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18.02.2018

18:30

Umzug nach Los Angeles

Was Star-Investor Peter Thiel aus dem Silicon Valley trieb

Von: Britta Weddeling

Der Tech-Investor Peter Thiel verlässt das Silicon Valley, das er zuletzt stark kritisierte. Doch der Abschied ist nicht endgültig.

Der Unternehmer bleibt durch seine Investments ans Silicon Valley gebunden. ANDREW WHITE/The New York Times//Redux/laif

Peter Thiel

Der Unternehmer bleibt durch seine Investments ans Silicon Valley gebunden.

San Francisco Er betritt die öffentliche Bühne wie ein Soldat die Gefechtsstation. Den Rücken fest durchgedrückt, die Arme an den Körper gepresst, den Blick nach vorn. Peter Thiel, 50, bewegt sich, als stünde er dauerhaft in der Schusslinie. Als könne nur diese äußerste Disziplin das kritische Publikum da unten im Saal parieren.

Die Ideologie des Silicon Valley vom permanenten technischen Fortschritt sei nur „Google-Propaganda“, kritisierte Thiel kürzlich vor Vertretern der Tech-Branche an der Stanford Uni in Palo Alto. Computer oder Internet hätten sich vielleicht weiterentwickelt, die analoge Welt hingegen kaum. Die Gesellschaft kämpfe mit stagnierenden Löhnen, die Zukunftserwartungen der Millennials seien trüb. Toll, dass es „dieses Tech-Ding in Silicon Valley“ gebe, doch nur ein paar Kilometer weiter lebten die Menschen in einem „Failing State“.

Spöttisch, kampfeslustig bis hin zur Arroganz attackiert der US-amerikanische Investor deutscher Herkunft von jeher das offizielle Narrativ der Westküste vom digitalen Aufbruch. Dabei profitierte ausgerechnet er wie kaum ein anderer vom digitalen Hype.

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Peter Thiel war einer der ersten Facebook-Investoren. Nun zieht sich der deutschstämmige Milliardär offenbar aus der Tech-Szene zurück.

Thiel verkaufte den Bezahlservice Paypal für 1,5 Milliarden US-Dollar an Ebay, strich selbst 55 Millionen US-Dollar ein, verdiente als Investor am Aufstieg Facebooks zum Milliardenimperium mit, gründete den Datenanalysten Palantir, beteiligte sich als Partner der Risikokapitalfirma Founders Fund an Elon Musks Raketenhersteller SpaceX. Das Valley, in dem er all diese Erfolge feierte, war Thiel dennoch zu links, zu wenig Fortschritt, zu sehr Establishment.

Nun inszeniert er sich sogar als Opfer der herrschenden politischen Verhältnisse. „Silicon Valley ist ein Ein-Parteien-Staat“, sagte er in Stanford. Wer nicht mit den anderen einer Meinung sei, bekomme Probleme. Er will raus, berichtet das „Wall Street Journal“ und ziehe von San Francisco nach Los Angeles. Am Sunset Strip besitzt Thiel eine 11,5 Millionen Dollar teure Villa. Die Zentralen der Investmentfirmen Thiel Capital und Thiel Foundation wandern mit.

Die neue Enklave liegt jedoch weniger als eine Flugstunde von der alten Heimat entfernt, der Abschied ist allenfalls symbolisch. Zumal er bis auf Weiteres im Aufsichtsrat von Facebook bleibt und durch seine Investments ans Valley gebunden ist. Zudem entwickelt sich Los Angeles, Spitzname „Silicon Beach“, längst zum drittgrößten Start-up-Standort der USA mit Firmenzentralen von SpaceX, Snap oder der Dating-App Tinder.

Doch der Umzug unterstreicht auch, wie sehr sich der Paypal-Macher und das Valley inzwischen entfremdet haben. Den Leuten hier galt Thiel schon immer als „weird“, als durchgeknallter, hochintelligenter Sonderling. Viele schätzten die Stimme des Widersachers im selbstverliebten Weltverbesserungsgeplapper von Apple, Alphabet und Facebook, nahmen die gelegentlichen Entgleisungen nicht weiter ernst. 2009 zweifelte er in einem Essay am Sinn des Frauenwahlrechts, dann wollte er sich das Blut jüngerer Menschen in seine Adern spritzen, um 120 Jahre alt zu werden. Oder aber er erklärte: „Ich glaube nicht, dass Freiheit und Demokratie kompatibel sind.“

Als Fan-Boy von US-Präsident Donald Trump, als Wahl- und Kulturkämpfer für ein erzkonservatives autoritäres Amerika, machte sich Thiel jedoch aber viele Feinde. Vergangenen Sommer führte sein Aktionismus gar zum Streit mit Mark Zuckerberg und fast zum Rauswurf aus Facebooks Aufsichtsrat. Doch etwas ändern will er an sich nicht. Im Gegenteil. Wer sich nicht an seine Regeln hält, wird kaltgestellt. Das Klatsch-Blog „Gawker“, das 2007 gegen Thiels Willen über dessen Homosexualität berichtete, vernichtete er mit einer Klage finanziell.

Wenn schon Journalismus, dann so, wie Thiel es will. Das galt schon vor 30 Jahren, als er als junger Student die bis heute publizierte Uni-Zeitschrift „Stanford Review“ gründete. Die Publikation solle „alternativen Meinungen“ eine Plattform geben. Mit seiner Haltung könnte sich Thiel schon bald wieder in die politische Debatte einmischen. Angeblich will der Milliardär gemeinsam mit der Mercer-Familie und Journalisten von „Fox News“ ein konservatives Medienhaus gründen. Der Hedgefonds-Mogul Robert Mercer unterstützte Trump und finanzierte Breitbart News.

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