PremiumDer Superstar der Los Angeles Lakers hat nun 38.390 Punkte erzielt – drei mehr als die NBA-Legende Kareem Abdul-Jabbar. Finanziell spielt James schon lange in einer eigenen Liga.
LeBron James
„King James“, so der Spitzname des Ausnahmebasketballers, hat einen der ältesten Rekorde in der Sportgeschichte gebrochen: die meisten Punkte in der NBA.
Bild: AP
Düsseldorf Als dieser Ball durchs Netz fällt, ist das Spiel plötzlich unwichtig. Die Partie der Los Angeles Lakers gegen die Oklahoma City Thunder wird unterbrochen, Superstar LeBron James hebt beide Arme in die Luft, rennt quer über das Spielfeld und ist in der nächsten Sekunde umringt von Dutzenden Kameras. Freunde, Familie und Abgesandte aller Art der National Basketball Association (NBA) strömen aufs Feld.
LeBron James hat schon viele Rekorde gebrochen, doch der Rekord für die meisten Punkte schien für die Ewigkeit gemacht. Als Basketball-Legende Kareem Abdul-Jabbar im Juni 1989 seine Karriere beendete, war er 41 Jahre alt. In 20 Spielzeiten in der US-Profiliga NBA hatte er 38.387 Punkte erzielt – 6968 mehr als der vorherige Rekordhalter Wilt Chamberlain. Jahrzehntelang galt Abdul-Jabbars Lebensleistung als unerreichbar. Dann kam LeBron James – und steht im Alter von 38 Jahren bei 38.390 Punkten.
Rekorde sind James’ Geschäft. Und wenn er in seiner Karriere eins mehr gesammelt hat als Punkte und Bestmarken, dann: Geld. In den Anfängen seiner Laufbahn druckte das US-Magazin Sports Illustrated im Februar 2002 „Der Auserwählte“ auf die Titelseite. Der damals 17-jährige James war so gut, dass er als Nachfolger Michael Jordans im Gespräch war.
Kenner rümpften damals die Nase – galt ihnen doch jeder Vergleich mit der Basketballikone als Gotteslästerung. Andere bedauerten den Teenager. Die NBA-Historie ist voll von Spielern, die ihre Karrieren als „The Next Jordan“ begannen und dann kläglich scheiterten.
James hatte mit dem Vergleich nie ein Problem, er forderte ihn sogar heraus. Als er im Oktober 2003 für die Cleveland Cavaliers zu seiner ersten NBA-Partie auflief, prangte Jordans Nummer 23 auf seinem Rücken. James erzielte 25 Punkte und 60 Prozent seiner Würfe trafen. Surreale Zahlen für einen NBA-Neuling – und weit besser als Jordan.
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20 Jahre später schmückte James wieder eine Titelstory. Das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ widmete ihm am 2. Juni 2022 den Aufmacher auf seiner Website und schrieb: „LeBron James ist offiziell ein Milliardär.“
Auch das war historisch. Forbes stellt seit Jahrzehnten die reichsten Menschen der Welt zusammen. Nie zuvor hatte es ein aktiver NBA-Spieler in diese Gesellschaft geschafft – und überhaupt lassen sich die Sportler, die einen solchen Reichtum anhäufen, an ein bis zwei Händen abzählen. Viel länger sind die Listen derjenigen, die all ihr Geld wieder verprassen.
Antoine Walker etwa hatte in seiner NBA-Karriere 108 Millionen Dollar verdient, als er 2010 Privatinsolvenz anmeldete. Er erklärte seinen Ruin mit Prahlerei, Spielsucht, gierigen Freunden und kriminellen Finanzberatern. Laut Studien gehen rund 60 Prozent aller NBA-Spieler innerhalb weniger Jahre nach ihrer Laufbahn bankrott.
In der Football-Liga NFL soll dieser Anteil noch höher liegen. Beispiele aus anderen Sportarten sind Mike Tyson und Boris Becker. Doch James, der nie ein College besuchte, machte auch in der Welt der Wirtschaft eine brillante Figur.
