Die Landwirtschaft muss sich auf mehr Wetterextreme einstellen. Saatguthersteller entwickeln neue Pflanzen, die mit Dürre und Winden besser zurechtkommen.
Erntezeit
Der Maisanbau ist gegen Wetterkapriolen gut gerüstet.
Bild: imago/imagebroker
Düsseldorf Auf landwirtschaftlichen Feldern im mexikanischen Küstenstaat Sinaloa steht das aktuelle Vorzeigeprodukt des Bayer-Konzerns: Vitala heißt die neue Maispflanze, die Forscher aus der Agrarsparte der Leverkusener gemeinsam mit externen Spezialisten über mehrere Jahre hinweg mit konventioneller Züchtung entwickelt haben. Kleiner als eine übliche Maispflanze ist sie, aber ebenso produktiv – und vor allem widerstandsfähiger gegen Wetterkapriolen.
Vitala soll eine Wunderwaffe werden, mit der sich Farmer nicht nur in Sinaloa für ihre wohl größte Herausforderung rüsten können: Der Klimawandel wird zur Bedrohung für die Landwirtschaft, etwa wenn Dürre oder starke Winde die Ernten bedrohen.
Agrarökonom Martin Qaim von der Uni Göttingen unterstreicht, dass Klimawandel nicht nur steigende Temperaturen bedeutet, sondern auch mehr Wetterextreme. „Deswegen brauchen wir Pflanzen und Produktionssysteme, die robuster sind“, sagt er.
Die neue Maispflanze aus den Laboren von Bayer soll dies gleich in mehrerer Hinsicht schaffen: Sie ist mit knapp zwei Metern ein ganzes Stück kürzer als die üblichen Maispflanzen und kommt so mit starken Winden besser zurecht, weil ihr Stamm weniger schnell abbricht. Das sogenannte Stängelknicken durch Wind kann für die Farmer zu einem Ernteverlust von 40 bis 50 Prozent führen.
„Kurzwachsender Mais besitzt nicht nur außergewöhnliche Stängel und Wurzeln mit einer hohen Widerstandsfähigkeit gegen Stängelknicken“, sagt Manuel Oyervides Garcia, der das neue Saatgut mitentwickelt hat. Er sei auch resistenter gegen Trockenheit und komme damit potenziell besser mit Dürre klar. In Studien habe Vitala unter solchen Bedingungen bessere Erträge geliefert. Ein Grund könnten tiefere Wurzeln sein, mit denen die Pflanze den Grundwasserspiegel besser anzapfen kann.
Kurzwachsende Pflanzen sind im Prinzip keine neue Idee, es gibt schon mehrere neue Sorten bei Reis und Getreide. Doch war es laut Bayer bisher kaum möglich, zugleich Qualität und Ertrag zu erhalten oder sogar zu steigern. Bei der neuen Maissorte werde für den gleichen Ertrag weniger Fläche, Wasser, Stickstoff-Dünger und Pflanzenschutzmittel gebraucht, wirbt der Leverkusener Konzern.
Ob Vitala tatsächlich das Zeug hat, den Maisanbau weltweit zu revolutionieren, muss sich erst noch zeigen. Wichtig für die Akzeptanz ist, dass für derartige Neuentwicklungen von Pflanzen nicht immer die viel diskutierte grüne Gentechnik nötig ist. Das Saatgut wurde auf traditionelle Art der Züchtung entwickelt. Bei dem gesamten Forschungsprogramm für neues Maissaatgut setzt der Konzern aber auch Biotechnologie sowie Gen-Editierung nach dem Crispr-Verfahren ein, mit der bestimmte Gensequenzen ausgeschaltet werden können.
An klimarobusteren Pflanzen arbeiten nicht nur die Agrarforscher von Bayer. Konkurrent BASF etwa will Mitte des Jahrzehnts eine neue Rapssorte auf den Markt bringen, die speziell mit herausfordernden Bedingungen in trockenen und heißen Regionen Nordamerikas besser zurechtkommen soll.
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