Handelsblatt App
Jetzt 4 Wochen für 1 € Alle Inhalte in einer App
Anzeigen Öffnen
MenüZurück
Wird geladen.

31.01.2020

09:01

Serie: So steigern Sie Ihr Gehalt

Wie viel Geld kann ich fordern? So ordnen Sie sich richtig ein

Von: Kirstin von Elm, Lilian Fiala, Anne Koschik

Nicht nur Berufseinsteiger hadern damit, die persönliche Expertise für eine Gehaltseinstufung einzuschätzen. Mit diesen Tipps lässt sich das ändern.

Viele Arbeitnehmer tun sich schwer damit, die richtige Menge Geld zu fordern. IMAGO

Ein Stück vom Kuchen abhaben

Viele Arbeitnehmer tun sich schwer damit, die richtige Menge Geld zu fordern.

Düsseldorf Selbst die beste Recherche schafft selten absolute Klarheit: Es gibt keine allgemeingültigen Gehaltsangaben – weder für BWLer, Juristen noch Ingenieure.

Es gibt eben nur Richtwerte: Gehaltsangaben, die Unternehmen in ihren Stellenangeboten machen, Gehaltsangaben, die Personaler bei der Bundesagentur für Arbeit melden, Gehaltsgrößen, die Headhunter aus ihrer Vermittlungstätigkeit kennen und Gehaltsangaben, die Angestellte in Gehaltsportalen selbst eintragen.

Daraus entstehen nicht selten Gehaltsreports, die meist branchenspezifisch sind und häufig zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen – wenn auch nur in Nuancen.

„Das macht die meisten Kandidaten recht unsicher“, stellt Gehaltscoach Martin Wehrle immer wieder fest. Vor allem, weil in Deutschland auch kaum über Gehälter geredet werde.

„Wer viel verdient, der schweigt, um keinen Neid zu wecken. Und wer wenig verdient, der schweigt aus Scham.“

Vergleichswerte ermitteln

Dabei gibt es kein Gesetz, das verbietet, die Höhe seines Gehaltes zu nennen. Auch arbeitsvertragliche Sanktionen wie Abmahnung oder Kündigung sind in der Regel nicht zu fürchten. Im Gegenteil will das seit 2017 gültige Entgelttransparenzgesetz sogar mehr Offenheit in den Unternehmen, um eine bessere Vergleichbarkeit und mehr Lohngerechtigkeit zu erzielen.

Grafik

Was also ist zu tun? Jeder muss selbst die verschiedenen Quellen prüfen und gegeneinander abwägen. „Ergänzt durch die Informationen persönlicher Kontakte“, wie es zum Beispiel Gehaltscoach Wehrle empfiehlt. Er weist auch darauf hin, dass selbst Tariflöhne „nur Mindestgehälter für Mindestleistung“ seien, „zum Schutz der Schwachen gedacht.“

Neben persönlicher Qualifikation und Einstiegsposition „beeinflussen die Faktoren Branche, Größe und Bundesland maßgeblich, was Unternehmen zahlen“, sagt Personalmarkt-Chef Philip Bierbach. Für Bewerber heißt das: Das persönliche Wunschgehalt lässt sich nicht überall und in jedem Unternehmen realisieren.

Individuelle Ansprüche festlegen

Bewerber sollten sich deshalb über ihre persönlichen Präferenzen klar werden:

  • Wonach suche ich?
  • Was ist mir wichtig?
  • Und worauf kann ich verzichten?

Wer sich in diesen drei Punkten sicher ist, kann gut gerüstet in die Gehaltsverhandlung einsteigen. Entscheidend ist es immer, realistische Vorstellungen vom Zielgehalt zu haben – und zu wissen, welches Jahresbrutto eine Mindestanforderung darstellt.

Alleinstellungsmerkmale herausarbeiten

Herausragende Erfahrungen und Kenntnisse verbessern dabei die Verhandlungsposition. Sie unterstreichen die Persönlichkeit und zeigen den USP („Unique Selling Point“), also ein mögliches Alleinstellungsmerkmal. Und womit glänzt es sich besonders gut? Hier ist das Feedback von Kollegen und Freunden besonders nützlich.

