Das Vergleichsportal für Hotelpreise hat im Düsseldorfer Medienhafen eine neue Zentrale gebaut. Dort vermischen sich bewusst Freizeit und Arbeit. Ein Rundgang.
Düsseldorf Malibu liegt direkt gegenüber von Wanne-Eickel. Jedenfalls im neuen Campus von Trivago am Düsseldorfer Medienhafen. 65 Besprechungsräume konnten Mitarbeiter nach ihren Heimatstädten benennen und mitgestalten. Schließlich kommen 70 Prozent der rund 1.500 Trivago-Beschäftigten aus der ganzen Welt.
Das Vergleichsportal für Hotelpreise ist in 55 Ländern vertreten und an der New Yorker Nasdaq notiert. Gesteuert wird aber fast alles aus dem beschaulichen Düsseldorf: Klein-Google am Rhein.
Zwar hat Google selbst gerade erst die Pläne für einen Campus in Berlin nach Bürgerprotesten beerdigt. Doch der Internetriese bleibt Vorbild für moderne Arbeitsarchitektur. „Trivago holt mit dem Campus Silicon-Valley-Spirit in den Düsseldorfer Medienhafen“, meint die Innenarchitektin Sabine Oster. Sie hat zwar nicht Trivago, aber Start-ups wie Lieferando und Hello Fresh kreativ ausgestaltet.
„Immer mehr große Firmen richten einen Campus im Google-Stil ein, auf dem man mehr als nur arbeiten kann“, konstatiert Oster. Auch Siemens hat erst am Mittwoch verkündet, in Berlin einen riesigen Innovationscampus für 600 Millionen Euro zu bauen.
Trivago will den Mitarbeitern aus 50 verschiedenen Ländern im Campus eine Heimat schaffen. „Architekten versuchen heute, das Zuhause ins Büro zu holen“, so Oster. Im Raum „Wanne-Eickel“ etwa fühlt sich jeder Ruhrpottler sofort zu Hause. Alles ist dekoriert wie eine Schießbude auf der Kirmes – mit Hunderten Schießsternen an der Wand, gelben Enten zum Angeln, bunten Lebkuchenherzen und einem „Hau den Lukas“.
Raum „Wanne-Eickel“
Nicht die typische Bürooptik.
Bild: Katrin Terpitz
Ganz anders „Malibu“ gegenüber. Die Kalifornierin Sydney Burdick aus der Kommunikation durfte hier ihrer Kreativität freien Lauf lassen. An der Wand mit Palmentapeten hängen bunte Skateboards und ein hölzernes Surfbrett.
Bei Trivago gibt es zwar freie Arbeitszeiten und Urlaub ohne Limit, aber so gut wie alle Mitarbeiter – im Schnitt 29 Jahre jung – sitzen an einem Ort zusammen. „Trivago ist wie die Firmen im Silicon Valley sehr zentralistisch“, erklärt CFO Axel Hefer. „Wir glauben an Kommunikation und schnelle Entscheidungen.“ Er arbeitet wie CEO und Mitgründer Rolf Schrömgens schon immer mittendrin.
Eines ist im Campus trotzdem neu: „Ich suche mir jetzt jeden Morgen einen anderen Schreibtisch, weil es viele flexible Arbeitsplätze gibt“, erzählt Schrömgens im Gespräch mit dem Handelsblatt. Er hatte Trivago 2005 mit Studienfreunden in einem spartanischen Büro im Gewerbegebiet von Düsseldorf-Flingern gegründet. 2017 erreichte die Hotelsuche erstmals mehr als eine Milliarde Euro Umsatz. Das ist nur wenigen Start-ups aus Deutschland bisher gelungen.
Als ein Erfolgsgeheimnis gilt die ganz spezielle Unternehmenskultur. Trivago setzt auf Eigeninitiative und Rotation bis ins Management. Der muskulöse Personal Trainer im gläsernen Fitnessraum etwa hat bisher in der Kundenbetreuung von Trivago gearbeitet. Heute erarbeitet er individuelle Trainingspläne, gibt kostenlose Kurse in Spinning oder Aerial Yoga.
Jeder Mitarbeiter soll sich einbringen. So gibt es diverse Bands und rund 80 Sportgruppen. Die Morgenmeditation auf dem begrünten Dach bietet Philipp Monreal an, eigentlich Global Head of Marketplace.
„Das Arbeiten hat sich in den letzten zehn Jahren stark gewandelt“, konstatiert Innenarchitektin Oster. „Ziel ist es heute, die Mitarbeiter happy zu machen durch ein entspanntes Büroambiente. Mitarbeiter sollen gesund und fit sein und vom Stress des Alltags entlastet werden.“ So fehlt bei Trivago eine Leihbücherei, für die sich Mitarbeiter Bücher wünschen können, genauso wenig wie der obligatorische Kicker und ein Kino zum Public Viewing.
Der Düsseldorfer Hotelsuche droht Ungemach aus Australien. Der Vorwurf: Die Preisvergleiche seien irreführend. Trivago streitet das ab.
Bei Trivago vermischen sich bewusst Arbeit und Freizeit. Wovor Burn-out-Mediziner warnen, ist bei vielen Start-ups erklärte Philosophie. „Das schafft gegenseitiges Vertrauen, fördert den Austausch – und die Arbeit kommt schneller voran“, ist Sydney Burdick überzeugt. Sie besucht auch ein kostenloses „Flow Lab“, um mental noch produktiver zu werden. Dahinter steht die Erkenntnis: Nur wer sich wohlfühlt, kann gut arbeiten. „Das lassen sich Arbeitgeber immer mehr kosten“, beobachtet Oster.
Zu den Kosten für die Ausstattung des 26.000-Quadratmeter-Campus schweigt Trivago indes. Wegen schwindender Umsätze muss das Unternehmen derzeit eisern sparen. Immerhin schrieb es im dritten Quartal wieder schwarze Zahlen. Das Ausbaupotenzial für bis zu 3.000 Mitarbeiter dürfte Trivago vorerst jedenfalls nicht brauchen.
Trotzdem wird am Wohlbefinden der Mitarbeiter nicht gespart. Lebendiger Treffpunkt ist die „Culture Kitchen“. Am Eingang steht ein silberner Foodtruck, zudem ein Eiswagen. Daneben bieten elf internationale Kochteams Live-Cooking aus ihrer Heimat an.
Der Sushi-Meister ist selbstverständlich Japaner und der Pizzabäcker Italiener. Das Essen ist subventioniert, aber nicht kostenlos wie Getränke, Obst und Müsli auf den 25 Etagenküchen. Mit der Gratis-Biokantine von Google wollte Trivago dann doch nicht gleichziehen.
Ein Highlight ist die 330 Meter lange Joggingstrecke auf dem Dach – mit Blick über den Rheinhafen. Die Bahn hat Gründer Rolf Schrömgens zwar noch nicht zum Trainieren genutzt, wohl aber zum Arbeiten: „Ich halte dort oben sehr gerne Meetings im Gehen ab.“
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