Die Pelletspreise haben sich 2022 auf Rekordhöhe bewegt. Seit vergangenem Herbst sinken die Preise für Holzpellets allerdings stetig: im Februar erneut.
Pelletpreise
In Deutschland heizen immer mehr Menschen mit Pelletheizung oder Pelletofen.
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Düsseldorf Heizen mit Pellets gewinnt angesichts der Energiekrise weiter an Beliebtheit. Bereits 2021 gab es laut dem Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband bundesweit 570.000 Heizungen und Öfen mit dem Energieträger – Tendenz steigend.
Die Preise für Pellets haben wie etwa Erdgas in den letzten Monaten eine Rally erlebt. Im Verlauf des Jahres stieg der Preis für eine Tonne in einem Sechs-Tonnen-Bündel von 366 Euro im Januar auf 764 Euro im September.
Verbraucher sind entsprechend verunsichert, worauf sie sich einstellen müssen. Warum sind Pellets plötzlich so teuer? Sinken die Preise in absehbarer Zeit? Lohnt sich Heizen mit Holz und das Umrüsten auf eine Pelletheizung überhaupt noch? Wann ist der beste Zeitpunkt, um Pellets zu kaufen? Wie viel Tonnen braucht man eigentlich im Jahr? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Eine Tonne kostete Mitte Februar bundesweit durchschnittlich 428 Euro. Das ist zwar noch immer mehr als 55 Euro im gleichen Vorjahreszeitraum. Allerdings betrug der Pelletspreis im Dezember 2022 noch 499 Euro. Der Preis sinkt damit weiter anhaltend, wie die Daten des Deutschen Pelletinstituts (DEPI), einem Branchenverband, zeigen. Das DEPI erhebt die Pelletspreise regelmäßig zum 15. jedes Monats.
„Bislang gab es eine Überversorgung mit Pellets“, erklärt Martin Bentele, Geschäftsführer des DEPI. Es gab mehr Pellets als verheizt wurden. Die deutschen Hersteller haben den Daten zufolge im vergangenen Jahr rund 200.000 Tonnen exportiert.
Das machte sich in den vergangenen Jahren auch bei den Preisen bemerkbar. Die durchschnittliche jährliche Steigerung lag zwischen 2012 und 2021 bei moderaten 0,24 Prozent, zeigen Daten des DEPI. Doch im Sommer 2022 war vieles anders. „Die Nachfrage war dreimal größer als das Angebot“, sagt Emil Sopper vom Mischkonzern Baywa, einem der größten deutschen Pellethändler.
Immer mehr Verbraucher steigen auf das Heizen mit Holz um. „Seit dem Ukrainekrieg ist die Nachfrage stark erhöht“, sagt Experte Bentele. Die Verbraucher haben aus seiner Sicht Angst vor Gasknappheit und hoffen auf niedrigere Heizkosten im Vergleich zu fossilen Brennstoffen.
„Viele bestehende Heizungsbetreiber sind auch in Panik verfallen und kaufen auf Vorrat“, so Bentele. Die Produktion könne nicht schnell genug auf die gestiegene Nachfrage reagieren. „Die Hersteller planen weitere Werke, aber es dauert durchschnittlich zwei Jahre, bis diese auch in Betrieb sind und mehr produziert werden kann“, sagt Bentele. Hamsterkäufe trieben die Preise zusätzlich in die Höhe.
Hinzu kommt, dass die hohen Energiepreise auch die Herstellung teurer machen. „Pellets zu produzieren ist sehr stromintensiv“, erklärt Bentele.
Probleme bereitete zudem die Logistik. Es fehlten Spezial-Lkw, die Holzpellets mit einem verbauten Staubsauger in den Tank laden können. „Wir hatten im vergangenen Jahr bereits zehn neue Lkw bestellt“, sagt Holzpellet-Händler Sopper. Ausgeliefert sei bisher kein einziger – dem Lkw-Hersteller fehlten wegen unterbrochener Lieferketten Montageteile.
