Der Staubsauger-Pionier will näher an den asiatischen Markt rücken. Die Entscheidung sorgt in der britischen Heimat für Aufruhr.
James Dyson
Der 71-Jährige hatte in der Vergangenheit den Brexit als eine „wunderbare Chance“ bezeichnet.
Bild: picture alliance/dpa
London Der britische Familienunternehmer James Dyson verlagert die Zentrale seiner Firma von Großbritannien nach Singapur. Zwar produziert das Unternehmen seine Staubsauger, Handtrockner, Luftreiniger, Föhne und Lockenstäbe schon jetzt im Ausland. Doch dass der Milliardär, der oft als „britischer Daniel Düsentrieb“ bezeichnet wird, nun die Konzernzentrale verlagert, ist eine Überraschung und sorgt in Großbritannien für Aufruhr.
Der 71-Jährige, der für seine Verdienste mehrfach von der Queen ausgezeichnet wurde und sich Sir James nennen darf, hatte sich mehrfach für den EU-Ausstieg ausgesprochen und ihn als eine „wunderbare Chance“ bezeichnet. „Ich sehe großartige Chancen für Großbritannien in Europa – und außerhalb. Wir sollten alle global denken“, sagte er vor einem Jahr im Handelsblatt-Interview.
Die Haltung Dysons gegenüber der EU überrascht nicht. Schließlich liegt er wegen – aus seiner Sicht ungerechter – Vorschriften für seine Produkte schon lange im Clinch mit der EU. Sie schützte in seinen Augen deutsche Staubsaugerhersteller. Mehrfach ist er deswegen vor den Europäischen Gerichtshof gezogen.
Zudem wächst der Umsatz von Dyson in Asien am stärksten, und der geplante Einstieg in die Produktion von Elektroautos wird seinen Fokus noch mehr auf den chinesischen Markt lenken. So begründet Dyson nun auch den geplanten Umzug des Konzernsitzes von Großbritannien nach Singapur mit einem Verweis auf das starke Wachstum in Asien.
„Ein immer größerer Teil des Managements wird in Singapur arbeiten, damit es die richtigen Entscheidungen für Dyson schnell und effizient treffen kann“, heißt es in einer am Dienstagnachmittag veröffentlichten Pressemitteilung. „Das ändert nichts an den geplanten Investitionen und Einstellungen, aber wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, wo wir Dysons Hauptquartier dorthin verlagern, um die wachsende Bedeutung Asiens für Dysons Geschäft widerzuspiegeln.“
Der britische Staubsauger-Pionier James Dyson spricht im Interview über seinen neuen Föhn, die Pläne für Elektroautos und seine Nachfolge.
Am bisherigen Hauptstandort Malmesbury, in Hullavington, London und Bristol sollen auch in Zukunft Dyson-Produkte entwickelt werden, und in dem von dem Briten gegründeten „Dyson Institute of Engineering and Technology“ soll weiterhin Nachwuchs ausgebildet werden.
Von britischen Oppositionspolitikern kam heftige Kritik an dem Umzug der Firmenzentrale. So warf der Labour-Abgeordnete Wes Streeting James Dyson „Heuchelei“ vor: Er habe kein Gefühl der Verantwortung gegenüber seinen Arbeitern oder seinem Land. Sir James selbst äußerte sich nicht zu den Plänen.
Für Dysons Firma läuft es derzeit bestens: Der Umsatz stieg im vergangenen Jahr um 28 Prozent auf 4,4 Milliarden Pfund (rund fünf Milliarden Euro). Der Gewinn erhöhte sich um 33 Prozent auf 1,1 Milliarden Pfund. Gleichwohl hat sich das Wachstumstempo im Vergleich zum Vorjahr damit etwas verringert: 2018 waren die Erlöse sogar um 40 Prozent gestiegen.
Keine wesentlichen Neuigkeiten verkündete Dyson derweil über das Projekt, auf dessen Ergebnis viele Experten besonders gespannt sind: das erste eigene Elektroauto. Das Dyson-Auto soll nach bisherigen Angaben 2021 auf den Markt kommen – gebaut in Singapur.
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