Nach der Einigung der beiden Brüder ist nun klar, dass Tengelmann-Chef Christian Haub in drei Jahren die restlichen Anteile am Familienunternehmen übernehmen kann.
Christian Haub
Der Tengelmann-Mehrheitseigner kann 2025 die Anteile seines Bruders Georg erwerben.
Bild: Tengelmann
Düsseldorf Der Minderheitsgesellschafter des Familienkonzerns Tengelmann, Georg Haub, entsendet seinen langjährigen Anwalt, Matthias Schüppen von der Kanzlei Graf Kanitz Schüppen & Partner, in den Beirat des Unternehmens. Das bestätigte Schüppen dem Handelsblatt. Die Lebensmittelzeitung hatte zuerst darüber berichtet.
Anfang August hatten die beiden Brüder eine Einigung erzielt, ihre Rechtsstreitigkeiten zu beenden und einen neuen Gesellschaftervertrag zu vereinbaren. Nach Informationen aus Unternehmenskreisen erhält Christian Haub das Recht, in einem bestimmten Zeitfenster 2025 die Anteile von Georg Haub zu übernehmen und somit perspektivisch Alleineigentümer zu werden. Ebenso hat Georg Haub das Recht, seine Anteile an seinen Bruder zu verkaufen.
Teil der Einigung ist darüber hinaus, dass Georg Haub das Recht hat, ein eigenes Beiratsmitglied zu entsenden. Dies ist als Sonderrecht im Gesellschaftervertrag vermerkt und im Handelsregister einsehbar und nun geschehen.
Tengelmann wird von Georg Haubs jüngerem Bruder, Christian Haub, geführt. Er hält 69 Prozent an dem Unternehmen, Georg Haub die restlichen 31 Prozent.
Zur Tengelmann-Gruppe gehören der Textildiscounter Kik, die Baumarktkette Obi, die Immobiliengesellschaft Trei sowie Anteile am Dax-Konzern Zalando. Hinzu kommen Beteiligungen an Start-ups. Der Tengelmann-Umsatz lag zuletzt bei 8,3 Milliarden Euro. Damit gehört die Gruppe mit rund 75.000 Mitarbeitenden zu den größten nicht börsennotierten Familienunternehmen Deutschlands.
Der 57-jährige Christian Haub hatte nach dem Verschwinden seines ältesten Bruders Karl-Erivan im April 2018 in den Schweizer Alpen die Leitung von Tengelmann übernommen. Nach jahrelangem Streit kaufte er im vergangenen Jahr die Anteile der Kinder des verschwundenen Bruders und wurde so Mehrheitsgesellschafter. Für die Zahlung des Kaufpreises an die Erben hatte Christian Haub Rücklagen aufgelöst.
Nach einem Schulterschluss von Christian und Georg Haub im September 2021 war es Anfang dieses Jahres erneut zu einem Streit in der Familie gekommen. Der 60-jährige Georg Haub hatte die Rückzahlung von 800 Millionen Euro an die Tengelmann Warenhandelsgesellschaft gefordert. Er hatte dazu eine Anfechtungsklage gegen den Gesellschafterbeschluss zur Auflösung der Rücklagen eingereicht, wie das Handelsblatt im Februar berichtete. Anwaltlich wurde er dabei von Schüppen vertreten.
Ende Oktober hatte das Landgericht München bestätigt: „Die Parteien haben übereinstimmend den Rechtsstreit für erledigt erklärt.“
Bereits am Freitag wird Schüppen nun als viertes Mitglied an der Beiratssitzung teilnehmen. Er ist auch Wirtschaftsprüfer und sitzt im Aufsichtsrat des börsennotierten Baugeräteherstellers Wacker Neuson.
Der Beirat wird weiterhin von dem Ex-Beiersdorf-Vorstand Thomas Ingelfinger geführt. Des Weiteren gehören die Beirätin und Präsidentin des Wirtschaftsrats der CDU, Astrid Hamker, sowie Pier Paolo Righi, der CEO des Lifestyle-Unternehmens Karl Lagerfeld, dem Gremium an.
Der Anwalt von Christian Haub, Familienunternehmensexperte Mark Binz von der Kanzlei Binz und Partner, sagte gegenüber dem Handelsblatt: „Schade, dass Georg Haub nicht wie sein Bruder eine angesehene Unternehmerpersönlichkeit in den Beirat entsandt hat“. Binz, der Christian Haub bereits beim Ausscheiden der Erben von Karl-Erivan Haub vertreten hat, ist seit fast 30 Jahren Aufsichtsratsvorsitzender der börsennotierten Fielmann AG. Er nennt als Beispiel einen erfahrenen Immobilienexperten oder Investmentbanker. Und er fügt hinzu, dass die Wahl stattdessen „auf seinen langjährigen Prozessanwalt gefallen ist, der erst vor Kurzem das Unternehmen verklagt hat“.
Ein Beirat sei verpflichtet, in erster Linie die Interessen des Unternehmens wahrzunehmen. Ein Parteivertreter laufe deshalb Gefahr, „in schwerwiegende Interessenkollisionen zu geraten“. Matthias Schüppen wollte sich nicht weiter äußern.
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