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05.04.2022

15:26

Konzernsanierung

Novartis ordnet Pharmageschäft neu – und entlässt drei Topmanager

Von: Jakob Blume

Der Pharmakonzern gerät gegenüber dem Lokalrivalen Roche in Rückstand. Nun reagiert Vorstandschef Narasimhan – und organisiert das Kerngeschäft neu.

Operation Neuanfang imago images/IP3press

Novartis-Chef Vasant Narasimhan

Operation Neuanfang

Zürich Der Schweizer Pharmakonzern Novartis richtet sein Kerngeschäft neu aus. Im Geschäft mit patentgeschützten Medikamenten – genannt Innovative Medicines – werden die bislang getrennt geführten Bereiche Pharmaceuticals und Oncology zusammengelegt, wie der Arzneimittelhersteller aus Basel am Montag mitteilte.

Pharmaceuticals-Chefin Marie-France Tschudin übernimmt die Leitung der Sparte. Die Managerin wird zudem Chief Commercial Officer. Diese und weitere Änderungen sollen die Vertriebs- und Gemeinkosten bis 2024 um mindestens eine Milliarde Dollar senken.

„Das vereinfachte Organisationsmodell (...) ist zentraler Bestandteil unserer Wachstumsstrategie“, erklärte Konzernchef Vasant Narasimhan. „Es macht uns agiler und wettbewerbsfähiger.“ Er sieht Novartis mit dem derzeitigen Medikamentenportfolio und potenziell bis zu 20 neuen Arzneien bis zum Jahr 2026 gut aufgestellt.

Die Prognose von durchschnittlich mindestens vier Prozent Umsatzwachstum bei Innovative Medicines im Zeitraum 2020 bis 2026 bekräftigte der Manager. Zur Rentabilität äußerte sich Narasimhan etwas optimistischer als zuletzt: Die bereinigte Betriebsgewinnmarge soll mittelfristig am oberen Ende des in Aussicht gestellten hohen 30-Prozent-Bereichs liegen und längerfristig über 40 Prozent steigen. Vergangenes Jahr waren es 36,2 Prozent.

Die bisherige Chefin des Bereichs Oncology, Susanne Schaffert, wird Novartis verlassen. Ebenso werden John Tsai, Leiter der Medikamentenentwicklung, und der Chef des Bereichs Customer & Technology Solutions, Robert Weltevreden, aus dem Unternehmen ausscheiden. Die Medikamentenentwicklung soll ab Mitte Mai Shreeram Aradhye verantworten.

Novartis-Chef Narasimhan reagiert mit dem Umbau auf den wachsenden Abstand zum Lokalrivalen Roche. Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2018 hinkt die Novartis-Aktie den Roche-Anteilen deutlich hinterher. In der Coronapandemie wartet Novartis weiter auf die Notfallzulassung seines mit Molecular Partners entwickelten Mittels Ensovibep, während bei Roche das Geschäft mit Coronatests Umsatzverluste im Pharmageschäft mehr als ausgleichen konnte.

Novartis: Neuer Vorstandsposten für Strategieentwicklung

Wie alle großen Pharmakonzerne muss Novartis den Verlust des Patentschutzes bei wichtigen Blockbuster-Medikamenten durch neue Therapien ersetzen. Fünf von sechs neu entwickelten Medikamenten, denen Novartis laut einer Investorenpräsentation Multimilliardenumsätze zutraut, kommen aus der von Tschudin verantworteten Pharmasparte. Die Managerin ist die große Gewinnerin der Umstrukturierung.

Der Konzern schafft zudem eine neue Einheit namens Strategy & Growth, die sich um die Strategie des Unternehmens sowie die Ausrichtung von Forschung und Entwicklung kümmern soll. Ein Chef für diesen Bereich wird noch gesucht. Schließlich ordnet Novartis den Verkauf der patentgeschützten Medikamente geografisch neu: Künftig gibt es eine Vertriebsorganisation für den weltweit größten Gesundheitsmarkt USA und eine für den Rest der Welt.

Im Geschäft mit den patentgeschützten Medikamenten erzielt Novartis mehr als 80 Prozent des Umsatzes und mehr als 90 Prozent des operativen Gewinns. Die zweite Sparte Sandoz, die Nachahmermedikamente herstellt und vertreibt, hat Narasimhan zum Verkauf gestellt. Dieser könnte einen zweistelligen Milliardenbetrag in die Kasse spülen. Zudem hat sich Novartis von seinen Roche-Anteilen getrennt und damit 19 Milliarden Franken (rund 18,6 Milliarden Euro) eingenommen. Offen ist bislang, in welchem Umfang Narasimhan das Geld für Zukäufe ausgeben will.

An der Börse schlug der Konzernumbau keine großen Wellen. Mit einem Kursplus von 1,5 Prozent war Novartis im oberen Drittel der europäischen Gesundheitswerte zu finden. „Die heutigen Nachrichten bestätigen unsere Ansicht, dass vier Prozent Wachstum keine Selbstverständlichkeit sind“, erklärte Vontobel-Analyst Stefan Schneider. „Es bleibt abzuwarten, ob die Veränderungen ausreichen werden, um die Ziele zu erreichen.“

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