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28.10.2022

18:31

Global Transition Award

Diese fünf Unternehmen könnten helfen, das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen

Von: Roman Winkelhahn

Das Handelsblatt hat erstmals Unternehmen für ihre Ambitionen und Visionen im Klimaschutz ausgezeichnet. Der Sonderpreis ging in eine Branche, von der man am wenigsten erwartet, dass sie sich dem 1,5-Grad-Ziel nähert.

Mit dem Preis wurden in diesem Jahr fünf Unternehmen für ihre Ambitionen beim Klimaschutz ausgezeichnet.

Die Gewinner des Global Transition Award

Mit dem Preis wurden in diesem Jahr fünf Unternehmen für ihre Ambitionen beim Klimaschutz ausgezeichnet.

Düsseldorf Die Ausgangssituation ist schlecht: Das 1,5-Grad-Ziel, das sich die Länder der Welt im Pariser Klimaabkommen gegeben haben, rückt immer weiter in die Ferne. Diese Woche veröffentlichte das UN-Klimasekretariat eine Untersuchung, laut der sich die Welt voraussichtlich um 2,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter erwärmen wird, weil die derzeitigen Emissionsschutzmaßnahmen nicht ausreichen. Immerhin, so heißt es in dem Bericht, gebe es „Hoffnungsschimmer“.

Per Espen Stoknes ist da durchaus optimistischer – doch auch anspruchsvoller: „Einen Systemwandel können wir nur als System erreichen“, sagte der Direktor des Zentrums für grünes Wachstum an der Norwegian Business School und Co-Autor des Buches „Earth for all – A survival guide to humanity“.

Im Interview anlässlich der Verleihung des Global Transition Awards, den das Handelsblatt gemeinsam mit den Partnern Capgemini, Techem und Right vergibt, erklärte er: „Lange ging es der Wirtschaft um Arbeitseffizienz – aber um den Klimawandel aufzuhalten, brauchen wir jetzt mehr Ressourceneffizienz.“

Stoknes fordert: Zwei bis fünf Prozent des globalen BIP sollen in grüne Investitionen fließen. Die Gewinnung erneuerbarer Energien müsse verdreifacht werden. „Diese Krise ist auch eine unglaubliche Chance“, sagte der Wissenschaftler.

Die Klimakrise als Chance nutzen: Dass das funktioniert, weiß auch Hannah Helmke, Gründerin und CEO des Start-ups „Right“, das Unternehmen in ihren Klimastrategien berät. Doch dazu braucht es viel: neue Geschäftsmodelle, innovative Produktionsmethoden, lebendige Diskussionen und vor allem: den Willen zur Veränderung.

„Einen Systemwandel können wir nur als System erreichen“, sagt der Wissenschaftler und Autor. Uta Wagner für Handelsblatt

Per Espen Stoknes

„Einen Systemwandel können wir nur als System erreichen“, sagt der Wissenschaftler und Autor.

Helmke sagt: „Wir müssen über den Weg sprechen und über die Menschen, die die Entscheidungen treffen, statt nur den Status quo zu diskutieren.“ Dabei legt sie viel Wert darauf, Maßnahmen ganzheitlich zu betrachten. Der Carbon-Footprint könne allein kein Maßstab sein, um die Nachhaltigkeitsanstrengungen zu bewerten. Sie müssten zum Beispiel langfristig auch im Vergütungssystem implementiert werden.

Mit dem Global Transition Award wurden in diesem Jahr fünf Unternehmen ausgezeichnet, die diesen Weg gehen. „Ihre Strategien sind glaubwürdig, wissenschaftsbasiert und umsetzbar“, sagt die „Right“-CEO über die Preisträger. Es gehe dabei explizit nicht darum, dass die Unternehmen bereits alle Maßnahmen erfolgreich umgesetzt haben, sondern ernsthaft den richtigen Weg konsequent eingeschlagen zu haben.

Die Auszeichnungen beruhen auf Analysen anhand des „X-Degree Compatibility“-Modells. Das Unternehmen „Right“ wertet auf Basis von Emissionsdaten und finanzieller Performance einzelne Unternehmen aus und prüft, ob diese eine Vorbildrolle einnehmen: „Würden alle Unternehmen auf der Welt so handeln, könnten wir es dann schaffen, das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen?“, fasst es Helmke zusammen.

Die drei Kernkriterien des Awards

  • Glaubwürdigkeit: Wie plausibel sind die Klimaziele des Unternehmens – und welche Motivation steckt hinter ihnen?
  • Implementierung: Wie sind die Ziele in den Prozessen des Unternehmens verankert?
  • Umsetzbarkeit: Wie realistisch sind die Ambitionen des Unternehmens – und wie können sie zum Klimaschutz beitragen?

