Führungswechsel bei Beiersdorf: Der Vertrag von Vorstandschef Stefan Heidenreich wird nicht verlängert. Ein Nachfolger steht noch nicht fest.
Stefan Heidenreich
Der Manager soll spätestens Ende 2019 sein Amt als Vorstandschef von Beiersdorf abgeben.
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Hamburg Beiersdorf und Vorstandschef Stefan Heidenreich gehen getrennte Wege. Der Manager werde sein Mandat spätestens zum Ende seiner Amtsperiode Ende 2019 niederlegen, teilte der Dax-Konzern am Donnerstag mit.
Der Führungswechsel könne aber auch früher erfolgen: „Stefan F. Heidenreich wird sein Amt gegebenenfalls zu einem früheren Zeitpunkt zur Verfügung stellen, zu dem der Aufsichtsrat einen Nachfolger bestellt“, hieß es in der Mitteilung des Nivea-Herstellers.
Verantwortung für „Planung, Strategie, Unternehmensentwicklung“ trägt bereits ab dem 1. Juli der Belgier Stefan De Loecker, der zugleich zum Vertreter Heidenreichs bestimmt wurde. Der ehemalige Nestlé-Russlandchef ist bislang für die Regionen Nahost und Amerika zuständig.
Beiersdorf profitiert vom Geschäft mit Kosmetikartikeln und Tesa. Der starke Euro macht das Wachstum jedoch fast komplett zunichte.
Bei den Aktionären kam der überraschende CEO-Abgang nicht gut an: Die Beiersdorf-Aktie rutschte in der Spitze um 4,4 Prozent auf 95,12 Euro ab, auf den tiefsten Stand seit mehr als sechs Wochen.
„Mit dem doch etwas überraschenden Abgang des CEO kommt erst einmal Unsicherheit in die Aktie, und die Leute verkaufen“, sagte ein Händler. Stefan Heidenreich hatte bislang unterschiedliche Signale ausgesendet. Einerseits hatte der 55-Jährige durchblicken lassen, er könne sich durchaus einen frühen Ruhestand vorstellen.
Andererseits hat er im vergangenen Jahr Pläne für den Neubau der Konzernzentrale in Hamburg vorangetrieben und durchaus den Eindruck erweckt, er plane dort auch sein eigenes Vorstandsbüro.
Bei der Bilanzvorlage im März hatte er die Frage nach seiner Zukunft offengelassen. Er werde sich mit dem Großaktionär und Tchibo-Erben Michael Herz „bei einer Tasse Kaffee“ über die Zukunft unterhalten, sagte er damals. Zugleich betonte er, er sei bereit, seinen bis 2019 laufenden Vertrag zu erfüllen.
Beiersdorf legt viel Geld zur Seite. Doch das Milliardenvermögen hat an Wert verloren. Die Bilanz des Konsumgüterriesen im Handelsblatt-Check.
Heidenreich war 2012 Beiersdorf-Chef geworden. Er kam damals vom Lebensmittel-Konzern Hero, der zum Reich von Arend Oetker gehört. Insofern kannte sich Heidenreich mit diskreten Familienunternehmen aus – und führte den Dax-Konzern Beiersdorf mit so wenig öffentlichen Auftritten wie möglich.
Heidenreichs Aufgabe zum Antritt war, Beiersdorf neuen Schwung zu verleihen. Sein Vorgänger Thomas Quaas hatte die Kernmarke Nivea zuletzt deutlich beschneiden müssen und etwa Make-up aufgegeben. Dazu kam ein kleinerer Personalabbau.
Heidenreich setzte dem seine „Blue Agenda“ entgegen: die Konzentration auf Hautpflege. Später kam ein stärkeres Gewicht für die übrigen Marken des Konzerns dazu – etwa die Luxusmarke La Prairie und die Apothekenmarke Eucerin.
Heidenreich ließ zudem kleinere Marken wie 8x4 und Hydrofugal neu beleben. In seiner Zeit stieg der Umsatz wieder deutlich, bei der Marge schloss Beiersdorf zu deutlich größeren Konsumgüterkonzernen auf.
In Heidenreichs Zeit fiel allerdings auch viel Unruhe im Vorstand: Es gab zahlreiche Wechsel. Zuletzt kündigte Finanzchef Jesper Andersen nach nicht einmal drei Jahren seinen Abschied an. Für ihn rückt die ehemalige Nestlé-Managerin Dessi Temperley nach.
Wer Heidenreich beerbt, ist noch unklar. Als er selbst den Posten übernahm, hatte ihn kaum jemand auf dem Radar. Gut möglich, dass der Beiersdorf-Aufsichtsrat auch diesmal einen externen Überraschungskandidaten aufbietet. Dessen Aufgabe könnte dann sein, eine Verwendung für das milliardenschwere Barvermögen von Beiersdorf zu finden – etwa einen Zukauf.
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