Der Lebensmittelhersteller leidet unter den gestiegenen Kosten – und will alle Produktionsstandorte auf den Prüfstand stellen. Die Schwester Radeberger schließt derweil die Binding Brauerei.
Dr. Oetker
Die Nahrungsmittelsparte der Oetker-Gruppe mit dem berühmten "Hellkopf" im Logo will 500 Millionen Euro investieren und zugleich auch jedes Jahr 250 Millionen Euro sparen, auch durch Personalabbau.
Bild: imago images/Fotostand
Düsseldorf Die Nahrungsmittelsparte Dr. Oetker der gleichnamigen Firmengruppe setzt ein Effizienzprogramm auf. Jährlich sollen weltweit durch Verschlankung von Strukturen und Prozessen bis zu 250 Millionen Euro eingespart werden. Auch ein Jobabbau wird nicht mehr ausgeschlossen. Das gab das Unternehmen am Donnerstagnachmittag bekannt.
„Vor dem Hintergrund der derzeitigen schwierigen und massiv kostentreibenden globalen Rahmenbedingungen für die Lebensmittelbranche ist es wichtig, dass wir jetzt mutig und beherzt die Basis für unsere zukünftigen Erfolge legen“, teilte Albert Christmann, der die Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG leitet.
Christmann hatte zwar bereits zur Bilanzpressekonferenz der Oetker-Gruppe einen Stellenabbau nicht ausgeschlossen, aber damals wie aktuell betont, dass es nicht zu Werksschließungen kommen werde. Noch gebe es auch keine konkreteren Abbaupläne.
Dennoch, so teilte das Unternehmen mit, käme alles weltweit auf den Prüfstand, was nicht produktiv sei. „Falls Kündigungen nötig werden, sollten diese sozialverträglich geschehen“, forderte Thorsten Kleile, Geschäftsführer der Gewerkschaft NGG Bielefeld.
Kein Bereich in den 40 Ländern sei ausgenommen, erklärte der Konzern: Verwaltung, Logistik, Produktion. Denkbar sei es darüber hinaus, dass es künftig weniger Vielfalt bei Verpackungen geben könnte, was auch auf die Nachhaltigkeit der Produkte einzahle.
Oetker betont, dass die Sparmaßnahmen nicht auf einer Kaufzurückhaltung der Verbraucher gründeten, sondern vielmehr auf den hohen Beschaffungskosten, die man nicht so weitergeben könnte. Das Familienunternehmen leidet unter steigenden Kosten in der gesamten Lieferkette, vor allem bei Energie und Rohwaren.
Die Nahrungsmittelsparte der Oetker-Gruppe erzielte 2021 mit Pudding, Pizza und Torten einen Umsatz von 3,7 Milliarden Euro – ein organisches Plus von elf Prozent. Weltweit beschäftigt das Unternehmen mehr als 17.900 Mitarbeiter.
Oetker will allerdings nicht nur sparen, sondern in den nächsten drei Jahren 500 Millionen Euro in Innovationen, Digitalisierung und Nachhaltigkeit investieren.
Binding Brauerei
Die Radeberger-Gruppe schließt den Standort Frankfurt und damit die Binding Brauerei.
Bild: ALIMDI.NET / Martin Moxter
Erste Sparmaßnahmen sind in der Lebensmittelbranche bereits sichtbar: Die Oetker-Schwesterfirma Radeberger-Gruppe teilte am Donnerstag mit, dass die Frankfurter Binding-Brauerei bis spätestens Oktober 2023 den Betrieb einstellen wird. Die Marken werden schrittweise an andere Standorte verlagert. Für die betroffenen rund 150 Beschäftigten sucht Radeberger sozialverträgliche Lösungen.
Die Bierbranche habe sich noch nicht annähernd von den Folgen der Pandemie erholt und leide unter den wohl dramatischsten Kostensteigerungen seit Ende des Zweiten Weltkriegs, begründete Radeberger-Chef Guido Mockel die Schließung. Darüber hinaus habe Deutschlands größte private Braugruppe derzeit Überkapazitäten.
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