Das Konglomerat PPF erwirbt rund neun Prozent an dem Fernsehunternehmen. Hinter der Gruppe steht die Milliardärin Renata Kellnerova – Witwe des legendären Firmengründers.
Renata Kellnerova
Kellnerova gilt als reichste Frau Tschechiens.
Bild: Privat
Wien Von Finanzdienstleistungen, über Medien bis zu Telekommunikation und Immobilien: Das tschechische Unternehmen PPF ist ein Konglomerat, wie es das im Westen des Kontinents kaum mehr gibt. Wie am Dienstagabend bekannt wurde, steigt die Firma mit einem Anteil von 9,1 Prozent bei der Fernsehgesellschaft Pro Sieben Sat 1 ein.
Hauptaktionärin von PPF mit fast 99 Prozent ist Renata Kellnerova, die 55-jährige Witwe des fast schon legendären Geschäftsmanns Petr Kellner. Im März 2021 ist er beim Heli-Skiing in Alaska ums Leben gekommen.
Kellnerova gilt zwar als reichste Frau Tschechiens und dürfte überhaupt eine der wohlhabendsten Personen Europas sein – PPF weißt Aktiva von immerhin 42 Milliarden Euro aus. Beim in Amsterdam registrierten Unternehmen hat sie allerdings keine offizielle Leitungsfunktion inne. Sie steht lediglich der Familienstiftung vor, die sie noch mit ihrem Mann gegründet hat. Die Stiftung unterstützt schwerpunktmäßig tschechische Studenten, die im Ausland eine Ausbildung absolvieren.
Petr Kellners Werdegang als Unternehmer ist typisch für die erste Generation von Firmeninhabern nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Im Jahr 1991 wurden in der Tschechoslowakei die Marktwirtschaft und der Kapitalismus eingeführt. Das geschah über die sogenannte Coupons-Privatisierung. Die Tschechoslowaken konnten sich direkt an Firmen beteiligen oder die Coupons an Anlagegesellschaften abtreten, die ein Portfolio an Beteiligungen zusammenkauften. PPF war eine dieser Investmentfirmen.
Kellners erste Akquisition war der Kauf der größten tschechoslowakischen Versicherung. Danach baute er das Portfolio schrittweise aus. Ein großes Gewicht hatten dabei schon immer Investitionen in den Mediensektor. So gehören zum Universum von PPF auch die Central European Media Entreprises (CME), die in sechs zentral- und osteuropäischen Ländern Fernsehsender betreibt.
Erstaunlich an der Familie Kellner sind auch familiäre Verflechtungen, die ein wenig an die dynastischen Zustände im Habsburgerreich erinnern, zu dem Tschechien vor dem Ersten Weltkrieg gehörte. Anna Kellnerova, die Tochter von Petr und Renata, ist nämlich mit dem Geschäftsmann Daniel Kretinsky liiert. Dieser ist ein Weggefährte von Petr Kellner, denn gemeinsam gründeten sie 2009 die EPH Holding. In den vergangenen zehn Jahren ist sie zur größten privaten Energiegruppe Zentraleuropas aufgestiegen.
International aufgefallen ist EPH vor allem mit der Strategie, „ungeliebte“ Kohleaktivitäten zu übernehmen. In Deutschland gehört unter anderem der Braunkohleförderer Mibrag zur EPH Holding, die heute von Kretinsky mit einem Anteil von 50 Prozent zusätzlich einer Aktionärsstimme beherrscht wird. Beim Handelsunternehmen Metro hatte Kretinsky ferner einen Machtkampf mit der Meridian Stiftung und der Beisheim Holding angezettelt. Mittlerweile ist er der Hauptaktionär der Gesellschaft.
Bei Pro Sieben Sat 1 wird PPF nach der MFE-Mediaforeurope (ehemals Mediasat) der zweitgrößte Anteilseigner sein. Die von der Familie des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi beherrschte Firma besitzt einen Anteil von 23 Prozent am TV-Unternehmen.
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