Eine seiner frühesten und besten Entscheidungen begann mit einer Absage. 2003 wurde James umworben von Adidas, Nike und Reebok. Reebok-Manager Steve Stoute ergatterte den ersten Termin und machte dem Teenager ein Angebot, das er für unwiderstehlich hielt. Nachdem er James mit einem Privatjet nach Boston einfliegen ließ, legte Stoute einen Scheck über zehn Millionen Dollar auf den Konferenztisch.
Das Geld sei unabhängig von dem Vertrag, den Reebok mit James abschließen wollte, erklärte Stout. Es sei eine Geste des guten Willens. James könnte den Scheck sofort einlösen, wenn er versprach, seine Termine mit Adidas und Nike abzusagen.
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James, der in den drei Jahren zuvor ein Dutzend Mal von einem Verwandten und Nachbarn zum anderen gezogen war, weil seine alleinerziehende Mutter die Miete nicht aufbringen konnte, ließ den Scheck liegen. „Bei solchen Sachen darfst du nicht an den ersten Scheck denken“, sagte er später. „Denk an alle.“
James unterzeichnete bei Nike. Nach mehr als einer Dekade gemeinsamen geschäftlichen Erfolgs schloss er 2015 einen Vertrag, der ihm einen zweistelligen Millionenbetrag pro Jahr sicherte – auf Lebenszeit. Nike verkauft dafür gewinnbringend Kollektionen mit ihm als Markenzeichen. So wie Michael Jordan, bis heute.
James’ NBA-Salär betrug zur Zeit des Nike-Deals gut 20 Millionen Dollar pro Saison. Er lehnte ein Angebot von McDonald’s ab, das ihm in den folgenden vier Jahren geschätzte 15 Millionen Dollar eingebracht hätte. Stattdessen entschied James sich für die schnell wachsende Pizza-Kette Blaze. Hier hatte er drei Jahre zuvor selbst eine Million Dollar investiert, aus denen inzwischen 25 Millionen geworden waren. James wurde Markenbotschafter und erhielt dafür weitere Anteile.
Heute ist LeBron Inc. ein stehender Begriff. James versteht, die ungeheure Aufmerksamkeit für seine Person als Sportler umzumünzen in seine wirtschaftlichen Aktivitäten. 27 Millionen Menschen folgen ihm bei Facebook, 52 Millionen auf Twitter und 144 Millionen auf Instagram.
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James ist Gründer der Filmproduktionsfirma SpringHill, die für den Kinohit „Space Jam 2“ genauso steht wie für die preisgekrönte Dokumentation „More Than a Game“ über James’ Spielerkarriere in der High School. SpringHill wurde bei der Investorenrunde 2021 mit 725 Millionen Dollar bewertet.
„King James“ lautet sein Spitzname – und so lebt er auch. Nahe seiner Heimatstadt Akron im Bundesstaat Ohio baute James eine zehn Millionen Dollar teure Villa. In Los Angeles kaufte er 2017 ein Anwesen für 23 Millionen Dollar und zuletzt eine 37 Million Dollar teure Villa in Beverly Hills. James will sie bald abreißen, um neu zu bauen. Gleichzeitig ist er ein großer Spender: Mehr als 100 Millionen Dollar gab James in den vergangenen Jahren für gemeinnützige Zwecke aus – in Akron baute er eine ganze Schule.
Noch immer wird James mit Michael Jordan verglichen. Viele NBA-Experten halten den älteren Mann für den überlegenen Spieler, niemand allerdings für den besseren Bürger. James hat sich vielfach politisch zu Wort gemeldet – vor allem wegen Polizeigewalt gegen Menschen seiner Hautfarbe.
Jordan dagegen wurde einmal gefragt, ob er nicht den Afroamerikaner Harvey Gantt von den US-Demokraten gegen den notorisch rassistischen Republikaner Jesse Helms unterstützen wolle. Jordan lehnte ab mit den Worten: „Auch Republikaner kaufen Turnschuhe.“
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