PremiumGIII Apparel hat 30 Marken im Portfolio oder als Lizenzen – wie DKNY, Tommy Hilfiger und Karl Lagerfeld. Was der Bekleidungshersteller nun mit dem Zukauf vor hat.
Karl Lagerfeld Laufsteg
Karl Lagerfeld beherrschte über Jahrzehnte die Modewelt.
Düsseldorf Hierzulande ist der Name GIII Apparel kaum bekannt. Die Marken allerdings, die das 1956 von Aron Goldfarb einst als Lederwarenspezialist gegründete Unternehmen im Portfolio oder als Lizenz hat, sind weltberühmt: DKNY, Donna Karan, Calvin Klein, Tommy Hilfiger und Karl Lagerfeld Paris, um nur fünf der insgesamt 30 zu nennen. 19 Prozent hält GIII bereits seit sieben Jahren an Karl Lagerfeld. Am heutigen Montag gibt das an der New Yorker Nasdaq gelistete Unternehmen bekannt, Karl Lagerfeld komplett zu übernehmen.
Der in Deutschland geborene Karl Lagerfeld beherrschte über Jahrzehnte die Modewelt, er arbeitete für Fendi, Chloé und mehr als 40 Jahre für Chanel. Unter seinem Namen hatte er bereits seit vielen Jahren mit Unterbrechungen Mode, Parfums und Interieur verkauft. Durchgestartet ist die Marke seit 2010, damals kam Pier Paolo Righi ins Unternehmen, der es seitdem führt. Die Ikone Karl Lagerfeld starb 2019. Sein Unternehmen und die Marke aber wachsen stetig.
Im vergangenen Geschäftsjahr sei der Umsatz um 40 Prozent gestiegen, sagt Righi dem Handelsblatt. Karl Lagerfelds Vision sei gewesen, eine globale Marke zu schaffen, sagt Righi. „Wir tragen seine Ideen weiter. Wir führen das aus, was er erdacht hat.“ Karl Lagerfeld habe das Größte erreicht, was man in der Mode erreichen könne, nämlich eine Marke zu werden.
Der 55-jährige Righi wird das Unternehmen weiterhin führen. Der Hauptsitz bleibt in Amsterdam und Paris. Righi und GIII-CEO Morris Goldfarb arbeiten bereits seit sieben Jahren zusammen. GIII hatte bislang die Lizenzen in den USA gehalten und war neben der Amlon Group, Apax Partners, der PVH Corp. sowie Silas und Veronica Chou bereits Anteilseigner. Nun hat GIII die Anteile der anderen Investoren für 200 Millionen Euro übernommen.
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GIII setzte im Jahr 2021 mehr als 2,7 Milliarden US-Dollar um. Für das kommende Jahr peilen Goldfarb und Righi für Karl Lagerfeld mindestens einen Umsatz von 375 Millionen Euro an, perspektivisch sehen sie noch ein viel größeres Potenzial von zwei Milliarden US-Dollar.
Im Gespräch erläutert Goldfarb: „Wir starten nach der Pandemie jetzt erst mit Karl Lagerfeld durch, die Nachfrage ist sehr hoch. Ich glaube sogar, dass wir auch einen Umsatz von drei Milliarden Dollar schaffen könnten“, sagt der 71-Jährige. „Fragen Sie mich noch mal in drei Jahren.“
Potenzial bestehe vor allem durch eine Expansion in Asien, aber auch durch Digitalisierung, Nachhaltigkeit und neue Linien. So soll es künftig auch Sportkleidung und Jeans der Marke geben, kündet Righi an.
Morris Goldfarb und Pier Paolo Righi
Righi und Goldfarb haben noch weitere Pläne mit Karl Lagerfeld.
Beim Thema Nachhaltigkeit ist das Unternehmen Karl Lagerfeld sehr engagiert: Die Zentrale in Amsterdam kommt ohne Gas aus, die Verpackungen sind FSC-zertifiziert, mehr als 50 Prozent der Mode sind nachhaltig und 80 Prozent der Geschäfte ökologisch verantwortungsvoll geführt. Insgesamt hat Karl Lagerfeld 120 Mono-Brand-Shops und einen Großhandelsvertrieb in 60 Ländern.
Gemeinsam mit der Nachhaltigkeitsbotschafterin, dem früheren Topmodel Amber Valetta, denkt Righi auch über die Rücknahme und das Mieten von Kleidungsstücken nach.
