Die Tochter Random House darf den Verlag Simon & Schuster vorerst nicht übernehmen. Und für Konzernchef Rabe droht bereits der nächste Rückschlag.
Thomas Rabe
Der Manager setzt bei seinen Wachstumsplänen stark auf Fusionen – musste aber zuletzt gleich mehrere Rückschläge einstecken.
Bild: dpa
Düsseldorf Der Medienkonzern Bertelsmann muss bei seinen Fusionsplänen einen weiteren Rückschlag hinnehmen: Die Übernahme des New Yorker Verlags Simon & Schuster durch die Tochter Penguin Random House ist vorerst an der US-Justiz gescheitert. Die weltweite Nummer eins im Buchgeschäft wollte die Nummer vier übernehmen.
Die Washingtoner Bezirksrichterin Florence Pan blockierte am Montag (Ortszeit) den 2,2 Milliarden Euro schweren Deal. Damit folgte sie dem Einwand des US-Justizministeriums, wonach eine Fusion von zwei der größten Verlagsgruppen der Welt den Wettbewerb für Bestseller schmälern würde.
Bertelsmann kündigte am Dienstagmorgen an, im Eilverfahren Berufung gegen das Urteil einlegen zu wollen. „Ein Zusammenschluss wäre im Sinne des Wettbewerbs“, sagte Konzernchef Thomas Rabe. Man teile die Einschätzung des Gerichts genauso wenig wie die Haltung des US-Justizministeriums. Man sei unverändert davon überzeugt, dass Bertelsmann und Penguin Random House für Simon & Schuster das beste kreative Zuhause wären.
Für den 57-jährigen Topmanager ist es in kurzer Zeit die dritte Schlappe bei seinen Fusionsplänen. Rabe verfolgt bei Europas größtem Medienkonzern die Strategie, auf lokaler Ebene „nationale Medienchampions“ zu gründen, um der globalen Konkurrenz wie Netflix oder Disney etwas entgegenzusetzen.
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In Frankreich wollte die Bertelsmann-Beteiligung M6 mit dem TV-Sender TF1 des französischen Mischkonzerns Bouygues zusammengehen. Nachdem die Kartellbehörde starke Bedenken äußerte, weil das Duo mehr als 70 Prozent des Werbefernsehens kontrolliert hätte, zog Bertelsmann seine Pläne zurück.
>> Lesen Sie auch: Große Pläne, noch größere Probleme: Wie die großen Fusionsvorhaben von Bertelsmann-Chef Rabe scheitern
Auch in der Callcenter-Branche scheiterten Rabes Übernahmefantasien. Die Konzerntochter Majorel kam, anders als geplant, nicht mit dem doppelt so großen Konkurrenten Sitel der französischen Milliardärsfamilie Mulliez zusammen. Man zerstritt sich wegen steigender Zinsen. Dabei hatten sich die Konzerne schon im Sommer auf die Grundzüge der Übernahme geeinigt.
Bei einer internen Bertelsmann-Tagung Ende September hatte Rabe diesbezüglich von „zwei ernsten Rückschlägen“ gesprochen, berichteten Teilnehmer dem Handelsblatt. Das sei nach „Jahren harter Arbeit unglaublich frustrierend“ und „sehr, sehr bitter“.
In den Niederlanden droht gar die vierte Schlappe. Die Kartellwächter wollen Mitte November über die geplante Fusion von RTL Nederland mit John de Mols Talpa Network entscheiden. Auflagen zeichnen sich schon ab. Offiziell spricht RTL hinsichtlich der beiden Marktführer bereits nicht mehr von „Fusion“, sondern nur noch vom „geplanten Zusammenschluss“.
Sollte auch dieser vierte Deal scheitern, könnten sich bei dem Gütersloher Familienunternehmen geplante Transaktionen im Gesamtwert von fünf Milliarden Euro in Luft auflösen. Der Druck auf Konzernchef Rabe würde dann steigen. Aufsichtsratschef Christoph Mohn stärkte dem Manager zuletzt allerdings den Rücken: „Wir denken langfristig: Wenn sich Pläne um zwei, drei Jahre verzögern, ist das kein Problem“, sagte er dem Handelsblatt.
Rabe hat Bertelsmann seit seinem Amtsantritt Anfang 2012 internationaler, digitaler und wachstumsstärker aufgestellt. Heute profitiert der Konzern von diesen Maßnahmen. Der Umsatz stieg zuletzt auf fast 19 Milliarden Euro, dieses Jahr will Rabe die Marke von 20 Milliarden erreichen. Weiteres Wachstum will Bertelsmann auch durch Übernahmen erzielen.
Bücher von Penguin Random House auf der Frankfurter Buchmesse
Der Zusammenschluss mit dem US-Verlag Simon & Schuster ist vorerst gescheitert.
Bild: dpa
Im Buchmarkt gab Bertelsmann im November 2020 die Übernahmepläne zwischen Penguin Random House und Simon & Schuster bekannt. Ein Jahr später reichte das US-Justizministerium eine Klage gegen den Deal ein, der das Gericht nun stattgegeben hat.
Im Gegensatz zu den meisten Wettbewerbsstreitigkeiten, bei denen es um die Kosten für die Verbraucher geht, ging es in diesem Fall um die Einnahmen der Autoren. Die US-Regierung argumentierte in ihrer Klage, dass der Kauf verhindert werden müsse, weil er zu weniger Wettbewerb bei Bestsellern und geringeren Vorschüssen für Autoren führen würde. Bertelsmann kritisiert, dass das Urteil auf falschen Grundannahmen beruht, etwa auf einer unzutreffenden Marktdefinition.
Zu den Gegnern der Fusion gehörte Starautor Stephen King, eines der Zugpferde von Simon & Schuster. Bei dem geplanten Zusammenschluss sei es nie um die Leser und Schriftsteller gegangen, sondern um Erhalt und Wachstum des Marktanteils von Penguin Random House. „In anderen Worten: $$$“, schrieb King auf Twitter.
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