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13.06.2022

04:00

Greentech

Pink Elements will die weltweit größte Plattform für Umweltdaten schaffen

Von: Axel Höpner

Bislang gibt es nur punktuelle Informationen über Wasser- und Luftqualität. Unternehmer Michael Hank will das mit seinem neuen Projekt ändern.

In Deutschland gibt es nur wenig Daten über die Qualität des Wassers, das aus dem Hahn kommt. dpa

Trinkwasser

In Deutschland gibt es nur wenig Daten über die Qualität des Wassers, das aus dem Hahn kommt.

München Mit Umwelttechnologien kennt sich Michael Hank aus. Er hat zwei Start-ups im Bereich der Wasserfiltration gegründet, die von großen Konzernen übernommen werden. Nun will der Unternehmer die größte Umweltdatenbank der Welt schaffen.

„Es gibt zum Beispiel viel zu wenig frei zugängliche Informationen über die Qualität von Trinkwasser“, sagt der Unternehmer. Heute würden zudem vielerorts nur Informationen über die Qualität am Ort der Einspeisung ins Netz veröffentlicht.

Oft sei das Wasser an der Entnahmestelle aber viel schlechter, wenn es Dutzende Kilometer durch alte Rohrleitungen geflossen ist. Viele Substanzen seien zudem gar nicht in der Trinkwasserverordnung berücksichtigt. „Ich habe mit allen Beteiligten in der Wertschöpfungskette gesprochen. Es gibt ein riesiges Misstrauen gegenüber Leitungswasser.“

Mit seinem neuen Projekt Pink Elements will Hank nun mehr Transparenz und eine Demokratisierung der Daten erreichen. In der neuen Internet-Generation Web3 soll zunächst ein soziales Netzwerk für den Austausch von Daten, zum Beispiel über die Wasser- und Luftqualität, entstehen. Jeder Nutzer kann Informationen hochladen, kommentieren oder bewerten. Als Ausgangsbasis will Pink Elements zudem selbst möglichst viele bereits frei zugängliche Daten integrieren.

So soll eine Art Wikipedia von Umweltdaten entstehen – abgesichert durch Blockchain-Technologie. Die Plattform soll im nächsten Schritt mit Schnittstellen zur Anbindung von Sensoren ausgerüstet werden, um Echtzeitdaten zu integrieren. „Im Idealfall könnten zum Beispiel Feuermelder Daten über die Luftqualität automatisch liefern“, sagt Hank. Viele Geräte seien dazu schon heute in der Lage. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz können dann Prognosen erstellt werden.

Flexibles Zahlungssystem

Das Eigentum an den Daten behalten die Einsteller. Sie können auch festlegen, welche Gebühr Interessenten für die Nutzung ihrer Daten zahlen sollen. Die Gebühren werden in Pink Token bezahlt, einem Micropaymentsystem innerhalb der Plattform. 97 Prozent der Zahlung gehen an den Datenanbieter, der Rest an Pink Elements.

Auch Investoren können bei der Plattform mit dem Kauf von Pink Tokens einsteigen. Der Wert soll vom Kryptomarkt bestimmt werden. Die Kosten, unter anderem mehrere Millionen für die Software-Entwicklung, sollen so zusammenkommen. „Es geht uns aber nicht primär darum, damit Geld zu verdienen“, sagt Hank, „es ist ein Impact-Projekt.“ Im Mittelpunkt soll also der gesellschaftliche Nutzen stehen.

Start-up: Pink-Elements-Gründer Michael Hank

Michael Hank

Der Unternehmer will die größte Umweltdatenbank der Welt schaffen.

Der Aufbau einer Datenbank ist vor allem möglich geworden, weil sich die Sensorik in den vergangenen Jahren deutlich verbessert hat und vor allem viel billiger geworden ist. Die Luftqualität in Städten zum Beispiel konnte bislang nur mit großen und sehr teuren Messcontainern bestimmt werden, die an Verkehrsknotenpunkten stehen. Doch damit erfährt man nur etwas über die Situation an genau dieser Stelle – schon eine Ecke weiter kann die Luftqualität viel besser oder schlechter sein.

Doch inzwischen gibt es auch sehr günstige digitale Messgeräte. Das Start-up Hawa Dawa will damit ein flächendeckendes Netzwerk aufbauen und in Echtzeit Daten zur Verfügung stellen. Die Messwerte werden mithilfe von Algorithmen mit anderen Daten wie Wetter, Verkehrsflüssen und Satelliten-Messungen kombiniert. Mithilfe Künstlicher Intelligenz sollen zum Beispiel Prognosen erstellt werden, wann sich die Luftqualität wo verschlechtern könnte.

Der Handlungsbedarf ist groß. Laut Daten der Weltgesundheitsorganisation WHO konnte im vergangenen Jahr kein einziges Land die internationalen Grenzwerte für Luftqualität einhalten.

2,2 Milliarden Menschen weltweit ohne Zugang zu sauberem Wasser

Zudem haben laut Unicef mehr als 2,2 Milliarden Menschen weltweit keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser. In Deutschland ist die Wasserqualität zwar insgesamt gut. Doch ist zum Beispiel eine zu hohe Belastung des Wassers mit Nitrat seit Jahren ein Thema. Erst auf massiven Druck der EU-Kommission verschärfte Deutschland 2020 seine Düngeverordnung. Zudem kann es auf der sogenannten „letzten Meile“ zu Einträgen von Schwermetallen ins Trinkwasser kommen.

„In technologischer Hinsicht eröffnet gerade die Digitalisierung dem Trinkwassermanagement in Gebäuden neue Möglichkeiten“, heißt es in der Studie „Zukunftsstrategie Trinkwasser“ des Handelsblatt Research Institute. Sensoren können die Temperatur, den Trinkwasserdurchfluss und andere Wasserparameter aufnehmen. Allerdings gebe es bei den Gebäuden in Deutschland in Sachen Digitalisierung noch einen großen Nachholbedarf. Etwa 39 Prozent der Systeme zur Wasserversorgung in Gebäuden sind noch nicht digitalisiert.

Auch Thomas Kistemann vom Institut für Hygiene und öffentliche Gesundheit sagt: „Erst entsprechende Sensoren und Aktoren erlauben eine sichere Fernüberwachung und Fernsteuerung des Trinkwassersystems. In Zukunft könnten Gebäudenutzer zum Beispiel ständig sehen können, ob Stagnation oder Temperaturveränderungen zu einem Problem führen könnten. Techniken, die automatisch Wasserproben nehmen und überprüfen, gebe es allerdings erst in Ansätzen.

Hank ist überzeugt, dass in den kommenden Jahren immer mehr Daten zur Verfügung stehen werden. „Wir müssen sie dann aber auch möglichst breit zugänglich machen.“

Der Unternehmer war lange im Wasser-Segment aktiv. Nach dem Studium hatte er die Inge AG gegründet, die Membranen für Filteranlagen produziert. Hank sammelte 16 Millionen Euro ein, am Ende waren neben Fonds sogar RWE und Siemens beteiligt. Doch dann gab es Streit über die richtige Strategie in China, und Hank ließ sich auszahlen. Später kaufte BASF das Start-up für 70 Millionen Euro.

Die nächste Gründung war Seccua. Das Unternehmen ist auf Membran-Ultrafiltrationsanlagen spezialisiert, die Krankheitserreger und Mikroorganismen aus dem Wasser entfernen. Seccua sieht sich als Technologieführer bei Kleinanlagen zur dezentralen Wasseraufbereitung. Vor knapp drei Jahren fand er mit Mann+Hummel einen strategischen Investor.

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