Mit Hilfe der „Drei-Wort-Beschreibung“ schärfen sie den Blick für das Wesentliche einer Person. Denn nach fünf oder sechs solcher Drei-Wort-Beschreibungen bilden sich Muster heraus, wie Dorie Clark, Autorin des Selbstmarketing-Bestsellers „Reinventing You“ festgestellt hat. Und diese geben wertvolle Hinweise auf den eigenen USP.

Der USP lässt sich zudem weiter ausbauen. Wer viel erreichen will, kann nebenberuflich eine Weiterbildung aufsetzen oder mit einem MBA seine Gehaltsaussichten immens steigern. Diese Kompetenzerweiterung kann sich sowohl fachlich als auch in Führungsangelegenheiten auszahlen.

Mehrere Studien belegen, dass Unternehmen viel Wert darauf legen, wenn ihre Mitarbeiter auf dem neuesten Stand sowie motiviert und engagiert sind. Gerade in der aktuellen Situation, in der die Digitalisierung schnell voranschreitet und vielfältige Umstrukturierungen in den Unternehmen nach sich zieht, sollte niemand darauf verzichten.

Auf den Arbeitsmarkt der Zukunft einstellen

Mit einer guten Weiterbildung können Arbeitnehmer die Arbeitswelt der Zukunft realisieren und den Wandel aktiv mitgestalten:

  • Sie werden den Anforderungen des modernen Arbeitsmarkts gerecht,
  • sichern ihren Arbeitsplatz,
  • steigern ihren Marktwert,
  • können neue Positionen bekleiden
  • und ihr Gehalt vermehren.

Unternehmen schätzen das überdurchschnittlich hoch ein: In einer Befragung für den Trendmonitor Weiterbildung durch die HHL Leipzig Graduate School of Management zusammen mit dem Stifterverband und dem E-Learning-Anbieter Lecturio gaben 98 Prozent der Unternehmen an, dass Weiterbildung „für den langfristigen Unternehmenserfolg wichtig“ sei.

Weiterbildungen bringen nicht nur eine bessere Position und mehr Gehalt, sondern oft auch ganz neue Perspektiven für einen höherrangigen Job bei einem anderen Unternehmen. Da kommt die Gehaltssteigerung manchmal schon von ganz allein.

Geeignete Weiterbildungsformen ausfindig machen

Privatanbieter oder Hochschulen – wem vertrauen die Unternehmen mehr? Mal so, mal so – darauf lässt der Trendmonitor Weiterbildung schließen: Denn 62 Prozent der Unternehmen konnten hier keine klare Entscheidung treffen. Aber 23 Prozent gaben eindeutig Hochschulen den Vorzug – sei es für deren Tagesseminare, Konferenzen, Zertifikatskurse oder Teilzeitstudiengänge. Nur 15 Prozent verwiesen auf die privaten Anbieter. Als Lernform kommt am besten eine Mischform von Online- und Präsenzlehre an. Der Aufwand lohnt sich.

Höheren Marktwert berechnen

Die Durchschnittswerte über alle Formen der Weiterbildungen hinweg ergeben folgendes Bild: Je nach Qualität und Ausprägung der Weiterbildung sind laut Wirtschaftsforschungsinstitut ZEW mindestens sechs Prozent mehr Gehalt zu erwarten. Für Akademiker liegt die Spannweite für ein Jahresplus sogar bei 10.000 bis 20.000 Euro, hat die Vergütungsplattform gehalt.de errechnet.

Und nicht nur Akademiker profitieren von einer Weiterbildung: Selbst in Lehrberufen sind die Gewinnsprünge hoch, zwischen 6000 und 15.000 Euro plus sind je nach Berufsfeld am Jahresende möglich – dem Fachwirt oder Meister sei Dank.

Tatsache ist: Wer mit einer Weiterbildung eine höhere Position oder mehr Gehalt erreichen will, ist meist erfolgreich. Zwei Drittel der Befragten in einer DIHK-Umfrage unter knapp 18.000 Absolventen bestätigten dies.

Direkt vom Startbildschirm zu Handelsblatt.com

Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.

Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.

×