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24.03.2023

11:43

ÖRR

Mehr als zehn Milliarden Euro für ARD, ZDF und Deutschlandradio

Von: Hans-Jürgen Jakobs

ARD, ZDF und Deutschlandradio überspringen bei den Einnahmen laut einer Studie eine magische Marke. ARD-Chef Gniffke hat als Ziel ausgegeben: relevanter als Netflix sein.

ARD-Vorsitzender Kai Gniffke dpa

Kai Gniffke

Der ARD-Vorsitzende will deutlich in die Technologie investieren, um mit Netflix und Co. mitzuhalten.

München Große Pläne verkündete der amtierende ARD-Vorsitzende Kai Gniffke am vergangenen Wochenende. Um mit Netflix, Amazon Prime und den anderen großen US-Streamingplattformen mitzuhalten, werde man in den kommenden Jahren „mehrere hundert Millionen Euro in die Entwicklung von Technologie investieren“, verkündete der Intendant des Südwestrundfunks (SWR): „Das wird enorm viel Geld kosten.“

Womöglich macht dem einstigen Chef von „Tagesschau“ und „Tagesthemen“ die derzeit gute Finanzlage Mut für ein solches Abenteuer. Denn für das laufende Jahr rechnet der öffentlich-rechtliche Rundfunk erstmals mit Finanzmitteln von mehr als zehn Milliarden Euro – eine Zäsur.

Errechnet hat diese Zahl das Kölner Institut für Medienpolitik (IfM) aktuell auf der Basis der von den Sendern für 2023 vorgelegten Haushaltsplänen. So entfallen auf die neun ARD-Anstalten rund 7,25 Milliarden Euro, auf das ZDF 2,5 Milliarden und auf das Deutschlandradio 276 Millionen. Das addiere sich auf 10,027 Milliarden Euro.

Rundfunkbeitrag ist Haupteinnahmequelle von ARD und ZDF

Haupteinnahmequelle ist dabei mit einem Anteil von 85 Prozent der Rundfunkbeitrag. Jeder deutsche Haushalt muss monatlich 18,36 Euro zahlen, Anlass für permanente politische Debatten.

Mehrere Ministerpräsidenten haben sich gegen eine weitere Erhöhung positioniert. Ein neu gebildeter „Zukunftsrat“ von Experten soll Hinweise geben, wie es mit dem öffentlich-rechtlichen System weitergeht, das sich auch aus Werbung, Sponsoring und anderen Erträgen finanziert.

Kein anderer öffentlich-rechtlicher Rundfunkverbund auf der Welt hat so viel Geld wie ARD und ZDF. Ihr Gesamtbudget hat sich seit 1995 um 4,1 Milliarden Euro oder 70 Prozent erhöht. Der inflationsbedingte Kaufkraftverlust habe in diesem Zeitraum nur 38 Prozent betragen, zieht die IfM-Studie einen Vergleich.

Die Debatte um öffentlich-rechtliche Sender gibt es auch in anderen Ländern

So wie in Deutschland wird auch in anderen europäischen Ländern heftig über Volumen und Struktur der öffentlichen Sender debattiert, zum Beispiel in Großbritannien. Dort hat die BBC – einst nach 1945 Vorbild für die ARD – laut IfM rund 6,25 Milliarden Euro zur Verfügung. Es fehlt eine Doppelstruktur wie bei ARD und ZDF. In Frankreich erzielt France Télévision Einnahmen von rund 2,8 Milliarden Euro, in Italien kommt die RAI auf 2,5 Milliarden.

Für ihre ehrgeizigen digitalen Pläne wollen ARD und ZDF nach Möglichkeit auch andere europäische Rundfunkanstalten einbinden. Schon spricht ARD-Chef Gniffke von einem Nukleus für viel Größeres – einem „Marktplatz für alle deutschen Medien“. Allerdings kann dabei niemand über zehn Milliarden Euro im Jahr verfügen.

Erstpublikation: 22.03.2023, 10:58 Uhr.

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