Die Pelletspreise sinken seit Oktober 2022 wieder. Auch im November und Dezember sind die Holzpelletspreise weiter deutlich gesunken. „Die steigende Tendenz ist gestoppt“, sagt Bentele. Es gebe einen Nachfragerückgang, die Lager der meisten Verbraucher seien gefüllt.
Auch Händler Sopper sieht eine nachhaltige Entspannung. „Wir haben bei den Pelletpreisen einen funktionierenden Markt“, sagt er. Die Nachfrage sei gesunken, da die Lager der Bestandskunden nun gefüllt seien. „Jetzt kaufen noch Neukunden oder gewerbliche Großkunden, die mehr verbrauchen“, erklärt Sopper.
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Der Preis wird auch durch die Kosten für Späne, den Rohstoff der Pellets, beeinflusst. „Durch die günstigen Holzpreise könnte der Absatz von Bauholz wieder anziehen“, sagt Experte Bentele. Dann würden auch wieder mehr Sägewerksabfälle für die Pelletproduktion anfallen – und die Preise weiter niedrig halten.
Holz ist eine beliebte Alternative zu den fossilen Brennstoffen Öl und Gas geworden. Wer mit Holz heizen möchte, sollte sich zuerst entscheiden, ob er zentral oder dezentral heizen möchte. Die bekannteste dezentrale Variante ist ein Kamin oder ein Ofen. Bei der Verbrennung von Holzscheiten entsteht eine zusätzliche Wärmequelle für einzelne Räume.
Für zentrale Heizungssysteme gibt es mehrere Möglichkeiten. Die wohl bekannteste Variante ist die Holzpelletheizung. Dabei werden Pellets aus zusammengepressten Sägespänen verfeuert, der Heizkessel wird automatisch bestückt.
Eine weitere Alternative sind Hackschnitzel. Diese sind im Grunde genommen zerkleinertes Holz und werden ebenfalls automatisch verbrannt. „Der Brennstoff ist nicht genormt, die Verbraucher wissen nicht, was alles darin enthalten ist“, sagt Energieexperte Brandis. Zudem gibt es die Scheitholzheizung, die klassisch mit Holzscheiten betrieben wird. Sie erfordert allerdings mehr Aufwand, da sie händisch betrieben wird. „Diese Heizung lohnt sich eher für Waldbesitzer oder Förster“, meint Brandis.
Die meisten Holzpellets in Deutschland sind Reste aus den heimischen Sägewerken. Im ersten Halbjahr 2022 wurden mehr als 2,7 Millionen Pellets in Deutschland produziert – so viel wie nie zuvor.
Die Produktion ist zwar wegen der gestiegenen Nachfrage ausgelastet, doch der Import günstiger Ware keine Lösung. „International sind die Strompreise gestiegen und damit auch die Produktionskosten“, sagt Bentele. Zudem setzen immer mehr Kraftwerke auf Holzpellets statt auf teure Kohle. „Der internationale Markt ist so gut wie leer gefegt“, bemerkt Experte Bentele. Importware stehe daher für Privatverbraucher nur sehr begrenzt bereit.
Lkw liefert Pellets an
Die Pelletpreise stiegen auch, weil es zu wenig Spezialfahrzeuge für den Transport gab, um die Nachfrage zu bedienen.
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Der Import könnte aber künftig an Bedeutung gewinnen, wenn immer mehr Großkunden wie beispielsweise Krankenhäuser auf Pelletheizungen umsteigen. „Bei einer steigenden Nachfrage wird das Restholz in Deutschland irgendwann knapp, dann müssen wir importieren“, sagt Baywa-Händler Sopper. Schon jetzt konkurrieren die Produzenten mit der Papier- und Spanplattenindustrie um die heimischen Sägewerksabfälle.
Heizen mit fossilen Brennstoffen ist meistens deutlich teurer als die Holzalternative. So kostete beispielsweise Mitte Oktober die Kilowattstunde (kWh) einer Holzpelletheizung 14,88 Cent, rechnet das DEPI vor. Für die gleiche Heizleistung zahlten Verbraucher mit Ölheizungen 16,40 Cent pro kWh. Wer mit Gas heizt, heizte am teuersten: Der Preis pro kWh lag bei 20,09 Cent.
