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26.09.2022

06:00

Generation CEO

Hochkarätiges Frauennetzwerk positioniert sich breiter: „Wir können alle nur voneinander lernen“

Von: Tanja Kewes

Der Managerinnenkreis nimmt erstmals auch Gründerinnen auf. Der Einfluss der nun 234 Mitglieder wächst in der deutschen Wirtschaft. Netzwerke wie dieses sind nicht unumstritten.

Netzwerk Generation CEO

Amie-Sarah Carstensen, Gesa Miczaka, Isabell Claus (von links)

Die drei Gründerinnen sind neu im Frauennetzwerk Generation CEO.

Düsseldorf Es ist das hochkarätigste Frauennetzwerk in Deutschland: Nun nimmt Generation CEO auch drei Gründerinnen auf, wie das Handelsblatt vorab erfahren hat. Die Neuzugänge heißen Isabell Claus, Gesa Miczaika und Aimie-Sarah Carstensen.

Claus ist Mitgründerin und Geschäftsführerin der auf Künstlicher Intelligenz basierenden Suchmaschine thinkers.ai, Miczaika Gründerin und General Partner des Gründerinnen-Fonds Auxxo Female Catalyst und Carstensen ist Gründerin und Geschäftsführerin des Veranstalters Realtainment.

Bislang nahm Generation CEO ausschließlich Top-Managerinnen auf. Mit den Neuzugängen will sich das Netzwerk breiter positionieren. Das Frauennetzwerk Gen CEO ist das etablierteste seiner Art in Deutschland. Es wurde 2007 von dem Personalberater Heiner Thorborg gegründet. Der Verein will die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft fördern.

Das Ziel: die Zahl der Top-Managerinnen in den Unternehmen zu erhöhen. Denn, so beschreibt es Neu-Mitglied Carstensen: „Frauen haben bei der Unternehmensführung mit anderen Herausforderungen zu kämpfen als Männer.“

Gemeinsam soll das Netzwerken nun zielführender gelingen. „Karrieren sehen heute völlig unterschiedlich aus und verbinden häufig Erfahrungen aus der Konzernwelt mit Unternehmerinnentum und der Selbstständigkeit“, erklärt Catrin Hinkel, CEO von Microsoft Schweiz und Sprecherin des Vorstands von Generation CEO.

Und Melanie Kehr, Vorständin bei der KfW-Bank und ebenfalls im Netzwerk aktiv, ergänzt: „Generation CEO gewinnt stark dadurch, Frauen mit sehr unterschiedlichem Background zusammenzubringen. Gründerinnen, Unternehmerinnen, Managerinnen – wir können alle nur voneinander lernen.“

Zum Netzwerk Generation CEO gehören prominente Top-Führungsfrauen wie Doreen Nowotne, Aufsichtsratsvorsitzende von Haniel, Sigrid Nikutta, Chefin des Güterverkehrs der Deutschen Bahn, die Westenergie-Chefin Katherina Reiche, Christina Raab, Deutschlandchefin der IT-Beratung Accenture, VW-Vorständin Hauke Stars sowie Nathalie von Siemens, die im Aufsichtsrat des gleichnamigen Konzerns sitzt.

Insgesamt sind im Netzwerk 234 Frauen organisiert – und ihr Einfluss in der deutschen Wirtschaft wächst. So ist inzwischen jede dritte Generation-CEO-Netzwerkerin auf Vorstandsebene aktiv. Zunehmend sind sie auch als Aufsichts- und Verwaltungsrätinnen gefragt. Aktuell besetzen 92 Mitglieder ein oder mehrere Aufsichtsrats- oder Verwaltungsratsmandate – das ist ein Plus von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Neun Generation-CEO-Managerinnen stehen einem Aufsichtsrat oder Verwaltungsrat vor.

Zudem sind immer mehr Netzwerkerinnen auch unternehmerisch tätig. So ist die Zahl der Investmenttätigkeiten der Generation-CEO-Managerinnen in Start-ups 2022 eigenen Angaben zufolge gestiegen. Jedes dritte Mitglied sei inzwischen in Start-ups investiert.

Für Lena Kilee, Beraterin bei der Personalberatung Egon Zehnder, ist „es wichtig, dass sich immer mehr Frauen zusammenschließen, um sich gegenseitig beim Navigieren herausfordernder Themen zu unterstützen, die jede aus eigener Erfahrung nur zu gut kennt“. Solche zusätzlichen, vertraulichen Netzwerke seien enorm wertvoll. Nur gemeinsam würden die Frauen die gläserne Decke durchbrechen.

Einfluss von Frauen in der Wirtschaft noch immer gering

Denn der Einfluss von Frauen in der deutschen Wirtschaft ist immer noch gering. So waren nach Angaben der Allbright Stiftung, die sich für mehr Diversität einsetzt, im Herbst 2021 nur 13,4 Prozent der Vorstandsposten in den 160 größten deutschen Börsenunternehmen weiblich besetzt. Die dominierenden Männer waren sich zudem in Alter, Herkunft und Ausbildung sehr ähnlich. Sie sind durchschnittlich westdeutsch, Mitte 50 und ausgebildete Wirtschaftswissenschaftler.

Bei Generation CEO werden jedes Jahr die neuen Mitglieder nach einem Auswahlverfahren berufen. 2021 gab es eigenen Angaben zufolge 119 Bewerbungen, aus denen 18 ausgewählt wurden. Zu den Neuzugängen zählen neben den drei Gründerinnen etwa noch Uta Anders (Krones), Nina Graf-Vlachy (Puma), Anna Sophie Herken (Allianz), Olga Nevska (Telekom), Simone Kollmann-Göbels (Ströer) sowie Andrea Wasmuth, Geschäftsführerin der Handelsblatt Media Group.

Frauennetzwerke sind eine zweischneidige Angelegenheit

Generation CEO ist nicht das einzige Frauennetzwerk in Deutschland, das expandiert. Die „Working Moms“, die sich an berufstätige Mütter richten, wachsen eigenen Angaben zufolge zweistellig. Inzwischen haben sich fast 700 Frauen in Führungspositionen dem Kreis in Deutschland und der Schweiz angeschlossen.

Die politisch getriebene Initiative „Fidar“ begrüßte im November 2020 das 1000. Mitglied. Sie ist selbst nach der Einführung der Frauenquote für die Vorstände und Aufsichtsräte börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Konzerne aktiver denn je.

Für Positionierungsexperten wie Susanne Mathony sind Frauennetzwerke allerdings auch eine zweischneidige Angelegenheit. Sie sagt: „Netzwerke wie Generation CEO sind für die Verdrahtung und den Austausch mit anderen Frauen mit Führungsverantwortung unerlässlich.“

Aber es bestehe die Gefahr der Blase oder der einseitigen „Echokammer“, warnt die Gründerin der Beratung Mathony Brand Strategists. Von daher sei es ratsam, auf dem Weg nach oben auch auf Netzwerke mit Männern zu setzen und sich etwa einen männlichen Mentor zu suchen.

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