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Weconomy

15.09.2019

15:57

Gründerwettbewerb

Die zehn innovativsten Start-ups des Weconomy-Contests 2019

Von: Larissa Holzki

Ein Pfandsystem für Tupperdosen, eine Maschinenverleihsoftware und ein neues Fahrzeug für die autofreie Stadt: Das sind die zehn Weconomy-Sieger 2019.

Der Mitgründer von UrmO mit seinem Produkt. Wissensfabrik/Jeske

Sebastian Gouy

Der Mitgründer von UrmO mit seinem Produkt.

Berlin Nach Carsharing und Homesharing machen wir jetzt Bowlsharing“, sagt Sven Witthöft und wedelt mit einer Plastikbox herum. Mit seinem Start-up Vytal will der junge Mann Berge von Verpackungsmüll durch ein Pfandsystem für Essen zum Mitnehmen beseitigen. „Tupperschüsseln gibt es genug auf der Welt, aber nie dort, wo man sie braucht“, sagt Witthöft, und die Jury lacht.

Bei Vytal könnten sich Kunden registrieren und dann überall eine wiederverwendbare Schale bekommen und wieder abgeben. Das soll mit Belohnungen funktionieren, erläutert er: Wer die Schale schnell zurückgibt, bekommt Bonuspunkte. Nur wer sie dauerhaft hortet, muss zahlen.

Witthöft hat wie neun andere Finalisten im Gründerwettbewerb Weconomy die Jury überzeugt. Mit dem Wettbewerb will der Verein Wissensfabrik zusammen mit dem Innovationszentrum Unternehmertum der Technischen Universität München und dem Handelsblatt dazu beitragen, dass aus ideenreichen Gründern erfolgreiche Unternehmer werden.

Die ausgewählten Gründer werden mit Entscheidern aus der Wirtschaft zusammengebracht, bekommen Coachings und Beratung.

Die Jury um Unternehmensberater Burkhard Schwenker aus dem Roland-Berger-Beirat bewertete die Start-ups nach ihren Marktchancen, dem potenziellen Kundennutzen und dem Innovationsgrad sowie ihrer Finanzplanung. Außerdem berücksichtigt die Jury, wie kompetent das Team ist, warum es an dem Wettbewerb teilnehmen wollte und wie es sich präsentiert hat.

Die Finalrunde von Weconomy zeigt auch, wie sich junge Gründer die Zukunft vorstellen. Für den Berater von morgen könnte Sebastian Gouy der Trendsetter sein. Gouy trägt sein Fahrzeug im Aktenkofferformat in den Juryraum. Ausgeklappt sieht der „Urmo“ aus wie ein Segway-Gerippe ohne Stange.

Der Gründer von Vytal mit seinem Produkt. Wissensfabrik/Jeske

Sven Witthöft

Der Gründer von Vytal mit seinem Produkt.

Er fährt 18 Kilometer pro Stunde und wäre geeignet, die autofreie Innenstadt vom Parkplatz aus zu erreichen. Noch ein Fahrzeug für den Radweg? „Aber eines, das nicht rumliegt und das auch mit in die S-Bahn passt“, argumentiert Gouy.

Um die Umwelt geht es auch Martin Schichtel. Sein Start-up Kraftblock basiert auf einer Technologie, die er während seiner Chemie-Promotion entwickelt hat. Im Kern geht es um ein Granulat, in dem Wärme bis zu 1300 Grad gespeichert und transportiert werden kann. So wird etwa Abwärme nutzbar gemacht.

Das Granulat ist laut Schichtel 100 Prozent ökologisch und zu 85 Prozent recycelbar. Fast scheint es ihm ein bisschen peinlich zu sein: Seine Erfindung besteht teilweise aus Dinkelmehl.

Kein Gründerwettbewerb ohne Plattformunternehmen, dessen Sinn darin besteht, Auftraggeber und Auftragnehmer zusammenzubringen. Bei Weconomy präsentiert Florian Waubke ein schlüssiges Geschäftsmodell für diese noch junge Unternehmensform. Über das Start-up FairFleet finde jedes Industrieunternehmen einen Drohnenpiloten, der das Know-how und die Ausrüstung hat, Wartungsflüge durchzuführen – zum Beispiel entlang von Stromtrassen oder über Häuserdächer.

Mithilfe intelligenter Technologie lässt sich bei solchen Flügen ermitteln, ob Reparaturen nötig sind oder welche Versicherungssumme nach einem Unwetter fällig wird.

Um Industriemaschinen kümmern sich auch Seriengründerin Diana Rees und ihre Mitgründerin Amine Ünal von ZKSystems. Ihre Blockchain-Technologie ermöglicht es, unveränderbar festzuhalten, wie eine Maschine genutzt wurde. Für ihre Kunden bedeutet das zum Beispiel, dass sie die verschiedensten Industriemaschinen viel flexibler verleihen und einen passenden Preis dafür errechnen können.

Rees war eine von zwei Start-up-Vertreterinnen in der Endrunde des Wettbewerbs. Nach wie vor gründen viel weniger Frauen als Männer, insbesondere im Technologiebereich.

Fabien Dombard hat mit einer Entwicklung von QuoScient gewonnen. Das Start-up gehört zu einem von nur acht Unternehmen, die vom Bundesamt in der Informationstechnik (BSI) für die Analyse von Hackerangriffen auf Unternehmen zertifiziert sind.

Mit der neuen Plattform QuoLab sollen Sicherheitsexperten eine Übersicht bekommen, welche Mitarbeiter und Technologien ihnen aktuell zur Verfügung stehen. Zudem können sich Fachleute aus verschiedensten Sicherheitsbereichen über die Plattform austauschen.

Umweltschutz, flexiblere Prozesse und IT-Sicherheit

Um Sicherheit geht es auch Markus Hertlein aus Gelsenkirchen. Er bringt Behörden, Bürger und moderne Identifikationslösungen zusammen. Geht es nach Sicherheitsexperte Hertlein und seinem Start-up XignSys, kann der Personalausweis an Rhein und Ruhr bald abgeschafft werden.

Die Authentifizierung geschieht dann mittels zwei Faktoren wie zum Beispiel PIN und Gesichtserkennung über das Smartphone. Das soll Zeitaufwand und Kosten für Menschen und Behörden verringern.

Als „Baukasten für den 3D-Onlineshop“ beschreibt Michael Neidhoefer das Angebot von ZReality. Er präsentiert bei Weconomy ein Computerprogramm, mit dem Marketingexperten in wenigen Minuten virtuelle Räume schaffen und ihre Ware darin ausstellen können.

Markus Felgenhauer hat sich das schwierige Ziel gesetzt, mehr Transparenz in die Pharmaindustrie zu bringen. Informationen über Chemikalien und pharmazeutische Wirkstoffe sind bisher nur schwer zugänglich und vergleichbar. Damit sich das ändert, entwickelt Felgenhauers Start-up Qyobo einen Algorithmus, der verschiedenste Datenquellen wie Handelsdaten, regulatorische Informationen und Produktlisten verknüpft und analysiert.

Auf Datenanalyse beruht auch das Start-up Carrypicker von Andreas Karanas, das den Transport von Teilladungen effizienter machen soll.

Die zehn Sieger der Finalrunde dürfen jetzt auf die Ratschläge erfahrener Manager gespannt sein. Die Endauswahl hat das schon angedeutet. „Die Jury hat genau die richtigen Fragen gestellt, über die wir auch immer wieder nachdenken“, sagt Witthöft. Solche Denkanstöße würden sein Start-up am Ende noch erfolgreicher machen.

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