Fast 200 Staaten haben am Samstagabend nach mehr als zwei Wochen Verhandlungen den Klimapakt von Glasgow verabschiedet. Der britische Gastgeber erklärte, dass mit den Vereinbarungen die schlimmsten Folgen der globalen Erwärmung abgewendet werden könnten. Nachfolgend die wichtigsten Punkte aus dem Abkommen:
MEHR EHRGEIZ
Die Staaten räumen ein, dass die bisher eingegangenen Verpflichtungen zum Abbau der Emissionen von Treibhausgasen bei weitem nicht ausreichen. Deren Ziel ist es eigentlich, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen im Vergleich zu den vorindustriellen Temperaturen. Um dieses Problem zu lösen, sollen die Regierungen die Ziele bis zum Ende des nächsten Jahres verschärfen. Bislang war das nur alle fünf Jahre geplant.
Wenn es nicht gelingt, strengere Ziele für die Emissionssenkung festzulegen und einzuhalten, hätte dies enorme Folgen: Wissenschaftler sagen, dass ein Anstieg von mehr als 1,5 Grad Celsius einen extremen Anstieg des Meeresspiegels und Katastrophen wie Dürren, gewaltige Stürme und Waldbrände auslösen würde. Diese könnten weit schlimmer wären als die, unter denen die Welt bereits jetzt schon leidet.
"Ich denke, wir können heute glaubwürdig sagen, dass wir 1,5 Grad Celsius in Reichweite gehalten haben", sagte Alok Sharma, der Präsident des COP26-Gipfels. "Wir werden nur überleben, wenn wir unsere Versprechen einhalten."
FOSSILE BRENNSTOFFE IM VISIER
Der Pakt enthält erstmals eine Formulierung, die die Länder auffordert, ihre Abhängigkeit von Kohle zu verringern und die Subventionen für fossile Brennstoffe zurückzufahren. Diese sind nach Ansicht von Wissenschaftlern die Hauptursache für den vom Menschen verursachten Klimawandel.
Die Formulierung in dem Abkommen blieb jedoch bis zuletzt umstritten. Kurz vor der Verabschiedung forderte Indien, dass die Länder nur aufgefordert werden, die Kohleverbrennung "schrittweise zu reduzieren" anstatt "auslaufen zu lassen". Diese Wortänderung löste im Plenarsaal große Unruhe aus, aber die Delegationen stimmten dem Antrag aber letztlich zu, um das Abkommen noch zu retten.
ZAHLUNGEN AN ARME UND GEFÄHRDETE LÄNDER
Bei den Forderungen der ärmeren Länder, dass die reichen Industriestaaten - die bislang für die meisten Emissionen verantwortlich sind - zur Kasse gebeten werden, hat das Abkommen einige Fortschritte gemacht. So werden die Industrieländer aufgefordert, ihre für Schwellenländer zur Anpassung an den Klimawandel bereitgestellten Finanzmitteln bis 2025 mindestens zu verdoppeln im Vergleich zu 2019. Zum ersten Mal wird auch der so genannte "Verlust und Schaden" im Deckblatt des Abkommens erwähnt. Das bezieht sich auf die Kosten, die einigen Ländern bereits durch den Klimawandel entstehen. Diese fordern seit Jahren finanzielle Hilfen, um die Kosten stemmen zu können. Im Rahmen des Abkommens haben sich die Industrieländer allerdings im Wesentlichen nur dazu bereit erklärt, die Diskussionen zu diesem Thema fortzusetzen.
REGELN FÜR GLOBALE KOHLENSTOFFMÄRKTE
Die Verhandler einigten sich auf Regeln für den CO2-Emissionshandel, die möglicherweise Billionen von Dollar für den Schutz der Wälder, den Bau von Anlagen für erneuerbare Energien und andere Projekte zur Bekämpfung des Klimawandels freisetzen könnten. Sowohl Unternehmen als auch Länder mit großen Waldbeständen hatten in Glasgow auf eine solide Vereinbarung über den staatlich geführten Emissionshandel gedrängt - in der Hoffnung, damit auch die schnell wachsenden globalen Märkte für freiwillige Ausgleichsmaßnahmen zu legitimieren.
Das Abkommen sieht nun einige Maßnahmen vor, die sicherstellen sollen, dass Gutschriften nicht doppelt auf nationale Emissionsziele angerechnet werden. Der bilaterale Handel zwischen Ländern wird nicht besteuert, um die Finanzierung von Klimaanpassungsmaßnahmen zu unterstützen. Dies war eine Kernforderung der ärmeren Länder.
Die Unterhändler einigten sich auch auf einen anderen Kompromiss: Dieser legt einen Stichtag fest, an dem Gutschriften, die vor 2013 ausgestellt wurden, nicht mehr übertragen werden können. Damit soll sichergestellt werden, dass nicht zu viele alte Gutschriften den Markt überschwemmen und zu Käufen anstelle von neuen Emissionssenkungen anregen.
NEBENBEITRÄGE
Es gab auch eine ganze Reihe bemerkenswerter Nebenabsprachen. Die USA und die Europäische Union standen an der Spitze einer globalen Initiative zur Verringerung der Methanemissionen. Dabei haben sich rund 100 Länder dazu verpflichtet, die Emission des besonders klimaschädlichen Methan bis 2030 um 30 Prozent im Vergleich zu 2020 zu senken.
Die USA und China, die beiden größten Kohlenstoffemittenten der Welt, kündigten außerdem eine gemeinsame Erklärung zur Zusammenarbeit bei Klimaschutzmaßnahmen an. Dies verdeutlicht Beobachtern zufolge die Absicht Pekings, mehr im Kampf gegen die globalen Erwärmung zu tun.
Unternehmen und Investoren gaben außerdem eine Reihe freiwilliger Zusagen ab. Diese haben beispielsweise die Abschaffung von Autos mit Benzin- und Dieselmotoren, die Dekarbonisierung des Flugverkehrs, den Schutz der Wälder und nachhaltigere Investitionen zum Ziel.
(Reuters)
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