Das sind die Preisträger:

Lokay

Das Unternehmen Lokay aus Reinheim bei Darmstadt hat sich dem umweltfreundlichen Druckgewerbe verschrieben. Recyclingpaper und Ökofarben für eine nachhaltige Welt – Lokay überzeuge mit konkreten Maßnahmen und Zielen, sagt Daniela Weber-Rey in ihrer Laudatio.

Eine bestimmte Kennzahl hat die Jury überzeugt: „Das Unternehmen hat es geschafft, die betrieblichen Emissionen innerhalb von 15 Jahren um 90 Prozent zu reduzieren.“ Ein Ansatz der Druckerei ist dabei die Mobilität. So gibt es eine interne Initiative, die Beschäftigte dazu motivieren soll, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu kommen.

La Biosthétique

Der Kosmetikhersteller La Biosthétique Paris geht Klimaschutz dort an, wo seine Produkte zum Einsatz kommen: in den Partnersalons. „Die Produktnutzung macht mehr als 60 Prozent unseres Footprint aus“, sagt Geschäftsführer Christian Ader. „Es bleibt uns daher nicht viel anderes übrig, als direkt mit den Salonpartnern zu kooperieren und ihnen die wichtigen Hebel aufzuzeigen: Warmwasser, Handtücher und Beleuchtung. Also ganz alltägliche Dinge.“

Contargo

„Die Logistik ist in Sachen Klimaschutz wie keine andere Branche herausgefordert“, sagt Felicitas Graeber von Capgemini Invent in ihrer Laudatio für den Transportdienstleister Contargo. „Gleichzeitig kann keine andere Branche mehr von Innovationen profitieren“, konstatiert Graeber. „Das Rückgrat unserer Wirtschaft steht vor einer Herkulesaufgabe.“

Contargo bietet Logistik per Schiff, Lkw und Zug – der sogenannte trimodale Weg. Dabei wirbt das Unternehmen vor allem mit seinen Nachhaltigkeitsstrategien, die tief an den Wurzeln des Unternehmens ansetzen. So erarbeiten Contargos Auszubildende Konzepte, die zu einer besseren Klimabilanz im Güterverkehr beitragen sollen.

GLS Bank

„Die Energiewende wird es nicht kostenlos geben“, sagt Matthias Hartmann, CEO der Techem-Gruppe. Im Klimaschutz spiele die Finanzierungsrolle der Banken eine Kernrolle – denn nur über klimafreundliche Portfolios und angepasste Prozesse lasse sich das 1,5-Grad-Ziel erreichen.

Die GLS Bank mit Sitz in Bochum treibt das grüne Banking in Deutschland voran. Dabei setzt das Geldinstitut auf nachhaltige Investments und zukunftsfähige Geschäftsmodelle. Immobilien bewertet die GLS Bank unter anderem mit einem eigens entwickelten Tool, dem „nWert“. So soll die Nachhaltigkeit von Gebäuden festgestellt werden.

Sonderpreis für Rolls-Royce Power Systems

In der Kategorie „High Potentials“ wurde Rolls-Royce Power Systems mit dem „Global Transition Award“ ausgezeichnet. Der „mehr als 110-jährigen fossilen Erfolgsgeschichte“ stehe der Wille gegenüber, die Motor-Branche auf einen klimafreundlichen Weg zu bringen, erklärt Laudator Matthias Hartmann. Bis 2030 will das Unternehmen seine Emissionen im Vergleich zu 2019 um 35 Prozent senken – und ab 2050 sogar klimaneutral sein. Das Fazit der Jury: „Diese Ziele sind glaubwürdig in den Unternehmensstrukturen integriert.“

Die Jury

Der Jury gehörten sechs Fachleute unterschiedlicher Branchen an. Auf Grundlage der von „Right“ erarbeiteten Analysen haben sie die fünf prämierten Unternehmen ausgewählt. In der Jury waren:

  • Donya Amer, Vorstandsmitglied der Hapag-Lloyd AG
  • Felizitas Graeber, Managing Director bei Capgemini Invent Germany
  • Matthias Hartmann, CEO der Techem-Gruppe
  • Johannes Koch, Bereichsleiter Strategie und Konzernentwicklung der DZ Bank
  • Simone Menne, Aufsichtsrätin und Finanzexpertin
  • Melissa Ott, Director der Start-up-Plattform „Futury“
  • die Rechtsanwältin und Aufsichtsrätin Daniela Weber-Rey
  • sowie Handelsblatt-Chefredakteur Sebastian Matthes.

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