Sheryl Sandberg gilt als Facebooks Vorzeigemanagerin. Doch immer neue Skandal-Enthüllungen schaden ihrem Image – das bemerkt auch Mark Zuckerberg.
Sheryl Sandberg
Die Facebook-Managerin verliert derzeit den Rückhalt im Unternehmen.
Bild: AP
San Francisco Wann immer ein amerikanisches Milliardenunternehmen nach einer neuen Führungspersönlichkeit suchte, fiel der Name von Sheryl Sandberg. Wen sollte Facebooks Geschäftsführerin nicht schon alles retten! Die Kommunikationsplattform Twitter, den Medienriesen Disney, selbst als Nachfolgerin von Travis Kalanick bei Uber galt sie mal.
Inzwischen tritt die 49-Jährige in ungewohnter Rolle auf. Statt andere zu retten, sucht die Vorzeigemanagerin selbst einen Weg aus der Krise. Bei Facebook verliert die Nummer zwei an Rückhalt. Lange regierte Sandberg als Tech-Kaiserin neben Mark Zuckerberg, der ihr blind vertraute. Die Rollen am Hofe von Menlo Park waren klar vergeben: Er hatte die Visionen, sie verdiente das Geld.
Kurz vor Ende des schlimmsten Jahres in der Unternehmensgeschichte lässt sich die Beziehung des „Powercouple“ mit einer Facebook-Floskel beschreiben: „Es ist kompliziert.“ Sandberg stand für eine neue Generation von weiblichen Spitzenmanagerinnen. Ihr Glanz strahlte auf den hölzernen Zuckerberg ab. Nun wird sie zu einer Belastung für Facebook. Der Konzerngründer liegt nach Recherchen des „Wall Street Journal“ mit der Geschäftsführerin über Kreuz.
„Sie sollte gehen“, fordert der Facebook-Kenner David Kirkpatrick, Autor des Bestsellers „The Facebook Effect“ im Gespräch mit dem Handelsblatt. „Ihre fortlaufende Unehrlichkeit untergräbt die Marke der Firma und deren Geschäftsaussichten.“
Der Hedgefonds-Manager Doug Kass glaubt, dass Sandberg, die seit 2007 im Unternehmen ist, ihren Posten Anfang 2019 räumen wird. Opfert Facebook seine Kaiserin, könne sich der Social-Media-Konzern den Neuanfang erkaufen.
Ihr Schicksal liegt in der Hand von Zuckerberg, der mit einem Stimmanteil von 60 Prozent an Facebook alle Züge bestimmt. Ob er sich tatsächlich dazu entschließt, ist aber fraglich. „Mark weiß, dass sie die Ertragsmaschine für seine Firma gebaut hat und dass die Wall Street generell will, dass sie bleibt“, urteilt Kirkpatrick.
Doch der Dauerskandal belastet den Profit. Der Kurs verlor in der Spitze über 40 Prozent. Immer neue Enthüllungen verstärken den Eindruck, dass die Frau, die mit Facebook-Aktien und -Optionen zu den reichsten Frauen der Welt zählt, nur dann mit der ganzen Wahrheit herausrückt, wenn es nicht mehr anders geht.
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Besonders schädigen die jüngsten Enthüllungen der „New York Times“ über Sandbergs Interesse an Investor George Soros und dem Engagement der PR-Agentur Definers ihr Image. Noch vor zwei Wochen erklärte Sandberg dem TV-Sender CBS, Definers weder gekannt noch engagiert zu haben. Die Firma sollte Kritiker im Auftrag von Facebook in Misskredit bringen und als Handlanger von Soros darstellen. Dann räumte Sandberg ein, die Angelegenheit sei doch über ihren Schreibtisch gegangen.
Vergangene Woche berichteten die „New York Times“ und Buzzfeed dann, Sandberg persönlich habe Facebooks Kommunikationsabteilung beauftragt, herauszufinden, ob der gefürchtete Leerverkäufer Soros Facebook-Aktien gehortet hatte.
Der Milliardär hatte Facebook im Januar auf dem World Economic Forum in Davos als „Bedrohung für die Gesellschaft“ bezeichnet. Sandberg wollte wissen, ob Soros von einem Niedergang der Facebook-Aktie profitiere.
Eine solche Anfrage an sich ist nicht ungewöhnlich. Viele Financiers, darunter Soros, verdienen immer wieder Geld damit, gegen Firmen zu wetten. Soros etwa setzte auf einen Absturz des britischen Pfunds und verdiente eine Milliarde Dollar.
Solche Aktionen sehen die Techies im zwanghaft optimistischen Silicon Valley ungern. Elon Musk nannte Anti-Tesla-Investoren „Wert-Vernichter“ und forderte, solche Finanzgeschäfte zu verbieten.
Trotzdem wirkt Sandbergs Salamitaktik übel. Erst nach und nach mit der Wahrheit herauszurücken zeigt den Nutzern wieder mal, dass Facebook mit zweierlei Maß misst. Schließlich stachelt das Netzwerk die Menschen dazu an, alles über sich preis zu geben. Für die Führung des Unternehmens scheinen diese Transparenz-Gebote dagegen nicht zu gelten.
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