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28.03.2023

13:04

Mediengruppe

Neuer Pro-Sieben-Chef kündigt Stellenabbau an

Von: Joachim Hofer

PremiumBert Habets will die Kosten drücken und dabei auch Mitarbeiter loswerden. Wie viele Leute gehen müssen, ist aber noch offen. Auch andere wichtige Entscheidungen stehen aus.

Der neue Konzernchef Bert Habets will verstärkt ins Kerngeschäft investieren. Reuters

Pro Sieben Sat 1

Der neue Konzernchef Bert Habets will verstärkt ins Kerngeschäft investieren.

München Der neue Chef von Pro Sieben Sat 1, Bert Habets, startet ein Sparprogramm. „Wir haben schon begonnen, die Kosten zu senken, und schauen uns alles an“, sagte der Manager am Dienstag. Dies sei verbunden mit einem Personalabbau. Die Gespräche dazu liefen gerade. Wie viele Stellen betroffen seien, wollte Habets nicht sagen.

„Viele Konkurrenten bauen ebenfalls Personal ab in diesen herausfordernden Zeiten“, so Habets. Der Niederländer führt Deutschlands größte private Sendergruppe seit Herbst. Am Dienstag erläuterte er erstmals seine Strategie. Demnach wird Pro Sieben künftig vor allem im Kerngeschäft Unterhaltung investieren. „Ich bin davon überzeugt, dass wir auf diese Weise unsere Führungsposition im deutschsprachigen Entertainment-Markt stärken und unser mittelfristiges Umsatzwachstumsziel von durchschnittlich vier bis fünf Prozent pro Jahr erreichen.“

Streamingplattform Joyn spielt eine wichtigere Rolle

Eine noch wichtigere Rolle als bisher spielt dabei die konzerneigene Streamingplattform Joyn. Sie sei künftig das Zentrum „des digitalen Entertainment-Auftritts“ und solle eine Lifestylemarke für die ganze Familie im deutschsprachigen Raum werden. Joyn solle eine Plattform selbst für Konkurrenten werden: „RTL ist auch willkommen.“

Der Niederländer führt Pro Sieben Sat 1 seit November. dpa

Bert Habets

Der Niederländer führt Pro Sieben Sat 1 seit November.

An den Digitalbeteiligungen des Unternehmens will Habets festhalten: „Das ist für uns ein bewährtes Geschäftsmodell.“ Vor gut zehn Jahren hatte Vorgänger Thomas Ebeling begonnen, Werbezeit an Start-ups abzugeben, im Gegenzug bekommt Pro Sieben Sat 1 eine Beteiligung an den aufstrebenden Firmen. Mehrheitsbeteiligungen werde es künftig aber nur noch in Ausnahmefällen geben, erklärte Habets. Auch werde Pro Sieben keine Anteile mehr kaufen.

Wann ein Börsengang der Tochter Parship Meet Group ansteht, ist unterdessen ungeklärt. Die Datingsparte sollte aufs Parkett kommen, die Emission wurde aber noch vor Habets’ Amtsantritt auf unbestimmte Zeit verschoben. „Alle strategischen Optionen werden geprüft“, sagte Habets lediglich.

Zudem steht die Bilanzpräsentation für das vergangene Jahr aus. Ende Februar hatte Habets den Termin für die Vorlage der Zahlen kurzfristig abgesagt. Grund dafür seien regulatorische Fragen zum Geschäft der Tochterfirmen Jochen Schweizer und Mydays, teilte Pro Sieben damals mit. Die Töchter Jochen Schweizer und Mydays vertreiben im Wesentlichen Gutscheine und könnten daher in Teilen unter das sogenannte Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz fallen.

Die Führungsriege der Mediengruppe steht unter Zeitdruck

Es werde noch vier bis sechs Wochen dauern, bis die Sache geklärt sei, sagte Habets am Dienstag. Sein Unternehmen stehe dazu in Kontakt mit der Finanzmarktaufsicht Bafin. Die Führungsriege steht unter Zeitdruck: Ende April muss die Bilanz vorliegen, so verlangt es die Börse. Pro Sieben Sat 1 ist im MDax notiert und könnte aus dem Index fliegen, wenn die Frist zur Veröffentlichung der Zahlen gerissen wird. Der Konzern sei in Kontakt mit der Börse, um eine Fristverlängerung zu erreichen, betonte Finanzvorstand Ralf Gierig.

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Doch es sind nicht nur bilanzielle Schwierigkeiten auszuräumen, sondern auch Personalien zu klären. Die tschechische Finanzgruppe PPF, unlängst zum Großaktionär aufgestiegen, drängt auf einen Sitz im Aufsichtsrat. „PPF ist der Ansicht, dass Pro Sieben eine faire Vertretung aller wichtigen Aktionäre im Aufsichtsrat sicherstellen sollte“, teilte das Unternehmen unlängst mit. PPF hat vor wenigen Wochen auf einen Anteil von gut zehn Prozent aufgestockt und ist der zweitgrößte Anteilseigner.

Die freien Plätze im Aufsichtsrat von Pro Sieben Sat 1 sind umkämpft. Drei Mandate laufen in diesem Jahr aus, darüber hinaus ist eine Position vakant, nachdem Habets im Herbst vom Aufsichtsrat auf den Chefsessel wechselte.

Mit PPF rivalisiert der größte Aktionär um die Sitze im Kontrollgremium: die vom ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi beherrschte Firma Mediaforeurope (MFE). MFE hält 29 Prozent der Anteile und beansprucht Branchenkreisen zufolge zwei Plätze im Aufsichtsrat.

Wann die neuen Mitglieder des Aufsichtsrats gewählt werden können, ist völlig offen. Die für den 2. Mai geplante Hauptversammlung muss Habets wegen der Vorgänge rund um Jochen Schweizer und Mydays auf unbestimmte Zeit verschieben.

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