Chinas größtes Unternehmen spezialisiert sich auf Gaming und investiert strategisch bei Ubi. Der auch in Deutschland vertretene Konzern gilt derweil als Übernahmeziel.
Ubisoft-Stand auf der Spielemesse Gamescom
Besucher der Gamescom-Messe 2022 in Köln spielen an einem Stand des Gaming-Unternehmens Ubisoft.
Bild: IMAGO/Rüdiger Wölk
Düsseldorf Mit Investitionen in Höhe von 300 Millionen Euro hat der weltgrößte Gaming-Anbieter Tencent seine Position als Ubisoft-Aktionär gestärkt. Der Konzern erhöhte seinen direkten Anteil am größten europäischen Videospiele-Hersteller von 4,5 Prozent auf 9,99 Prozent. Zudem kaufte Tencent 49,9 Prozent der Anteile an der Holding Guillemot Brothers Limited, über die die Ubisoft-Gründerfamilie Guillemot weiterhin das Geschäft kontrollieren wird. Das geht aus einer Mitteilung des Unternehmens hervor.
Tencent gilt als das wertvollste Unternehmen Chinas und ist neben Beteiligungen in der Videospiel-Branche auch Aktionär des Social-Media-Dienstes Snapchat, der Musikplattform Spotify und des Autoherstellers Tesla. Zu den Eigenproduktionen von Tencent gehören der Chat-Dienst WeChat, der wegen Zensur- und Spionagewürfen in der Kritik steht, und der in Asien führende Messenger Tencent QQ.
Ubisoft gilt unter Brancheninsidern als Übernahmekandidat. Seit April gibt es bisher unbestätigte Berichte, dass die Beteiligungsgesellschaft Blackstone und der Investor Kohlberg Kravis Roberts & Co. Kaufinteresse zeigen. Das Unternehmen steht dem offen gegenüber. „Wenn jemand ein Angebot für Ubisoft abgeben möchte, kann er das tun, und die Sache wird vom Vorstand geprüft“, sagte Ubisoft-Finanzchef Frederick Duguet laut dem Finanzdienstleister Bloomberg.
Die Aufstockung durch Tencent drückte die Stimmung an der Börse allerdings nach unten: Zwar sei der Deal zwischen Tencent und Ubisoft gut für Ubisoft selbst, er dämpfe allerdings die Spekulationen der vergangenen Monate, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters Analysten und Händler. Am Dienstagabend schloss die Ubisoft-Aktie bei 43,50 Euro und fiel im Verlauf des Mittwochs weiter auf zwischenzeitlich nur 36,12 Euro. Laut Reuters verzeichnete das Unternehmen seinen größten Tagesverlust seit neun Jahren.
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Für den Fall einer Übernahme hat sich Tencent mit der Anteilserhöhung nun abgesichert. Der Konzern ist verpflichtet, seine Ubisoft-Aktien für mindestens fünf Jahre zu halten. Eine Erhöhung der direkten Anteile über 9,99 Prozent hinaus ist den Chinesen in den nächsten acht Jahren untersagt.
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Der Ubisoft-Gründerfamilie wird das in den kommenden Jahren Gewissheit mit Blick auf die Aktionärsstruktur geben, schreibt der Nachrichtendienst Bloomberg. Laut einer Unternehmensmitteilung halten Tencent und die Guillemot-Brüder nun gemeinsam 29,9 Prozent der Stimmrechte an dem Gaming-Unternehmen mit Sitz in Saint-Mandé in der Nähe von Paris. Durch die Zukaufsperre schwänden die Chancen einer Übernahme durch den chinesischen Konzern, auf die Anleger gewartet haben, erklärte ein Analyst von Midcap Partners der Nachrichtenagentur Reuters.
Ubisoft braucht diese strukturelle Sicherheit: Zuletzt scheiterte der Entwickler an einer geplanten Implementierung von NFTs in seinen Spielen und verspätete sich zudem mit der Fortsetzung seiner Erfolgsreihe „Assassin's Creed“ im vergangenen Sommer. Die Spieleserie ist das erfolgreichste Franchise in der Geschichte des Unternehmens und zählt zu den meistverkauften Videospielprodukten überhaupt. Die Investitionen von Tencent sollen dabei helfen, Ubisoft zeitnah wieder zum alten Erfolg zu verhelfen.
Direkt und indirekt besitzt Tencent nun 11,3 Prozent der Konzernanteile an Ubisoft. Eine langfristige Kreditvergabe an die Holding der Guillemot-Brüder macht zusätzliche Aktienkäufe möglich. Damit dürfte Tencent auch nach einem möglichen Investorenkauf eine wichtige Rolle im Unternehmen spielen. Nach Berechnungen des Finanzdienstleisters Bloomberg könnte der Konzern aus China letztendlich bis zu 16,8 Prozent der Anteile an Ubisoft halten.
Zuletzt schärfte Tencent sein Portfolio in Richtung Gaming deutlich: In den vergangenen Jahren investierte der Konzern in den japanischen Spieleentwickler FromSoftware oder kaufte für 1,26 Milliarden Dollar die britische Gaming-Firma Sumo Group. Im Gegenzug veräußerte der Konzern Anteile an den Onlinehändlern JD.com und Singapore's Sea, teilweise aber auch auf Druck chinesischer Aufsichtsbehörden.
Ubisoft ist Deutschlands größter Arbeitgeber in der Spielebranche. In Deutschland beschäftigt das Unternehmen laut dem Online-Portal „Games Wirtschaft“ 975 Mitarbeiter (August 2022) an den Standorten Düsseldorf, Berlin und Mainz.
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