Das Familienunternehmen profitiert vom Boom strombetriebener Heizungen infolge der Energiepreiskrise. Es hat seinen Umsatz 2022 um 19 Prozent gesteigert.
Wärmepumpe von Viessmann
Viessmann hat im vergangenen Jahr einen Rekordumsatz gemacht – auch wegen des Wärmepumpen-Booms.
Bild: Viessmann
Düsseldorf Viessmann schreibt einen Rekordumsatz: Der Heizungs- und Klimatechnikanbieter hat im abgelaufenen Jahr 2022 vier Milliarden Euro erwirtschaftet, wie das Unternehmen am Mittwochmorgen bekannt gab. Das sind 19 Prozent mehr als im Jahr zuvor, damals waren es 3,4 Milliarden Euro. Schon 2021 erreichte Viessmann ein Umsatzplus von 21 Prozent. Zur Entwicklung des Gewinns machte das Unternehmen keine Angaben.
Das 105 Jahre alte Familienunternehmen hatte früh die Transformation hin zu für die Energiewende im Gebäudesektor geeigneten Technologien eingeleitet. Dabei setzte die Branche aber zunächst auch auf Wasserstoff, da für diesen Energieträger Gasheizungen und -netze teils weiterverwendet werden können.
Infolge des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine und der daraufhin enorm gestiegenen Gaspreise hat die Branche den Umstieg auf strombetriebene Wärmepumpen aber stark beschleunigt.
Viessmann sagte auf Nachfrage des Handelsblatts, das Unternehmen habe die Produktion von Wärmepumpen 2022 zum Vorjahr deutlich gesteigert. Im Jahr 2021 hatte Viessmann nach eigenen Angaben 120.000 Wärmepumpen produziert, davon aber nur rund die Hälfte in Deutschland.
Im Jahr 2022 habe das Unternehmen dazu auch die Mitarbeitendenzahl um 1500 auf 14.500 gesteigert und dabei die Zahl der Mitarbeitenden in der Produktion von Wärmepumpen verdoppelt.
Im vergangenen Mai hatte der Vorstandschef der Viessmann-Gruppe, Max Viessmann, bereits angekündigt, eine Milliarde Euro in grüne Klimalösungen und vor allem in Wärmepumpen zu investieren. In Polen baut das Unternehmen nun eine neue Wärmepumpenfabrik.
Denn die Ziele der Bundesregierung sind ambitioniert. Politik, Wirtschaft und Verbraucher sollen unabhängiger vom Gas werden. Zudem verursacht der Gebäudesektor rund 30 Prozent der Emissionen von Kohlenstoffdioxid (CO2), in Deutschland verfehlte der Sektor sein Klimaziel um zwei Millionen Tonnen CO2.
Wärmepumpen-Produktion bei Viessmann
Bundeskanzler Olaf Scholz schraubte im vergangenen August unter Anleitung einer Viessmann-Mitarbeiterin die letzte Schraube in eine Wärmepumpe.
Bild: dpa
Um das zu ändern, will das Bundeswirtschaftsministerium hierzulande bis 2030 auf insgesamt sechs Millionen Wärmepumpen kommen und fördert den Einbau der Anlagen immer stärker. Denn die Heizungen werden mit Strom betrieben, der aus erneuerbaren Energien erzeugt werden kann. Nach Angaben des Bundesverbands Wärmepumpe wurden 2022 bundesweit 235.000 Wärmepumpen eingebaut, der Bestand liegt knapp über einer Million. Mindestens 500.000 neue Wärmepumpen sollen in Zukunft pro Jahr hinzukommen.
Das aber dürfte nur zu schaffen sein, wenn Handwerker in Deutschland statt Gasheizungen künftig fast nur noch Wärmepumpen einbauen. Ab 2024 soll eine Regel gelten, nach der jede neu eingebaute Heizung in Deutschland zu mindestens zwei Dritteln aus erneuerbaren Energien gespeist sein muss. Reine Gas- oder Ölheizungen dürfen dann voraussichtlich nicht mehr verbaut werden.
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Allerdings setzten wie Viessmann viele deutsche Heizungshersteller bis zum vergangenen Jahr vor allem auf Gasheizungen. Das zeigt sich im Bestand: 2021 wurden noch rund 50 Prozent der Wohnungen in Deutschland mit Gas beheizt und weitere 25 Prozent mit Öl. Wärmepumpen machten nicht einmal drei Prozent der Heizungen aus.
Die Hersteller müssen ihre Produktion für den deutschen Markt also schnell umstellen: Der Absatz der strombetriebenen Heizungen ist 2022 insgesamt um 53 Prozent zum Vorjahr gewachsen, wie Zahlen des Bundesverbands Wärmepumpe und des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie zeigen.
Entsprechend setzen auch andere Heizungsbauer in Deutschland voll auf die strombetriebenen Heizungen. Der Vizechef von Bosch, Christian Fischer, sagte im Gespräch mit dem Handelsblatt, auch Bosch profitiere von der rapiden Entwicklung im Heizungsmarkt, in den Bereichen Gebäude- und Thermotechnik wachse Bosch zweistellig. Fischer sprach auch von einer neuen, weiteren Wärmepumpen-Produktion im Bosch-Werk in Eibelshausen. „Damit erweitern wir unser Produktionsnetzwerk in Europa und tragen zur Energiewende bei“, sagte Fischer. „Wir investieren ,whatever it takes‘.“
Erstpublikation 01.02.23, 09:12 Uhr.
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