Der Grund für das stark steigende Engagement der Modebranche in Nachhaltigkeit sind die hohen CO2-Emissionen. Schätzungen zufolge stößt die Modebranche jährlich 1,2 Milliarden Tonnen CO2 aus und damit mehr als der internationale Flug- und Schiffsverkehr.
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Aber Righi und Goldfarb haben noch weitere Pläne mit Karl Lagerfeld: „Karl war mehr als ein Modeunternehmer“, sagt Righi. Dafür stehe auch das erste Karl-Lagerfeld-Hotel mit fünf Sternen in Macao. „Das Hotel hat er noch selbst designt, und auch in Marbella haben wir Luxusresidenzen, die nach nachhaltigen Prinzipien kreiert sind.“
Aktuell habe er eine längere Liste von Anfragen für weitere Projekte weltweit. Auch GIII-CEO Goldfarb persönlich hat Erfahrung mit Investments in Hotels und Residenzen an den schönsten Orten der Welt. Diese will er nun auch bei der Expansion von Karl Lagerfeld in den Immobilienmarkt einbringen.
GIII wurde als Familienunternehmen von dem Holocaust-Überlebenden Aron Goldfarb gegründet, sein Sohn Morris ist seit fast 50 Jahren im Unternehmen. 1989 ging das Unternehmen an die US-Börse Nasdaq. Zuletzt notierte der Kurs bei rund 26,50 Dollar. Den Höchststand erreichte die GIII-Aktie 2015, kurz nachdem die Kooperation mit Karl Lagerfeld verkündet wurde: Sie kostete zu dem Zeitpunkt mehr als 70 Dollar.
Goldfarb hält aktuell noch 7,8 Prozent der Aktien, sein Sohn Jeff ist als Executive Vice President ebenfalls in der Führung des Unternehmen und hält rund ein Prozent an GIII. Goldfarb fühlt sich daher auch als Familienunternehmer.
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Auch Righi sieht Karl Lagerfeld mit den Werten eines Familienunternehmens verbunden. Als Karl Lagerfeld Righi vor zwölf Jahren engagierte, gab es nur wenige Mitarbeiter, heute sind es 500. Man fühle sich als Familie von Karl Lagerfeld.
„2018 flüsterte mir Karl bei der Weihnachtsfeier am Hauptsitz in Amsterdam zu, dass er sich so wohl und angekommen fühlt“, erzählt Righi. Früher habe Lagerfeld im Auftrag von anderen gearbeitet. „Wir arbeiten in seinem Auftrag – das hat ihm sehr gefallen.“
Karl Lagerfeld Wintermode 2015
GIII Apparel will die Umsätze der Modemarke Karl Lagerfeld deutlich steigern.
Bild: Reuters
Righi, der seit 30 Jahren in der Modeindustrie arbeitet, kennt sich mit Familienunternehmen aus. Der Deutsch-Italiener sitzt im Aufsichtsrat beim Brillen-Filialisten Fielmann und seit Herbst 2021 auch im Beirat von Tengelmann. Mark Binz, Aufsichtsratschef von Fielmann und Experte für Familienunternehmen lobt Righis "scharfen analytischen Verstand", seine "große Menschenkenntnis", und seine "Empathie für die speziellen Anforderungen eines Familienunternehmens". Daher habe er ihn "aus voller Überzeugung" für den Tengelmann-Beirat vorgeschlagen.
Im Gespräch sagt Goldfarb auf die Frage, wann er in den vergangenen fast 50 Jahren am meisten gelernt hat: „Mitte der Neunziger sind einige unserer Großkunden in Konkurs geraten. Als unsere wichtigsten Abnehmer mit einem Mal verschwanden, mussten wir große Flexibilität beweisen. Wir haben uns damals neu erfunden, das Geschäftsmodell umgestellt und konnten so erfolgreich am Markt bestehen. In solchen Krisen lernt man ja als Unternehmer am meisten.“ Damals startete Goldfarb auch das Geschäft mit den Lizenzen der großen Marken.
Aber auch gerade macht Goldfarb neue Entwicklungen mit: „Ich lerne gerade extrem viel über Digitalisierung, Nachhaltigkeit und neue Arten des Geschäfts – und das Unternehmen läuft sehr gut gerade.“
Trotz der guten Wachstumsimpulse behält er auch die Risiken im Auge: die Inflation und die Lieferketten. „Das sind Herausforderungen für ein Unternehmen, das davon lebt, dass Menschen Mode kaufen.“
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