In vier Jahren tritt in der Formel 1 ein neues Motorenreglement in Kraft. Die Eliteklasse des Motorrennsports will damit mehr CO2 einsparen.
Audi ist dem Weg in die Formel 1
Audi-Vorstandschef Markus Duesmann und sein Technik-Vorstand Oliver Hoffmann (von rechts nach links): So könnte ein Audi-Bolide aussehen, mit dem die VW-Tochter in vier Jahren in der Formel 1 antritt.
Bild: dpa
Düsseldorf Es wird grüner und umweltfreundlicher in der Automobilindustrie: Zu Beginn des nächsten Jahrzehnts sollen in Europa fast nur noch Elektroautos verkauft werden. Die komplette Fahrzeugproduktion könnte dann klimaneutral und ohne zusätzliche CO2-Belastung der Atmosphäre auskommen.
Da will die Formel 1 als wichtigste Rennsportklasse der Welt wachsendes Umweltbewusstsein demonstrieren. Zumal mit Autoherstellern wie Mercedes und Audi bekannte Namen im internationalen Rennzirkus vertreten sind oder bald vertreten sein werden, die sich im Alltagsgeschäft als Protagonisten sauberer (Elektro-)Antriebe verstehen.
Deshalb hat die Formel 1 im Sommer die Einführung eines neuen Motorenreglements beschlossen. Von 2026 an werden alle Rennsportteams mit einem neuen Mix aus Verbrenner- und Elektroantrieb antreten. Mit diesem Hybridansatz wollen die Formel-1-Verantwortlichen garantieren, dass bei künftigen Rennen keine zusätzliche CO2-Belastung mehr entsteht. Die ersten Autohersteller reagieren positiv auf die Regeländerung: Audi will 2026 in die Formel 1 einsteigen.
Mohammed Ben Sulayem ist Präsident des internationalen Rennsportverbands FIA, der die Formel-1-Rennen veranstaltet. Mit dem neuen Motorenreglement beweise die Rennsportklasse, dass sie den Weg in Richtung Nachhaltigkeit und Klimaneutralität eingeschlagen habe. „Die Erfahrungen, die wir im Rennsport sammeln, können später im Alltagsbetrieb auf gewöhnliche Autos übertragen werden“, sagte der FIA-Präsident über das neue Reglement.
Die künftigen Motorenvorgaben für die Formel 1 sollen an zwei Stellen für einen umweltgerechten Rennsportbetrieb von 2026 an sorgen. Im Verbrennerteil des Hybridantriebs werden ausschließlich E-Fuels aus recycelten Materialien (Biomasse, Müll) verwendet.
Außerdem wird als zweites Aggregat ein Elektromotor vorgeschrieben, der ungefähr genauso leistungsstark ist wie der Verbrenner. Die künftigen Formel-1-Autos werden auch mit dem kombinierten Hybridantrieb auf die aktuelle Leistung von ungefähr 1000 PS kommen.
Red Bull Racing
Eine Vereinbarung mit dem österreichischen Rennstall Red Bull scheiterte im letzten Moment.
Bild: IMAGO/Motorsport Images
Bei der Entwicklung der E-Fuels arbeitet die Formel 1 eng mit dem saudischen Ölmulti Aramco zusammen, der den Motorsport schon länger unterstützt. Nach Angaben aus Verbandskreisen wird Aramco zwei Fabriken errichten, in denen die E-Fuels für die Formel 1 produziert werden sollen.
Im Jahr 2013 hat jeder Rennwagen während eines Grand Prix der Formel 1 durchschnittlich 160 Kilogramm Kraftstoff vom Start bis zum Ziel verbraucht. 2020 sind daraus mit schärferen Umweltregeln immerhin schon 100 Kilogramm geworden. Mit dem neuen Motorenreglement würde bei 70 Kilogramm pro Rennen und Fahrzeug Schluss sein.
Inzwischen steht fest, dass die Formel 1 mit den künftigen Motorenregeln den ersten zusätzlichen Autohersteller für den Rennzirkus gewinnen konnte. „Mit der Verabschiedung des neuen Reglements wurden unsere wesentlichen Anforderungen für den Einstieg erfüllt“, begründete Audi-Vorstandschef Markus Duesmann den Einstieg in die Formel 1. Die Rennserie unternehme damit „einen großen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit“.
2026 will die Volkswagen-Tochter erstmals mit einem eigenen Wagen auf den Rennstrecken unterwegs sein. Audi kooperiert mit dem Team Sauber und erwirbt einen Anteil an dem Schweizer Rennstall. Der Schwerpunkt der eigenen Entwicklungsarbeit von Audi liegt auf dem Antrieb. Nicht jedes Formel-1-Team stellt einen eigenen Motor her.
Zum Investitionsbedarf für das eigene Formel-1-Engagement schweigt der Ingolstädter Premiumhersteller. Ein mittlerer dreistelliger Millionenbetrag gilt in Rennsportkreisen als Mindesteinsatz. Audi hofft, dass sich der Aufwand bezahlt macht. Wenn die VW-Tochter in einigen Jahren vorne in der Formel 1 mitfahren sollte, würden hohe Werbeerträge fließen.
Beinahe hätte es mit Porsche einen zweiten neuen deutschen Formel-1-Mitbewerber gegeben. Doch die für sicher gehaltene Vereinbarung mit dem österreichischen Rennstall Red Bull scheiterte im letzten Moment. Das neue Reglement war auch für Porsche einer der wesentlichen Gründe für den geplanten Einstieg in die Topklasse des Rennsports.
>> Lesen Sie hier, warum die Gespräche von Porsche mit Red Bull gescheitert sind
Trotz der Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit und Klimaneutralität steht die Formel 1 in der Kritik. Für den früheren Weltmeister Sebastian Vettel, der seine aktive Formel-1-Karriere in diesem Jahr beendet, müsste das neue Motorenreglement früher eingeführt werden. „2026 finde ich zu spät, um darin eine Vorreiterrolle zu sehen. Synthetische Kraftstoffe gibt es bereits, warum wartet man also noch vier Jahre?“, sagte Vettel im Interview mit dem „Spiegel“.
Mit dem Hybridantrieb löst die Formel 1 zudem nur einen kleinen Teil ihres CO2-Problems. Bei den Rennen fällt nur etwa ein Prozent der gesamten Kohlendioxid-Belastung an. Viel gewichtiger sind die vielen Reisen rund um den Globus von Austragungsort zu Austragungsort mit der tonnenschweren Ausrüstung aller Rennställe. Auf die Formel-1-Logistik entfallen während einer Rennsaison mehr als 40 Prozent des CO2-Ausstoßes. Bis 2030 will die Formel 1 auch diese CO2-Belastung entscheidend reduzieren.
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