Allerdings schwanken die Energiepreise momentan stark. Deshalb ist das Heizen mit Holzpellets kurzzeitig teurer als mit Öl. Mitte November kostete die Kilowattstunde einer Pelletheizung 13,51 Cent. Besitzer einer Ölheizung zahlten hingegen nur 13,05 Cent pro kWh.
Pelletheizungen haben aber auch grundsätzlich einen Preisvorteil: Sie sind von der Energiesteuer befreit und unterliegen nicht der CO2-Bepreisung. Auch lag der Mehrwertsteuersatz bislang mit sieben Prozent unter dem für Gas und Öl. Seit Oktober gilt allerdings für Gas ebenfalls der niedrigere Satz.
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Verbrennen Verbraucher eine Tonne Pellets, entstehen dabei rund 5000 kWh Heizenergie – das ist schon ein Viertel eines durchschnittlichen Jahresverbrauchs eines Einfamilienhauses.
Um verschiedene Brennstoffe miteinander zu vergleichen, wird der Heizwert herangezogen. Dieser sagt aus, wie hoch die maximale Wärmemenge ist, die bei der Verbrennung eines Kilogramms des Brennstoffs entsteht. So entspricht ein Liter Heizöl beispielsweise etwa zehn kWh. „Um die gleiche Heizleistung zu bekommen, müssen Sie zwei Kilogramm Holzpellets verbrennen“, rechnet Experte Bentele vor.
Eine Pelletheizung lohnt sich auch noch jetzt, gerade für Leute, die eine grüne Alternative zu ihrer alten Ölheizung suchen. Die Technologie ist laut Experten umweltfreundlicher als die Alternative mit dem fossilen Brennstoff.
„Sinnvoll ist die Pelletheizung vor allem zusammen mit einem Pufferspeicher“, sagt Martin Brandis von der Energieberatung der Verbraucherzentrale. In diesem werde die produzierte Wärme gespeichert, bis sie wieder gebraucht wird, und gehe nicht verloren. „Eine weitere sinnvolle Ergänzung ist auch eine Solarthermieanlage“, sagt Brandis. Diese kann zur Warmwasseraufbereitung, aber auch zur Unterstützung der Raumheizung genutzt werden.
Noch werden Pelletheizungen auch gefördert. Die Bundesregierung hat die finanzielle Förderung zwar seit August gesenkt, erstattet aber weiter bis zu 20 Prozent der Kosten. In einem neuen Entwurf des Wirtschaftsministeriums ist geplant, die Förderung einer Pelletheizung an den Einbau einer Solarthermieanlage zu binden. „Wer kauft sich dann noch eine Pelletheizung, wenn zusätzlich noch die Kosten einer Solaranlage dazukommen?“, sagt DEPI-Geschäftsführer Bentele.
Verbraucherschützer Brandis hält dagegen die Absenkung des Fördersatzes für richtig. „Mit der Pelletheizung allein werden wir die Energiewende nicht schaffen“, meint Brandis. Auch die Ergänzung mit einer Solarthermieanlage sei sinnvoll.
Pelletheizungen haben allerdings nicht nur Vorteile. Das Umweltbundesamt kritisiert eine zu hohe Schadstoffbelastung. Allerdings bezieht sich die Kritik allgemein auf die Holzverbrennung. „Eine Pelletheizung hat einen viel geringeren Schadstoffausstoß als ein Kamin“, sagt Verbraucherschützer Brandis.
Die Kosten einer Pelletheizung variieren je nach Größe des Hauses und technischen Anforderungen. „Durchschnittlich kostet eine Holzpelletheizung zwischen 28.000 bis 32.000 Euro“, sagt Emil Sopper vom Rohstoffhändler Baywa. Entscheiden sich Verbraucher noch für eine zusätzliche Solarthermieanlage, kommen Kosten von rund 10.000 Euro dazu.
