Die Regierungskommission für Corporate Governance bekommt mit der Multiaufsichtsrätin erstmals eine Chefin. Das Gremium war zuletzt in die Kritik geraten.
Clara Streit
Die Managerin wird neue Vorsitzende der Regierungskommission Corporate Governance Kodex.
Bild: picture alliance/dpa
Düsseldorf Die Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex (DCGK) hat eine neue Vorsitzende. Die langjährige McKinsey-Beraterin und Multiaufsichtsrätin Clara-Christina Streit übernimmt das Amt zum 1.März. Das teilte die Kommission am Donnerstag mit. Die 53-Jährige wurde vom Justizministerium berufen. Sie ist damit die erste Frau in diesem einflussreichen Amt.
Die Wirtschaftswissenschaftlerin folgt auf Rolf Nonnenmacher, der die Kommission seit 2017 führte und zuvor als Wirtschaftsprüfer (KPMG) gewirkt hatte. Der DCGK enthält Empfehlungen zur Leitung und Überwachung deutscher börsennotierter Unternehmen und ist zuletzt im Frühjahr 2022 überarbeitet worden.
Die Regierungskommission war zuletzt in die Kritik geraten. Und Mitglieder wie der Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler, hatten zuletzt die Frage gestellt, ob eine Diskussion über gute Corporate Governance sowie deren Nutzen nicht von allen Beteiligten lauter geführt werden müsse.
Anlass dazu hatte die Berufung von Post-Chef Frank Appel im April dieses Jahres zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats der Deutschen Telekom gegeben. Denn Appel hat damit als amtierender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post fast ein Jahr lang eine Doppelfunktion inne, die es laut Kodex im Sinne eines „Overboarding“ nicht mehr geben sollte.
Mit Streits Berufung ist Beobachtern zufolge die Hoffnung verbunden, der Kommission wieder eine kenntnisreiche wie laute Stimme zu geben. Im August sagte sie im Interview mit dem Handelsblatt: „Aufsichtsräte kontrollieren nicht mehr vor allem, wir beraten und geben Impulse.“
Streit verfügt über umfassende Erfahrungen als Aufsichtsrätin. So ist sie Mitglied des Aufsichtsrats von Vonovia. Im Mai kommenden Jahres soll sie zur Chefkontrolleurin des Immobilienkonzerns gewählt werden. Zudem ist sie Mitglied des Verwaltungsrats der Schweizer Bank Vontobel in Zürich.
Weitere Aufsichtsratsmandate hat Streit bei der Deutschen Börse und beim portugiesischen Einzelhandelskonzern Jerónimo Martins. Zuvor gehörte sie bereits den Aufsichtsräten der Bank Unicredit und des niederländischen Versicherungskonzerns NN an.
Vor ihrer Tätigkeit als Aufsichtsrätin war Streit nach dem Studium an der Universität St. Gallen mehr als 20 Jahre für die weltgrößte Strategieberatung McKinsey in Deutschland und auch international tätig, zuletzt als Senior Partner. 2012 verließ sie McKinsey, um sich ganz auf die Tätigkeit als Aufsichtsrätin zu konzentrieren.
„Die mir aus meiner Zeit bei McKinsey vertraute Beratung sehe ich auch als wesentliche und zunehmend wichtiger werdende Tätigkeit eines verantwortungsvollen Aufsichtsrats an“, sagt Streit. Ihr Vorgänger Rolf Nonnenmacher hält Clara Streit laut der Mitteilung aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung für prädestiniert für die Leitung der Kodexkommission.
Streit führt damit eine prominent besetzte Kommission. Zu den Mitgliedern zählen frühere oder amtierende Topmanager wie Werner Brandt (SAP), Bettina Orlopp (Commerzbank), Ariane Reinhart (Continental) und Helene von Roeder (Vonovia) sowie einflussreiche Anwälte wie Daniela Favoccia (Hengeler Mueller).
Vorgänger im Amt der Vorsitzenden waren neben Nonnenmacher der frühere Thyssen-Krupp-Chef Gerhard Cromme (2001–2008), Klaus-Peter Müller (Commerzbank, 2008–2013) und Manfred Gentz (Deutsche Börse, 2013–2017).
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