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28.02.2023

16:25

Medienkonzern

Axel Springer kündigt Stellenabbau bei „Bild“ und „Welt“ an

Die Medienmarken „Bild“ und „Welt“ sollen durch eine neue Organisationsstruktur mehr Gewinn abwerfen. Dafür streicht der Konzern nun auch Jobs.

Der Medienkonzern hat einen Stellenabbau bei „Bild“ und „Welt“ angekündigt. dpa

Zentrale von Axel Springer in Berlin

Der Medienkonzern hat einen Stellenabbau bei „Bild“ und „Welt“ angekündigt.

Berlin Der Medienkonzern Axel Springer streicht bei seinen Marken „Bild“ und „Welt“ Stellen. „In den Bereichen Produktion, Layout, Korrektur und Administration wird es deutliche Reduzierungen von Arbeitsplätzen geben“, teilte der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner am Dienstag in einem Schreiben an die Mitarbeiter mit, das der Deutschen Presse-Agentur vorlag.

Der Springer-Chef erläuterte: „Wir werden gleichzeitig Arbeitsplätze aufbauen und abbauen. Dafür wird es ein Freiwilligenprogramm geben.“ Der 60-Jährige schrieb auch: „Betriebsbedingte Kündigungen versuchen wir zu vermeiden.“ Konkrete Zahlen wurden nicht genannt.

Zum deutschen Mediengeschäft des Konzerns mit Sitz in Berlin hieß es weiter: „Um auch künftig wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben, muss sich unser Ergebnis im deutschen Mediengeschäft in den nächsten drei Jahren um rund 100 Millionen Euro verbessern. Durch Umsatzsteigerungen, aber auch durch Kostenreduzierungen.“

Axel Springer legt Fokus stärker auf die USA

Zu den künftigen Schwerpunkten bei den Marken betonte Döpfner: „Reichweite ist bei „Bild“ die oberste Priorität. Bei „Welt“ sind es gut bezahlte und haltbare digitale Abos.“

Der Stellenabbau hatte sich schon länger angedeutet. Hintergrund ist ein Strategieprojekt im Segment nationales Mediengeschäft (News Media National). Seit Herbst wurden die Strukturen mit Blick auf den beschleunigten Wandel in der Medienbranche überprüft.

Vor kurzem hatte Springer-Chef Döpfner auch in einem dpa-Interview erläutert, dass sich der Konzern im Zuge der künftigen Struktur der beiden Marken auch von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern trennen werde.

Der Konzern beschäftigt weltweit aktuell rund 18.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dazu zählen 3400 Journalisten, davon einen immer größeren Teil in den USA. Springer sieht dort einen großen Wachstumsmarkt.

Springer übertraf 2022 trotz Inflation, Energiekrise und des Kriegs in der Ukraine seine Wirtschaftsziele. Döpfner sagte in dem dpa-Interview: „Wir hatten nach 2021 zum zweiten Mal in Folge zweistelliges organisches Umsatzwachstum.“ Das habe das Unternehmen seit vier Jahrzehnten nicht gehabt. Der Umsatz lag demnach bei rund 3,9 Milliarden Euro, unter dem Strich steht rund eine dreiviertel Milliarde Gewinn.

Konzern will reines Digitalunternehmen werden

85 Prozent des Umsatzes und mehr als 95 Prozent des Gewinns kommen demnach bereits aus dem Digitalgeschäft. Der Konzern will sich perspektivisch vom gedruckten Zeitungsgeschäft verabschieden und ein reines Digitalunternehmen werden.

Döpfner hat wiederholt angekündigt, dass es bei dem Traditionsverlag mittelfristig keine gedruckte Zeitung mehr geben werde. „Die Zukunft von Axel Springer ist 'digital only'“, sagte der seit 2002 amtierende Konzern-Chef jüngst im Reuters-Interview.

Trotz des Fokus' auf mehr Digitalgeschäft sei Print heute noch profitabel und für Leserinnen und Werbekunden unverzichtbar, betonte Döpfner in der Mail. „Deshalb wird die komplette Umstellung auf Digital noch einige Jahre dauern.“ Man müsse sich darauf vorbereiten und die Transformation in Angriff nehmen.

Hier könne künstliche Intelligenz helfen, den Journalismus zu unterstützen oder zu ersetzen. „Wir müssen uns deshalb auf das Recherchieren exklusiver Nachrichten, persönliche Anschauung in Reportagen sowie originäre Kommentierung und originelle Unterhaltung konzentrieren“, kündigte der Springer-Chef an.

Döpfner sieht bei Welt und Bild die Möglichkeit einer „gefährlichen Schieflage“

Die journalistische Produktion hingegen werde zum Nebenprodukt, immer mehr technisch gestützt und automatisiert. „In den Bereichen Produktion, Layout, Korrektur und Administration wird es deutliche Reduzierungen von Arbeitsplätzen geben.“

Döpfner begründete die angepeilten 100 Millionen Euro damit, „weil Umsatz und Gewinn und Kosten sich so entwickeln, dass wir mit 'Bild' und 'Welt' in wenigen Jahren in eine gefährliche Schieflage geraten würden, wenn wir nichts tun“

Der Konzern zog sich 2020 von der Börse zurück und war davor eine Kooperation mit dem US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts (KKR) für beschleunigtes Wachstum eingegangen. KKR hält einen großen Anteil an Springer.

Die Gewerkschaft Verdi kritisierte die Springer-Pläne. Bundesvorstandsmitglied Christoph Schmitz sagte: „Erneut kündigt mit Axel Springer ein Großverlag an, ohne wirtschaftliche Not und mit Blick auf im Vergleich zu anderen Branchen übersteigerten Gewinnerwartungen, sich gegen journalistische Vielfalt im eigenen Verlag zu entscheiden.“ Er schlug zugleich eine Brücke zum Konzern Bertelsmann.

RTL Deutschland hatte vor kurzem angekündigt, dass Hunderte Stellen rund um die Zeitschriftentitel des Verlagshauses Gruner + Jahr wegfallen und zahlreiche Titel eingestellt werden. Die Magazinsparte ging 2022 an RTL über. Beide Bereiche gehören zu Bertelsmann. RTL will zugleich in die Digitalstrategie und in Zeitschriften-Kernmarken investieren.

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