Der Pelletsverbrauch ist immer individuell und hängt sowohl vom Heizverhalten als auch von der technischen Ausstattung der Heizanlage ab. Der Heizwert einer Tonne Pellets entspricht etwa 5000 kWh. Bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 20.000 kWh für ein Einfamilienhaus ergibt das einen Verbrauch von rund vier Tonnen Pellets.
Wer von einer Ölheizung umrüstet, kann meist direkt den alten Platz des Öltanks nutzen. „Der Pellettank hat die gleiche Größe“, sagt DEPI-Geschäftsführer Bentele. Fehlt ein Heizungsraum im Keller, können die Pellets auch an anderen Orten wie beispielsweise auf dem Dachboden oder im Erdtank im Garten gelagert werden. Wichtig sei nur, eine Leitung zur Heizung zu haben, sagt Bentele.
„Es wird empfohlen, den Jahresvorrat auf Lager zu halten“, erklärt Verbraucherschützer Brandis. Das seien durchschnittlich vier bis fünf Tonnen Holzpellets.
Sind die Pellets einmal im Tank, sind sie nahezu unbegrenzt haltbar. „Es ist nur wichtig, dass kein Wasser oder Feuchtigkeit an die Pellets kommt“, sagt Pelletexperte Bentele. „Der Lagerraum sollte gelüftet, trocken und für ein Silofahrzeug zugänglich sein“, erklärt Heizungsexperte Brandis.
Wie viele Tonnen Pellets man zu Hause lagern darf, ist je nach Bundesland unterschiedlich geregelt. Grundlage ist dabei immer die Feuerungsverordnung.
Je nach Heizungsmodell, verbraucht eine Pelletheizung unterschiedlich viel Strom. Viele Pelletheizungen befördern die Holzpellets mit einer Förderschnecke in den Heizkessel. „Bei einer Förderschnecke ist der Stromverbrauch eher niedrig“, sagt Energieexperte Brandis.
Werden die Pellets mit einem Gebläse in den Kessel befördert, sei der Stromverbrauch etwas höher. Grundsätzlich sei der Stromverbrauch aber bei einer Entscheidung für eine Pelletheizung nicht das wichtigste Kriterium, sagt Brandis.
Wer bei hohen Preisen sparen möchte, kommt vielleicht auf die Idee, seine Pellets selbst zu machen. Im Internet finden sich dafür einige Anleitungen. Benötigt wird dafür nicht nur Holz, sondern auch eine hochwertige Presse, die das zerkleinerte Holz in Form presst. Diese kann mehrere Tausend Euro kosten.
DEPI-Geschäftsführer Bentele sieht Pellets als industrielles Produkt, was eine gewisse Qualität gewährleiste, und verweist auf das ENplus-Zertifikat. Dieses Zertifikat wurde vor mehr als zwölf Jahren vom DEPI initiiert und orientiert sich an internationalen Normen. Pellets mit dem Zertifikat garantieren eine hohe Qualität. Und die ist wichtig, da sie den Heizwert beeinflusst. „Holzreste mit Rinde können die Heizleistung von Pellets mindern“, sagt auch Pellethändler Sopper.
Nach dem Winter ist vor dem Winter: „Verbraucher sollten zwischen Frühjahr und Herbst kaufen, wenn ihr Vorratsbehälter fast leer ist“, sagt Sopper. Auch Bentele vom DEPI rät dazu, im Sommer zu kaufen. Traditionell sind dann die Preise am niedrigsten. 2021 waren im Mai und Juni die Tonne Holzpellets bei einer Sechs-Tonnen-Lieferung bundesweit am günstigsten, wie Zahlen des DEPI zeigen.
Nur dieses Jahr haben sich die Preise zum ersten Mal gegen den Trend entwickelt und sind im Sommer gestiegen. „Die Situation war nicht erwartbar“, sagt Bentele. Er gehe aber von einer weiteren Normalisierung auf dem Markt aus.
Erstpublikation: 28.08.2022, 09:17 Uhr (zuletzt aktualisiert: 17.02.2023, 15:38 Uhr).
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