Erstmals ist das US-Geschäft größer als das in Deutschland. Vor allem mit deutschen Marken will der Autovermieter seinen Anteil in dem wichtigsten Markt weiter ausbauen.
Autovermietung
Für die Hersteller sind die Autovermieter als stabile Absatzkanäle wichtig.
Bild: imago images/Ralph Peters
München Der Autovermieter Sixt profitiert von der Expansion in die USA. Gut zehn Jahre nach dem Markteintritt am Flughafen von Miami ist das Geschäft der mittlerweile 99 Stationen in Nordamerika größer als in der Heimat.
„Die USA sind der größte Wachstumsmotor für die Zukunft des Konzerns“, sagte Co-CEO Alexander Sixt am Donnerstag in Pullach bei München. Allein im vergangenen Jahr legte das US-Geschäft um 55 Prozent auf 908 Millionen Euro zu, das ist knapp ein Drittel des Gesamtumsatzes von Sixt.
Das Potenzial des mittlerweile wichtigsten Sixt-Marktes ist riesig: Mit einem Volumen von umgerechnet 34 Milliarden Euro ist das US-Vermietgeschäft mit Abstand das größte der Welt. Sixt liegt mit einem Marktanteil von drei Prozent zwar weit hinter den Branchegrößen Hertz und Avis, peilt an den 50 wichtigsten Flughäfen bis 2027 einen Marktanteil von zehn Prozent an. Helfen soll dabei die Spezialisierung auf deutsche Marken.
Sixt bestreitet seine Flotte zu zwei Dritteln mit Premiummodellen, vorzugsweise von deutschen Herstellern wie BMW, Mercedes und Audi, die bei Amerikanern besonders beliebt sind.
Der für seine aggressiven Werbekampagnen bekannte Autovermieter investiert derzeit kräftig in das Marketing in den USA – zuletzt mit einer aufwendigen Leuchtreklame am New Yorker Timesquare. Sixt kündigte an, dass die Marketingausgaben das Ergebnis im ersten Quartal 2023 belasten werden.
Das Geld für die Expansion hat Sixt. Das Unternehmen hat sich wie sein großer Konkurrent Europcar nach den Coronajahren sehr gut erholt. 2022 legte der Konzernumsatz um rund ein Drittel zu, auf knapp über drei Milliarden Euro. Mit 550 Millionen Euro liegt der Gewinn vor Steuern auf Rekordniveau, die Umsatzrendite stieg auf 17,9 Prozent und liegt damit deutlich über dem geplanten Wert von zehn Prozent. Weil die Dividende 2020 und 2021 ausfiel, gibt es nun zu der regulären Zahlung von 4,13 Euro pro Vorzugsaktie eine Sonderdividende von zwei Euro.
>> Lesen Sie auch: Sixt stellt auf Elektroautos um – „Günstiger als vergleichbare Autos mit Verbrennungsmotor“
Die Masse der Ausschüttung bleibt bei der Familie Sixt, die rund 60 Prozent der Anteile kontrolliert. Der Autovermieter aus Pullach wird seit Juni 2021 von einer Doppelspitze geführt. Die Brüder Konstantin und Alexander Sixt führen gleichberechtigt, sie haben sich aber die Aufgaben geteilt. Alexander Sixt kümmert sich um Strategie und Organisation, Konstantin Sixt um den Vertrieb, Vater Erich Sixt sitzt im Aufsichtsrat.
Für das Jahr 2023 sind die Brüder zuversichtlich. „Die Reiselust hat deutlich angezogen“, sagt Alexander Sixt, der Konzern peilt für 2023 in der oberen Bandbreite ein Ergebnis wie 2022 an. Die Kosten will Sixt weiter reduzieren.
Das Unternehmen hat die Coronapandemie genutzt, die Geschäftsprozesse weiter zu digitalisieren. Mit der „One App“ laufen immer mehr Kundenkontakte über das Smartphone. Weil die Autoindustrie wegen des Chipmangels weniger Autos liefern konnte, verknappte auch Sixt das Angebot und setzte die Preise rauf. Der Mangel an Neuwagen scheint sich aber aufzulösen. Es gebe „sehr gute Anzeichen“, dass die Verfügbarkeit an Neuwagen besser werde, heißt es bei Sixt.
Während in den USA die Expansion weiter mit Verbrennern läuft, setzt Sixt in Europa auf den Aufbau einer Elektroflotte. Bis Ende des Jahrzehnts sollen 70 bis 90 Prozent des Fahrzeugbestands auf Elektroantrieb umgestellt sein, kündigte Sixt an. Alle großen Verleihstationen sollen Schnelllader erhalten, Sixt will 50 Millionen Euro in den Aufbau eines eigenen Ladenetzes investieren.
Die Elektroautos liefern die traditionellen Partner BMW, Mercedes und der VW-Konzern. Zusätzlich hat Sixt im vergangenen November aber einen Vertrag mit dem chinesischen Hersteller BYD geschlossen. Der schnell wachsende BYD-Konzern wird Sixt bis 2028 rund 100.000 Elektroautos liefern.
Für die Chinesen ist die Vereinbarung das bislang größte Geschäft mit einem europäischen Kunden und der Zugang zum Heimatmarkt des VW-Konzerns. Die Wolfsburger hatten Anfang 2021 mit Sixt über eine ähnliche Partnerschaft samt Kapitalbeteiligung verhandelt, sich dann aber im März 2022 für den Kauf des Sixt-Konkurrenten Europcar entschieden.
Für die Autohersteller sind die Autovermieter als stabile Absatzkanäle wichtig: Jedes Jahr nimmt Sixt bei den großen Autoherstellern mehrere Zehntausend Autos ab und gibt sie in der Regel nach einem halben Jahr an die Industrie zurück. Die Autohersteller können so ihre Produktion besser steuern, aber auch die Einführung neuer Modelle vorantreiben.
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×