Das Start-up aus den Niederlanden hat den Einstieg in den deutschen Markt geschafft. Picnic-Gründer Michiel Muller treibt nun die Expansion mit frischem Geld an.
Michiel Muller
Der Picnic-Gründer ist mit dem Vorstoß in Deutschland erfolgreich.
Bild: Piroschka van de Wouw
Düsseldorf Selbst einem erfahrenen Seriengründer wie Michiel Muller ist die Begeisterung noch anzumerken, wenn er über den Deutschlandstart seines jüngsten Projekts Picnic spricht. „Das Wachstum ist vielversprechend“, schwärmt er. Anderthalb Jahre nach dem Markteintritt versorgt der Lebensmittellieferdienst in zehn Regionen im Ruhrgebiet und am Niederrhein rund 60.000 Haushalte.
In einigen Liefergebieten haben schon 50 Prozent der Haushalte die App des Start-ups runtergeladen – und so zumindest Interesse an einer Lieferung signalisiert.
Nun steht für den Vorstandschef, der Picnic 2015 zusammen mit drei Freunden in den Niederlanden gegründet hat, der nächste große Schritt an. Die Investoren, die Picnic bereits vor zwei Jahren mit 100 Millionen Euro ausgestattet haben, haben in einer weiteren Finanzierungsrunde 250 Millionen Euro Wachstumskapital bereitgestellt. Und dieses Geld soll nicht nur in ein großes automatisiertes Lager in Utrecht investiert werden, sondern auch in den weiteren Ausbau in Deutschland.
„Das Potenzial auf diesem Markt hat eine große Rolle gespielt bei der Entscheidung unserer Investoren, uns weiteres Kapital zur Verfügung zu stellen“, sagt Muller. „Mit dem neuen Kapital können wir unsere Expansion in Deutschland forcieren.“
Doch der deutsche Markt ist für das Onlinegeschäft mit frischen Lebensmitteln nicht einfach. Die Kunden zögern noch, gerade mal ein Prozent des Geschäfts ist in den E-Commerce abgewandert. Von den großen Händlern ist nur Rewe nennenswert vertreten, Real macht es im kleineren Maßstab. Dazu kommen Start-ups wie Getnow, das mit Metro zusammenarbeitet – und eben Picnic.
Dass er etablierte Geschäftsmodelle erfolgreich mit digitalen Konzepten angreifen kann, hat Muller bereits bewiesen. So hat der ehemalige Exxon-Mobile-Manager in den Niederlanden unter der Marke Tango ein Netz von automatisierten Tankstellen ohne Personal hochgezogen. Danach hat er mit der Pannendienst-Plattform Route Mobiel das Monopol der ANWB-Wegenwacht gebrochen.
Picnic hat einige Besonderheiten, die den Erfolg begünstigen. So vergibt es keine freien Lieferslots; der Dienst hat feste Zeiten, an denen er bestimmte Straßen anfährt. Das hilft, Bestellungen zu bündeln und Lieferkosten zu senken. Im Gegenzug bietet Picnic enge Zeitfenster von 20 Minuten und eine kostenlose Lieferung.
Auch das bisherige Gebiet in Deutschland ist günstig gewählt. So haben sie dort wenig Konkurrenz, weil die Regionalgesellschaft Rewe Dortmund noch nicht am zentralen Lieferservice teilnimmt und deshalb große Teile des Ruhrgebiets für Rewe weiße Flecken sind.
Der Marktführer ist alarmiert. „Wir spüren natürlich die Konkurrenz, weil die neuen Wettbewerber im Anfang oft sehr aggressiv agieren“, sagt Jan Kunath, im Rewe-Vorstand für den Digitalbereich verantwortlich. Aber er hofft auch: „Start-ups wie Flaschenpost oder Picnic beleben den Markt, weil sie helfen, die Akzeptanz der Lieferdienste zu steigern.“
Die Resonanz der Kunden auf Picnic ist groß. Das erst kürzlich gestartete Gebiet Mönchengladbach ist bereits das erfolgreichste. „Dort ist das Wachstum höher als in unseren besten Regionen in den Niederlanden“, sagt Muller.
Für das nächste Jahr hat er große Pläne. „Wenn wir das Tempo halten, werden wir im kommenden Jahr in Deutschland ein bis zwei zusätzliche Kühllager eröffnen.“ Bisher hat Picnic erst eins in Viersen, das nächste kommt ins Ruhrgebiet.
Dabei kann Picnic in Deutschland auf einen starken Partner setzen. Edeka Rhein Ruhr hält 35 Prozent an der deutschen Picnic-Tochter und unterstützt das Unternehmen als Großhändler. Edeka kann so aus erster Hand von den Erfahrungen im Lieferdienst profitieren. Doch eins ist klar: „Wir bleiben strikt getrennt, es wird keine Integration in den Edeka-Verbund geben“, sagt Muller. Die Früchte der Expansion wollen die Gründer selbst ernten.
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