messe werden. „Die Brennstoffzelle ermöglicht große Reichweiten und kurze Tankzeiten, was lange Fahrten wirtschaftlicher macht“, sagt Markus Heyn, der bei Bosch die Mobilitätssparte mit über 40 Milliarden Euro Umsatz führt.
„Mit den beiden Brennstoffzellen zeigen wir, dass die Brennstoffzelle auch bei leichten Nutzfahrzeugen eine passende Antriebslösung sein kann.“ Dafür haben die Entwickler neben der Brennstoffzelle auch fünf Speichertanks für insgesamt mehr als zehn Kilogramm Wasserstoff und eine kleinere Lithium-Ionen-Batterie untergebracht.
In Echtzeit erfasste Daten der Testfahrzeuge sollen den Entwicklern helfen, die Systeme permanent zu verbessern. Schon sind viele Komponenten enthalten, die Bosch bereits in Serie produziert.
Die Mehrkosten jenseits der 10.000 Euro machen den Brennstoffzellen-Pkw aktuell noch viel zu teuer für den Wettbewerb mit reinen Elektroautos. Die Branche ist sich deshalb einig, dass die Brennstoffzelle vor allem in Lkws eine Chance haben wird. Denn bei gewerblicher Nutzung lassen sich die Mehrkosten leichter verkraften.
Darüber ist der gewerbliche Verkehr nicht auf ein so engmaschiges Tankstellennetz angewiesen. Denn für viele Kunden ist die fehlende Wasserstoff-Infrastruktur nach wie vor noch ein Grund, sich gegen ein Fahrzeug mit Brennstoffzelle zu entscheiden. „Industrie und Politik müssen gemeinsam Hindernisse für Wasserstofftechnologien aus dem Weg räumen“, fordert Boschs-Antriebschef Uwe Gackstatter. Das betreffe vor allem die industrielle Produktion von grünem Wasserstoff.
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Bosch ist allerdings davon überzeugt, dass die Brennstoffzelle eine Alternative zum reinen batteriebetriebenen Elektroauto wird. Der technologieaffine neue Bosch-Chef Stefan Hartung hat nur wenige Wochen nach Amtsbeginn die Investitionen in die Brennstoffzellentechnik auf eine Milliarde Euro aufgestockt. Die kleineren gewerblich genutzten Transporter werden zur Kampfzone, wie weit die Brennstoffzelle es einmal in die Nähe der Pkws schaffen wird. Es locken höhere Stückzahlen als bei den schweren Lkws.
Brennstoffzelle an Bord
Statt Batterien setzt Bosch auf Wasserstoff im Transporter.
Das von Bosch bereits erlangte Know-how soll zudem in der Wasserstoffproduktion zusätzliche Verwendung finden. Wie in der Brennstoffzelle bildet der Stack, also der Stapel mehrerer Hundert einzelner Zellen, auch im Elektrolyseur das zentrale Element. In jeder der in Serie geschalteten Zellen wird Wasser mithilfe von Strom in Wasserstoff und Sauerstoff umgewandelt – umgekehrt zur Brennstoffzelle, in der aus Wasserstoff und Sauerstoff elektrische Energie entsteht.
Jedenfalls sind mit Brennstoffzellen selbst bei voll beladenen Transportern Reichweiten von über 500 Kilometern laut Bosch kein Problem. Und getankt wird innerhalb von sechs Minuten. Für Flottenbetreiber, deren Transporter besonders weite Strecken am Tag zurücklegen und abends auf den Betriebshof zurückkehren, kann die Brennstoffzelle künftig damit eine gute Ergänzung zum batterieelektrischen Antrieb sein, ist Bosch überzeugt.
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